Neubau Musikzentrum Baden-Württemberg

Das Musikzentrum wird als markanter Baukörper an die Kante zum Gleisfeld gesetzt. Er ist sowohl zum großmaßstäblichen Stadtraum der Bahn und zum kleinräumigeren Gewerbe- und Wohngebiet bezogen. Die Verfasser reagieren auf diese Maßstabssprünge mit einem robusten Baukörper, der sich gekonnt auf die Formensprache der Industrie- und Bahninfrastrukturkanten bezieht. Sehr schön entwickelt sich ein auskragender Hochpunkt aus der zweigeschossigen Form. Die Formensprache spielt mit industriellen Atributen wie den auf Dächern stehende Rückkühlwerken und nutzt diese als Oberlichter. Die an der Fassade liegenden Höfe in den Obergeschossen trüben dieses stringende Bild jedoch empfindlich. Die Verfasser schlagen trotz unterschiedlicher Nutzungsbereiche eine einheitliche Fassade aus Corten-Stahl-Profilen vor. In Ihrer Ausgestaltung wirken sie allerdings sehr formal und sind noch wenig ausgearbeitet. Der Orchestersaal liegt am Ende des Gebäudes und kann damit von zwei Seiten erschlossen werden, was sich auf den Betrieb sehr positiv ausdrückt. Auch der Proberaum liegt gut erreichbar im Erdgeschoss während sich alle Musik- und Seminarräume im 1. OG zueinander ordnen. Irritierend wirkt der axial-symetrische Grundriss im 1.OG, der eine labyrinthische Erschließung erfordert und im Widerspruch zur Gebäudeform steht. Die beiden Freitreppen ins 1. OG wirken formal und ihre Notwendigkeit ist in Frage zu stellen. Weiter ist auch der Durchgang im EG zwischen Orchestersaal und Probesaal funktional nicht begründet und nimmt viel Raum ein, während andererseits die Eingangssituation viel zu eng ausgefallen ist. Raumakustisch sind die großen und kleinen Musikräume gut proportioniert und ermöglichen mit einfachen Mitteln eine sehr gute Raumakustik. Der Orchestersaal ist mit fast quadratischer Grundform eher problematisch und erfordert umfangreiche zusätzliche Maßnahmen.