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Award / Auszeichnung | 10/2015

Deutscher SPIELRAUM-Preis 2015

Kita Sinneswandel

DE-14055 Berlin, Waldschulallee 31

Sonderpreis

baukind

Architektur

100Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

landscape choreography

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Innenräume, Möblierung, Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    700m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 08/1213
    Fertigstellung: 12/1213

Projektbeschreibung

Freianlagen
(ARGE Serra / 100Land. 100Landschaftsarchitektur mit Elisa Serra)

Die inklusive, bilinguale Kindertagesstätte Sinneswandel (Lautsprache und Gebärdensprache) ist mit einem frei im hügeligen Gelände verlaufenden Zaun aus einem transparenten, flexiblen Gewebe mit dem Schulcampus an der Waldschulallee verknüpft. Innerhalb generieren drei konzeptionelle Teilbereiche vielfältige Raumqualitäten für die Kinder: der Wald, der urbane Hof und – als Mittler – das Ur-Wald-Deck. Dieses vermittelt und erschließt stufenfrei fast alle Räume der Kitaaußenfläche zwischen der hügeligen Topographie und dem ebenen urbanen Hof. Nur wenige Einbauten akzentuieren den Waldraum, während die sich auf- und ab bewegende, ausgreifende Deckfigur vielfältige Spiel- und Raumfunktionen integriert: Zwei Sandspielflächen, ein Spielbereich mit Fallschutzkies, ein bestück- und bekriechbares Regal, eine Tafel, einen Wasser- und Matschtisch und Zuwegung zu den Hochbeeten. Die Freiraumgestaltung unterstützt die Förderung der Kinder und der bilingualen Inklusion zum Beispiel durch direkte Blickbeziehung in das ganze Gelände. Abgerundete Ecken und Versammlungsmöglichkeiten erleichtern visuelle Kommunikation. Die großzügigen Holzflächen ermöglicht eine stärkere Wahrnehmung der Körperbewegungen durch Vibration. Einige Elemente der Gestaltung sind türkisblau gestrichen – die Leitfarbe der Gebärdenkultur. Im Außenraum finden so Mehrsprachigkeit und Identifizierungsmöglichkeiten mit einer lebendigen Gehörlosenkultur spielerisch zusammen.


Waldtiere als Wegbegleiter und Spielgefährten

Seit Dezember 2013 werden in der Kita Sinneswandel in Berlin Charlottenburg 65 gehörlose und hörende Kinder betreut. Um die Vision eines bilingualen Integrationskindergartens zu verwirklichen, wurde der Sinneswandel gGmbH ein 700 qm großer Bereich der Helen-Keller-Schule zur Verfügung gestellt. Nach insgesamt 14 Monaten des Entwerfens, Planens, Umbauens und Einrichtens entstand über drei Geschosse ein mit viel Liebe und Fantasie gestalteter Kindergarten, der vor allem auf die speziellen Bedürfnisse gehörloser Menschen abgestimmt ist.

Für baukind bestand die gestalterische Herausforderung unter anderem darin, eine kindgerechte Orientierung im Gebäude zu ermöglichen und Räume zu schaffen, die sowohl zum Spielen, Toben und Umgestalten einladen als auch Rückzugsmöglichkeiten und Geborgenheit bieten.

baukind entwickelte gemeinsam mit dem Atelier Perelà ein Wegeleitsystem, dem der Baum als Sinnbild für die verschiedenen Entwicklungsstufen eines Kindes als Gestaltungsidee zugrunde liegt. Jedes der drei Geschosse des Gebäudes steht für ein Baumelement. Passend dazu sind in einem eigenen Farbkanon sechs Tiercharaktere, Wurm und Hase, Fuchs und Hirsch sowie Eule und Eichhörnchen, als Zeichen für die entsprechende Altersgruppe zugeordnet. Die überlebensgroßen, scherenschnittartigen Tiermalereien begleiten die Kinder vom Eingangsbereich im Erdgeschoss in ihre Gruppenräume.

Das Erdgeschoss versinnbildlicht mit seinem erdigen, warmen Rot- und Violetttönen die Wurzel des Baumes. Die Gruppenräume sind nach den erdverbundenen Tieren Wurm und Hase benannt. Sie beherbergen die Krippenkinder, die noch eine besonders enge und beschützende Betreuung benötigen.

