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Award / Auszeichnung | 07/2016

BDA-Architekturpreis Nike 2016

Konzerthaus

DE-93476 Blaibach, Kirchgasse 7

Nike für soziales Engagement

PETER HAIMERL . ARCHITEKTUR

Architektur

Planungsteam Schmid GmbH

Lichtplanung, Bauingenieurwesen, TGA-Fachplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Akustikplanung

a.k.a.ingenieure

Tragwerksplanung

Cirtec Michael Hopf

TGA-Fachplanung

Fleischmann & Zankl

Bauunternehmen

Gfölllner Fahrzeugbau und Containertechnik GmbH

Bauunternehmen

Euroboden GmbH

Bauherren, Projektentwicklung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2013
    Fertigstellung: 09/2014

Projektbeschreibung

Das Konzerthaus ist das Herzstück der städtebaulichen Maßnahme, mit der der Ortskern von Blaibach revitalisiert wird. Es befindet sich neben dem neuen Bürgerhaus und komplettiert mit der Anlage eines neuen Dorfplatzes das mit Mitteln der Städtebauförderung realisierte Bauvorhaben.
Das Konzerthaus ist ein Solitär aus Beton, der sich mit seiner Neigung über die Hangkante im Ortszentrum an der Topografie orientiert und mit seiner Granitfassade an die Steinhauertradition Blaibachs anknüpft.
Der monolithische, gekippte Baukörper öffnet sich für die Konzertbesucher auf dem neuen Dorfplatz und führt von dort diese über eine Treppe hinab in das unter der Erdoberfläche liegende Foyer. Dieses erschließt nicht nur die Funktionsräume wie die Garderobe, die Sanitärräume sowie den Barbereich, sondern führt auch spannungsreich um den Zuschauerraum herum ins Innere des Konzertsaales.
Dieser entfaltet seine Akustik innerhalb des leicht wirkenden Betonkörpers, dessen präzise Lichtschlitze den Raum beleuchten. Der Baukörper des Konzertsaales ist in Ortbeton gefertigt, dessen diffizile Form nur mittels einer äußert aufwändig konstruierten Schalung realisiert werden konnte.
Die dominanten gekippten Oberflächen des Konzertsaales sind allein akustischen Vorgaben geschuldet und beinhalten hinter ihren Schlitzen neben LED-Leuchten auch Bassabsorber, die eine optimale Akustik bieten. Der Beton im Inneren des Konzertsaals ist unbehandelt. Seine lebendigen Oberflächen dienen dazu, die mittelhohen Töne zu absorbieren.
Die Schräge des Baukörpers - bedingt durch die Steigung des Hanges - trägt die Zuschauertribüne, deren transparent wirkenden Stühle über Lichtschlitzen zu schweben scheinen.
Die Stühle sind auf Eisenschwertern aus Stahl, auch unter den Stufengängen sind Absorber eingebaut. Die Bühne des nicht als Multifunktionsraum, sondern allein als Konzertsaal konzipierten Gebäudes ist mit moderner LED Bühnentechnologie ausgestattet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Geschichte klingt wie ein Märchen der Architekturgeschichte: Eine 2000-Seelen-Gemeinde in der bayerischen Oberpfalz beschließt den Bau eines kleinen Konzerthauses und realisiert unter Mithilfe des großzügig geförderten Städtebau-Modellprojekts „Ort schafft Mitte“ eine Architektur, wie sie zeitgenössischer nicht sein könnte. Der Münchener Architekt Peter Haimerl hat einen Kubus in Hanglage gekippt, dessen radikale Geometrie sich gerade durch ihre Gegensätzlichkeit in den Kontext stellt. Die Bauaufgabe konzentriert sich bar jeglichen Dekors auf das musikalische Ereignis und setzt, der natürlichen Hanglage des Grundstücks folgend, Bühne und Auditorium in ein optimales Verhältnis. Notwendige Nebenräume – Garderobe, Sanitär- und Barbereich – werden innerhalb der außen wie innen erlebbaren Großform nahezu unsichtbar wie zweckmäßig integriert. Während die Granitfassade die auffallend markante Gestalt des Gebäudes in ein ortsübliches Material übersetzt, schafft der mit technischer Perfektion fein geschalte Ortbeton im Innern ebenso elegante wie akustisch vorteilhafte Wand- und Deckenflächen. Hightech-Bassabsorber und eine moderne LED-Lichttechnik begleiten ein Konzerterlebnis, das eindrucksvoller nicht sein könnte. Viele Kategorien der Nike versammeln sich in diesem Projekt, doch gemeinsam sind sie Ausdruck des soziales Engagements, das mit Architektur einhergehen kann. Denn Idee und Ausführung eines Konzertsaals an dieser Stelle reagieren auf gesellschaftliche Entwicklungen – den Strukturwandel dörflicher Gemeinschaften in abgelegenen Regionen – und erproben mit einem experimentellen Lösungsansatz eine Neudefinition der dörflichen Identität: Hochkultur trifft auf ländliche Erholungs-Idylle. Der wunderbare Konzertsaal bewirkt formal wie inhaltlich die Revitalisierung eines verlorenen Ortskerns. Schön, dass dies kein Märchen, sondern vielsagende Wirklichkeit ist: Eine kleine Gemeinde zeigt den Metropolen unseres Landes, wie man sich mit Kultur und dem Anspruch auf Zeitgenossenschaft überregional aufstellen kann.