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Offener Wettbewerb | 09/2015

Neubebauung Quartier 3

3. Preis

Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

Architektur

Riepl Kaufmann Bammer Architektur

Architektur

Erläuterungstext

Arbeitsgemeinschaft:
Gangoly & Kristiner Architekten + Riepl Kaufmann Bammer Architektur

Mitarbeitende:
Christina Mellacher
Andreas Rosian
Fabian Steiner
Marta Bardelli

Landschaftsplanung: D\D Landschaftsplanung


ERLÄUTERUNGSTEXT:


Städtebau

Das Projekt folgt den Vorgaben des Rahmenplans für Reininghaus und den ergänzenden
Wettbewerbsgrundlagen.
Das Quartier 3 ist Teil des zentralen Rückgrates des gesamten Stadtteils Reininghaus
zwischen Esplanande und Alter Poststraße. Als Teil dieses Rückgrates kommt dem
Quartier auch eine übergeordnete Bedeutung zu. Im Zentrum der Überlegungen steht nun
ein städtischer, in unterschiedliche Bereiche gegliederter Quartiersplatz. Ein öffentlicher
Raum mit klaren räumlichen Grenzen und definierten Zugängen.
Die Bebauung übernimmt die aus den Vorgängerwettbewerben destillierte Konzeption
einer klar lesbaren Sockelzone zur Aufnahme der öffentlichen und halböffentlichen
Nutzungen und den darüber abgesetzt aufragenden Wohngeschossen. Dieser Ansatz
ist insofern überzeugend, da er neben der stadtteilprägenden Charakteristik die in der
Fläche eigens definierte Sockelzone für die notwendige Diskussion über ihre Nutzung
äußerst flexibel aber auch attraktiv macht. Die stadträumliche Konsequenz ist ebenso
überzeugend. Einerseits wird entlang der öffentlichen Straßenräume eine entsprechende
unerlässliche Raumbildung geboten, andererseits aber bleiben durch das poröse Stadtbild
in den oberen Wohngeschossen Blickbeziehungen über das Quartier hinaus erhalten.
Das geschieht zum Vorteil der Quartiersbewohner aber auch zum Vorteil der zukünftig
angrenzenden Wohnquartiere. Ergänzt wird die städtebauliche Konzeption mit zwei
freistehenden Punkthäusern.
Für die Weiterentwicklung dieser Konzeption waren die Anregungen der Jury äußerst
hilfreich. Entlang der Alten Post Straße wurde der tiefe Erdgeschosssockel mit großen
Verkaufsflächen zugunsten einer feingliedrigeren Disposition, die deutlich stärker den
Quartiersplatz gliedert und unterschiedliche Zonen definiert, aufgegeben. Die darüber
aufragenden Volumen erhalten ebenfalls unterschiedliche Dimensionierungen und
Zuschnitte, sodass ein breites Angebot an verschiedenen Wohnungstypologien entsteht.
Der durchgängige Baukörper entlang der Esplanade wurde in drei einzelne Baukörper
aufgelöst, ohne den für die räumliche Wirkung der Esplanade essentiell notwendigen
Fassadenabschluss aufzugeben. Die Durchlässigkeit ins Quartier wird durch die beiden
10 Meter breiten Öffnungen in der Straßenfront und die beiden baumbepflanzten
Zugangsplätze gewährleistet.


Nutzung Sockelzone

Ergänzend zu diesen grundsätzlichen Überlegungen werden sowohl Sockel wie auch die
Wohngeschosse entlang der Esplanade unterschiedlich behandelt. Der Sockel entlang
der Esplanade bleibt schmal, an den Durchgängen zum Platz reihen sich kleinteilige
Nutzungen, wie Gastronomie, Feinkost, Blumen, Lifestyle. Diese Nutzungen wirken
sowohl in Richtung Straßenraum wie auch in Richtung Quartiersplatz. Die Foyers für
die Nutzungen in den Obergeschossen sind kombiniert mit den Fahrradabstellräumen
durchgesteckt.
Die Sockelzone entlang der Alten Poststraße wurde grundsätzlich überarbeitet. Anstelle
der durchgängig breiten Zone werden einzelne Volumen entsprechend ihrer Funktion
in Richtung Quartiersplatz vorgeschoben oder zurückgenommen. In mitten der Anlage
entsteht damit ein Quartierszentrum, das als gemeinschaftliche Einrichtung auf die
verschiedensten Bedürfnisse der Bewohnerinnen reagieren kann. Die dargestellten
Funktionen stellen damit nur eine mögliche Nutzungsvariante dar. Ein Quartierscafe als
Treffpunkt in Kombination mit einer Stadtteilbibliothek, einem Stadtteilbüro und einem
multifunktionalen Veranstaltungssaal bilden eine Ausgangsbasis, die z.B. mit Einrichtungen
für betreutes Wohnen an dieser Stelle ergänzt werden können. Im südlichen Bereich
des Quartiers kann eine Kinderbetreuungseinrichtung mit den notwendigen Freiflächen
angeboten werden.
Angrenzend an zwei Foyers gibt es zusätzliche Gemeinschafträume die den unmittelbaren
Bewohnern zugeordnet werden. Die beiden Hausgärten, durch eine umschließende Mauer
geschützt, dient als grüner, privater Rückzugsraum für die Hausbewohner.