Das erste Obergeschoss wird farblich von warmen Gelb- und Orangetönen bestimmt und symbolisiert den Baumstamm, der noch mit der Erde verbunden ist. Als entsprechende Zeichen für die beiden Gruppen der Kinder ab drei Jahren recken sich hier Fuchs und Hirsch in die Höhe. Die wegweisende Wandmalerei des Fuchses wird im Spielflur zum Spielpodest und läd mit mobilen Schaumstoffelementen zum Verweilen, Ruhen, Bauen und Spielen ein.

In dieser Etage befindet sich ebenfalls die Küche und das Kinderrestaurant für alle 65 Kinder. Die Tische und Hocker, die neben den Röhrenregalen zu den baukind-Produkten gehören, ermöglichen eine multifunktionale Möblierung. Denn außerhalb der Essenszeit können alle Kinder die Möbel beispielsweise auch zum fantasievollen Bauen nutzen.

Im zweiten Obergeschoss dominieren frische Grün- und Türkistöne als farbliche Codierung für die luftige Baumkrone. Den beiden Gruppenräumen ist das Bild der Eule und des Eichhörnchens zugeordnet. Hier können die älteren Kinder in inspirierender Umgebung spielen und lernen. Ebenso wie der Fuchs in der darunterliegenden Ebene animiert hier das große Eichhörnchen im Spielflur zu allerlei Aktivitäten.

baukind übernahm für die Kita Sinneswandel sämtliche Planerleistungen angefangen vom Entwurf bis hin zur Bestellung der Ausstattung sowie das Projektmanagement und die Beantragung von Fördergeldern. In bedeutendem Maße richtete sich der Fokus beim Planen und Bauen auf die Bedürfnisse gehörloser Menschen. Als Besonderheit ist in diesem Kontext die Einrichtung eines Aufzugs und einer Brandmeldeanlage hervorzuheben. Darüber hinaus war es notwendig, alle akustischen Signalgeber wie beispielsweise Telefone, Babyfones und Klingelanlage in optische Signalgeber umzuwandeln.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kindertagesstätte »Sinneswandel« ist für bis zu 65 Kinder als inklusive, bilinguale Einrichtung konzipiert (deutsche Lautsprache und deutsche Gebärdensprache). Sie bezog Ende 2013 Räume der ehemaligen Helen-Keller-Schule, einer Sonderschule für Sprachbehinderte. Der vom Hochbauamt Charlottenburg geplante Flachbau ist Teil eines campusartigen, großen Ensembles aus mehreren Schuleinrichtungen mit ursprünglich sonderpädagogischem Förderschwerpunkt. Die etwa 1.300 Quadratmeter umfassenden Freianlagen der Kita werden als integraler Bestandteil des weiteren Campus an der Waldschulallee verstanden. Die Freiraumgestaltung unterstützt die Förderung der bilingualen Kommunikation zum Beispiel durch direkte Blickbeziehungen in das gesamte Gelände. Abgerundete »Ecken« und kreisförmig angelegte Versammlungsräume erleichtern grundlegend die visuelle Kommunikation. Die großflächigen Holzdecks ermöglichen eine stärkere Wahrnehmung der Körperbewegungen durch Vibration. Die Rampen erschließen stufenfrei fast alle Bereiche der Außenanlagen. Neigungen und Höhensprünge bilden jedoch auch Herausforderungen: Diese sind im Sinne der Normen partiell nicht barrierefrei, dennoch mit dem Fokus auf die individuellen Bedürfnisse und auf integrative Ziele sensibel geplant.
Spielflur 2.OG

Spielflur 2.OG

Kinderbad 2.OG

Kinderbad 2.OG

Kinderbad 2.OG

Kinderbad 2.OG

Spielflur 2.OG

Spielflur 2.OG

Spielflur 2.OG

Spielflur 2.OG

Spielflur 2.OG

Spielflur 2.OG

Spielflur 1.OG

Spielflur 1.OG

Spielflur 1.OG

Spielflur 1.OG

Gruppenraum 1.OG

Gruppenraum 1.OG

Ruheraum 1.OG

Ruheraum 1.OG

Kinderbad 1.OG

Kinderbad 1.OG

Gruppenraum EG

Gruppenraum EG

Kinderrestaurant 1.OG

Kinderrestaurant 1.OG

Kinderrestaurant 1.OG

Kinderrestaurant 1.OG