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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2016

Umgestaltung Innenstadt

Gesamtkonzept

Gesamtkonzept

2. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH

Architektur

ErlÀuterungstext

StÀdtebauliche Idee:
Der historische Stadtkern Plettenbergs, der sich um die evangelische Christuskirche herum entwickelt, bietet in seiner baulichen Substanz und mit dem hochwertigen Stadtboden eine gute Basis fĂŒr die von der BĂŒrgerschaft gewĂŒnschte AttraktivitĂ€tssteigerung. Unser Konzept greift diese QualitĂ€ten auf und entwickelt sie mit wohl dosierten Eingriffen weiter. Grundlage der Planung ist das Wechselspiel der Straßen und Gassen auf der einen und der drei PlĂ€tze auf der anderen Seite. Unser Vorschlag zur Neugestaltung des öffentlichen Raums baut auf vorhandenen QualitĂ€ten auf: der in der Substanz hochwertige Stadtraum wird mit gezielten Interventionen herausgearbeitet und die hochwertigen BodenbelĂ€ge werden gesichert. ZunĂ€chst werden die FreirĂ€ume entrĂŒmpelt. Die gewĂŒnschte Aufwertung der GestaltqualitĂ€t und die Verbesserung der Begehbarkeit (einschließlich Barrierefreiheit) werden mit einem angemessenen Aufwand erreicht. Die in Segmentbogen verlegten Melaphyr-BelĂ€ge werden erhalten, die eher zufĂ€llig verteilten Porphyr-Intarsien sollten indes entfernt werden. Alle Straßen und Gassen erhalten komfortable Teppiche aus einem großformatigen, hellen Betonsteinbelag, in die erneuerte EntwĂ€sserungsrinnen und die taktilen Elemente integriert werden. Mit diesen Plettenberger LĂ€ufern gewinnen die StraßenrĂ€ume eine neue Gestalt, ohne dass die hochwertigen BestĂ€nde aufgegeben werden mĂŒssen. Die drei PlĂ€tze werden individuell gestaltet, damit sie ihrer Funktion besser nachkommen können und eine jeweils eigene Stimmung in die Plettenberger RaumkontinuitĂ€t hineintragen.

Verkehrskonzept:
Die verkehrliche Erschließung der Altstadt bleibt im Wesentlichen erhalten. Die Altstadttangenten behalten ihre Verkehrsbedeutung, werden aber mit einer oder zwei Baumreihen zu Alleen umgestaltet. Die Einfahrten in den Stadtkern werden zu GehwegĂŒberfahrten zurĂŒckgebaut. Verkehrsrechtlich sind die Straßen im Stadtkern als MischflĂ€che (VZ 325/326) gewidmet. Die Zahl der StellplĂ€tze in den Straßen und PlatzrĂ€umen wird zugunsten des FußgĂ€nger- und Fahrradverkehrs und der konsequenten Umsetzung der Barrierefreiheit reduziert. Als Entlastung wird ein Parkdeck in einer Neubaumaßnahme Ecke Lindengraben/Kobbenrod angeboten. Im Inneren des historischen Stadtkerns werden die ParkstĂ€nde in den Straßen und auf den PlĂ€tzen zurĂŒckhaltend mit StahlnĂ€geln markiert, um die GestaltqualitĂ€t des Bodenbelags nicht durch FunktionsflĂ€chen zu stören.

StraßenrĂ€ume:
Alle Straßen im historischen Stadtkern werden mit den Plettenberger LĂ€ufern ausgestattet. Je nach Funktion und Breite des Straßenraums kommt entweder ein breiterer LĂ€ufer (Hauptwege), oder ein schmaler LĂ€ufer (Nebenwege) zur Anwendung. Das gestalterische Motiv entspricht in der Tat ausgelegten Teppichen, wird also immer wieder unterbrochen. Auf diese Weise kann systematisch und kostengĂŒnstig auf die wechselnden Richtungen in den StraßenrĂ€umen eingegangen werden. Die Mittellage des Komfortstreifens haben wir gewĂ€hlt, um MarktstĂ€nde, Warenauslagen oder eine CafĂ©bestuhlung nicht mit den barrierefreien Laufzonen in Konflikt zu bringen. Gestalterisches RĂŒckgrat eines jeden LĂ€ufers ist ein breiter Rinnenstein, der als vorgefertigtes Element verbaut wird und auch mit einer taktilen Leitlinie kombiniert werden kann, falls – denn das wĂ€re aus unserer Sicht die gestalterisch attraktivere Lösung – der Materialwechsel zwischen Platten und Pflaster nicht als Orientierungshilfe ausreicht. Der ViertĂ€lerbrunnen von Peter Klassen am Obertor wird etwas versetzt, um ihn als Gelenk zum Kirchplatz hin herauszustellen. Das Zusammenspiel des Gelenks und der „Plettenberger Teppiche“ ermöglicht eine barrierefreie Durchwegung der Altstadt und wird zur direkten fußlĂ€ufigen Verbindung des zukĂŒnftigen Mylaeus-Areals.