Quartiersplatz und Grünraum

Der Quartiersplatz ist letztlich ein Hybrid aus städtischem Platz, Fragmenten eines
Parks und städtischem, flexibel bespielbarem Freiraum. Grüninseln und der Wechsel im
Bodenmaterial, Betonflächen und wassergebundene Decken sorgen für unterschiedliche
Klimazonen und damit auch für Bereiche des Aufenthalts und Bereiche der Bewegung.
Ein großzügiger Platz mit entsprechendem Entwicklungs- und Aneignungspotential.
Dieses Grundthema wird nun in der 2.Stufe deutlich differenzierter formuliert. Die
städtisch öffentliche Zone rund um die Erdgeschosszone entlang der Esplanade wird
abgestuft durch den Wechsel an Grünflächen und anderen Oberflächen in halböffentliche
Zonen übergeführt. Die entstehenden Schwellen sind eindeutig, ohne aber Grenzen zu
formulieren.


Ergänzender Text der Freiraumplanerinnen

Ausgehend von einem urbanen, befestigten Bereich, der die Gebäude entlang der Esplanade
umspült, wird der Freiraum zur östlichen Wohnbebauung hin immer grüner und bewegter.
Die weißen Bänder im Ortbetonbelag nehmen nach und nach durchlässigere Materialien
auf, die Räume werden zunehmend privater.
Auf den artifiziell geprägten Vorplätzen im Norden und Süden bilden überdimensionale
Töpfe mit Gräserbepflanzung und dekorativen Kleinbäumen (Essigbaum und rotlaubiger
Perückenstrauch) eine urbane Landschaft.
Das grüne Band, welches eine sanfte Abgrenzung zwischen öffentlichen und
halböffentlichen Bereichen bildet, schafft durch sanfte Hügel mit landschaftlichen Bäumen
wie ungarische Eiche und Honig-Esche eine Raumwirkung mit hoher Aufenthaltsqualität.
Die Abrückung der Bäume von der Fassade und Bündelung in der Hofmitte bewirkt durch
günstigere Durchlüftungsmöglichkeiten ein nachweislich besseres Mikroklima, ebenso
günstig wirken sich Gehölze mit „rauer“ Oberfläche und lockerem Kronenaufbau aus.
Die Nord-Süd-Erschließungsachse wird durch eine weitere Durchwegung aus
Kleinsteinpflaster ergänzt, welche, im Grünbereich eingebettet, eine halböffentliche, eher
quartiersbezogene Flanier- und Kommunikationszone bietet. Durch diese Fläche wird
auch der Quartiershof mit Spielbereich und Café erschlossen. Die Versickerungsstreifen
entlang des Quartierweges bieten sich für kindliche Sandspiele und Klettereien an, welche
vom Hof beobachtet werden können.
In den Atrien der Mietergärten blühen und fruchten neben praktischen Hochbeeten lokal und
regionaltypische Obstsorten, die zum aktiven „Urban Gardening“ anregen.
Der Kindergarten erhält einen großzügigen Freibereich mit Spielwiese und EPDM-Fläche
zum Rollerfahren, sowie einen mit Pergola überbauten Ruhebereich am Dach, wo sich
die Kinder malend oder lesend beschäftigen können. An der Pergola sollen sich lokale
Weinrebensorten wie Isabella, Concordia und Osella hochranken.


Flexible Zone

Entlang der Esplanade, im 1. und 2. Obergeschoss wird die Sockeltiefe genutzt um in
diesen Geschossen flexibel auf die Nutzungsbedürfnisse im Quartier reagieren zu können.
Die vorgeschlagene zweihüftige Erschließung in Verbindung mit der Positionierung der
vertikalen Erschließung ermöglicht Nutzung als Büroräumlichkeiten unterschiedlichen
Zuschnitts und gleichzeitig auch die Nutzung als Wohnraum. Ein durchdachtes statisches
und haustechnisches Konzept ermöglicht bei Bedarf auch den Nutzungsmix wie auch den
möglichen Umbau bei Bedarfsänderung. Diese Überlegungen gelten auch für die beiden
punktförmigen Häuser die sich diagonal im Quartier gegenüber stehen. Damit können die
gewünschten Verhältniswerte von gewerblicher Nutzung und Wohnnutzung auf jedem
Grundstück und in jeder Bauphase erfüllt werden.
Diese Konzeption wurde beibehalten und wird in der 2:Stufe nicht mehr gesondert
dargestellt.