Maiplatz:
Die Fahrspur auf dem Maiplatz wird verlegt, um die nutzbare PlatzflĂ€che zu vergrĂ¶ĂŸern. Die Ostseite erhĂ€lt einen ĂŒberbreiten Gehweg, der eine angemessene Außengastronomie fĂŒr das EiscafĂ© anbietet. Der Parkplatz vor dem SB-Warenhaus Real wird erhalten, seine EingrĂŒnung mit einem attraktiven Baumdach weiterentwickelt. Weitere ParkplatzflĂ€chen entstehen ebenso auf der östlichen Seite des Maiplatzes. Die PlatzflĂ€che wird locker mit BĂ€umen ĂŒberstellt, die mit RundbĂ€nken zum Verweilen im Schatten einladen. Die PlatzflĂ€che wird mit Melaphyr und locker eingestreuten Quarzit mit Glimmer im PassĂ©-Verband belegt. Wir verfolgen damit die Absicht, ĂŒber die schimmernden Punkte eine besondere Nachtstimmung zu erzeugen. Eine gesĂ€gte OberflĂ€che garantiert vollstĂ€ndige Barrierefreiheit. Attraktion des Maiplatzes ist das Wasserband, das als attraktiver Spielraum fĂŒr alle Generationen fungieren wird und mit seiner Lage die im Untergrund gefĂŒhrte Oester nachzeichnet. Die Skulptur des Hammerschmiedes von Waldemar Wien, auch „Otto Maloche“ genannt, findet am nördlichen Platzrand in Nachbarschaft der Gehölze mit Rundbank sowie des Wasserspiels ihren neuen Aufstellungsort.

Kirchplatz:
Den Platz um die Christuskirche verstehen wir als Refugium in der Plattenberger Mitte. GeprĂ€gt durch den 1230 entstandenen Hallenbau und die ringförmige Wohnbebauung braucht dieser Raum nur wenige gestalterische Zutaten. Der ruhige Melaphyr-Belag wird erhalten, der Umriss des KirchgebĂ€udes dezent mit einem Belag aus regionalem Sandstein nachgezeichnet. Auf der SĂŒdseite werden zwei lange BĂ€nke als komfortable Sitzmöglichkeit angeboten. Der Höhenversprung auf dem Kirchplatz wird durch eine der Flucht des Platzes folgende Treppenanlage zurĂŒckhaltend ĂŒberbrĂŒckt.

Alter Markt:
Um den Platz funktional aufzuwerten, wird die Baumreihe auf der Nord-Ost Seite entfernt, die flankierenden Baumreihen etwas nach außen versetzt. Die zweiarmigen Leuchten werden zwischen den Baumreihen und dem Stephansdachstuhl platziert Dieser Eingriff verbessert die Möglichkeit zur DurchfĂŒhrung von Veranstaltungen aller Art und steigert die Wirkung des glĂ€sernen Dachs als Objekt im Raum. Um die Besonderheit des Orts zu betonen, werden die Betonplatten im römischen Verband verlegt. Unser Vorschlag wĂ€re außerdem, die Farbigkeit der Konstruktion zugunsten einer wertigen Stimmung des Raums etwas zurĂŒckzunehmen. Die Skulptur des Hammerschmieds findet zugunsten einer besseren PrĂ€sens am Maiplatz ihren neuen Aufstellort.

StadtgrĂŒn:
Mit Blick auf den inzwischen allgegenwĂ€rtigen Klimawandel werden die vitalen BĂ€ume erhalten und großzĂŒgig ergĂ€nzt. WĂ€hrend die Tangenten, Umlauf, Lindengraben, Offenbornstraße und Zimmerstraße eher als Allee interpretiert werden, wird im Inneren des historischen Kerns eine freie Positionierung der BĂ€ume bevorzugt, um die rĂ€umliche Charakteristik des Stadtgrundrisses zu unterstreichen. Eine Ausnahme bildet der Alte Markt, auf dem die Baumreihen versetzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Konzept:
Den Verfassern gelingt ein ĂŒberzeugendes Gesamtkonzept: Sie entwickeln mit sparsamen Mitteln eine durchgehende qualitative Aufwertung des Altstadtbereichs. Es gelingt, die Einheitlichkeit des Gesamtbereichs zu stĂ€rken. Das vorgeschlagene Parkhaus am Lindengraben / im Kobbenrod ist ein interessanter Vorschlag, die Parkproblematik zu entschĂ€rfen. Der Maiplatz ist mit seiner gesonderten Lage außerhalb der historischen Altstadt einerseits hiervon deutlich getrennt, andererseits doch durch die durchgehende MaterialitĂ€t an die Innenstadt angebunden. Die PrĂ€gnanz der unterschiedlichen StadteingĂ€nge ist aus Sicht des Preisgerichts nicht ausreichend
ausgearbeitet.

Alter Markt:
Die Freistellung des Stephansdachstuhls wird vom Preisgericht als angemessen und gut bewertet – ebenso die Rahmung des GebĂ€udes mit großformatigem Bodenbelag. Der vorgeschlagene Betonsteinbelag sollte eine qualitĂ€tsvolle OberflĂ€che haben. Die Menge der Baumpflanzungen erscheint zu groß. Die Neugestaltung ermöglicht eine flexiblere Platznutzung. Die Variante „mit Autos“ zeigt, dass ein Parken auf dem Platz die QualitĂ€t und Nutzungsmöglichkeiten der FlĂ€che sehr stark mindert.

FußgĂ€ngerzone:
Der mittlere MobilitĂ€tsstreifen betont geschickt den historischen Straßenverlauf. Durch die Beleuchtung mit HĂ€ngeleuchten wird die Anzahl gestalterischer Elemente im Straßenraum wohltuend gemindert. Die Verlegung des Vier-TĂ€ler-Brunnens aus der Achse stĂ€rkt den stĂ€dtischen Raum und wird als geschickt angesehen.

Kirchplatz:
Die Gestaltung des Platzes ist sehr einfach und zurĂŒckhaltend. Die Abgrenzung der FlĂ€che vor dem SĂŒdeingang der Kirche durch die geschickt in die Topografie eingelassene Treppenanlage wird als sehr gelungen angesehen. Das Preisgericht hĂ€tte sich fĂŒr Teilbereiche eine vertiefte Darstellung gewĂŒnscht. Genauere Angaben zur Beleuchtung des Platzes fehlen.

Maiplatz:
Die Straßenverbindung zwischen Maiplatz und Altstadt verbindet beide Bereiche gut, kritisch wird die Verkleinerung der FlĂ€che fĂŒr die Außengastronomie beurteilt. Der sĂŒdliche Parkplatz mit Baumdach ist sinnvoll weiterentwickelt, jedoch ist dadurch die VorflĂ€che des Real-Markts beschrĂ€nkt und weniger gut an den ĂŒbrigen Platz und in Richtung FußgĂ€ngerzone angebunden. Der Platz vor der alten Post stĂ€rkt die QualitĂ€t des GebĂ€udes. Die Wasserbecken oberhalb des Oesterbaches werden als gelungener Beitrag zur IdentitĂ€t des Platzes und zur Erlebbarkeit des Ortes angesehen.

Insgesamt stellt die Arbeit einen sehr guten, umsetzungsfĂ€higen Entwurf dar, der auch Freiraum fĂŒr kĂŒnftige Entwicklungen lĂ€sst.
Vertiefung Kirchplatz

Vertiefung Kirchplatz

Vertiefung Marktplatz

Vertiefung Marktplatz

Vertiefung Maiplatz

Vertiefung Maiplatz

Vertiefung FußgĂ€ngerzone

Vertiefung FußgĂ€ngerzone

Detail FußgĂ€ngerzone

Detail FußgĂ€ngerzone

Schnitt FußgĂ€ngerzone

Schnitt FußgĂ€ngerzone

Perspektive FußgĂ€ngerzone

Perspektive FußgĂ€ngerzone

Perspektive Maiplatz

Perspektive Maiplatz

Perspektive Marktplatz

Perspektive Marktplatz