Wohnungen

Die Größe der Wohnungen folgt dem gängigen und geforderten Wohnungsmix. Die
gesamte Struktur der Wohnungsgeschosse ermöglicht allerdings ein weitaus breiteres
Spektrum an Wohnungstypologien und Angeboten. Im Rahmen einer Projektentwicklung
sind im Gefüge betreute Wohnungen für Senioren, Clusterwohnungen für eine neue Art
des gemeinschaftlichen Wohnens, kompakte Wohnungen mit Gemeinschaftseinrichtungen
vorstellbar und umsetzbar. Die Wohnungen sind ökonomisch erschlossen. Zum Ausgleich
gibt es im Erdgeschoss großzügige Eingangsbereiche die auch als Treffpunkt fungieren
und Einrichtungen wie z.B. „Book to share“ erhalten.
Die scheibenartige versetzte Anordnung der Baukörper am Sockel ermöglicht vielfältige
Blickbeziehungen im Quartier und in die Nachbarschaft. Die Orientierung der Wohnungen
entlang der Alten Poststraße und die Positionierung der Freiräume berücksichtigt die
vorhandene und zukünftige Lärmsituation.
Die typologische Vielfalt wurde mit der Entwicklung unterschiedlicher Baukörperzuschnitte
in der 2. Stufe deutlich erhöht. So können speziell in den tieferen Baukörpern Wohnungen
für ganz unterschiedliche Wohnbedürfnisse angeboten werden. Von der sehr kompakten
„Smart Wohnung“ mit zwei gleichwertigen Zimmern und zentralem minimalem Wohnraum
bis zu Clusterwohnungen für Senioren werden viele Nutzungsszenarien möglich. Die
Grundrisse entlang der Alten Post Straße reagieren auf die Schallschutznotwendigkeit.

Beurteilung durch das Preisgericht

- Das Projekt differenziert gekonnt die Bebauungsstruktur zur Esplanade und zur Alten Poststraße.
- Die Kante zur Esplanade schafft zwar eine klare Strukturierung des Raums, diese Geste würde ein adäquates Gegenüber erfordern, um den Straßenraum entsprechend zu fassen.
- Die serielle Setzung dreier Baukörper als Begrenzung suggeriert einen linearen städtischen Raum, der auf Grund der geringen Dichte der gegenüberliegenden Wohnbebauung ein Stadtfragment bliebe. Ebenso wird die Trennung zum Binnenraum betont.
- Der große, fließende Hof im Binnenraum des Quartiers, eingebettet in die Randbebauung mit unterschiedlichen Höhen, schafft nicht die für die Nutzungsvielfalt des Quartiers intendierte Unterschiedlichkeit von öffentlichen und halböffentlichen Bereichen.
- Der gestalterische Wille entlang der Esplanade ist nicht klar ablesbar, der bauliche Abschluss wirkt volumetrisch und gestalterisch hermetisch.
- In der Erdgeschosszone wird relativ wenig kommerzielle Nutzung angeboten. Die geforderte Nutzungsmischung wird dadurch schwer umsetzbar.
- Die wohnungszugeordneten Freiflächen erscheinen wenig attraktiv.

Stadtklimatische Stellungnahme:
Generell können wir bei Projekt 58 von einer klimatisch relativ günstigen Lösung ausgehen, da die Anforderung weitgehend berücksichtigt wurde, einzig der Turm im Südabschnitt könnte mit Versetzung noch eine weitere Verbesserung erzielen.

Schalltechnische Stellungnahme:
Durch die einzelnen Baukörper mit gemeinsamen Sockelbereich wird eine teilweise Abschirmung der „Alten Poststraße“ erzielt. Eine Schließung der Durchbrüche mittels Glaswänden ist dabei noch zu prüfen. Entlang der Alten Poststraße ist eine schalltechnisch günstige Laubengangerschließung vorgesehen. Eine Abwendung von Aufenthaltsräumen ist dabei nicht im vollen Umfang möglich. Die Einstufung der
Freibereiche und Wohnräume erfolgt mit befriedigend für die Häuser entlang der Esplanade und mit ausreichend für Wohnbereiche Rtg. „Alte Poststraße“
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