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Award / Auszeichnung | 06/2016

ULI Germany Award for Excellence

Zentralmassiv Bochum

DE-44793 Bochum

Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

stark design

Architektur

Ingenieurbüro Schülke und Wiesmann

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    1.200m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2010
    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Zentralmassiv Bochum

Faszination Bunker ist das Stichwort der Bundesanstalt für Immobilien auf der hauseigenen Homepage des Bunkereingentümers Nr.1 in Deutschland. Hiermit wirbt der Bund für den Ankauf dieser doch sehr speziellen Immobilien.

An einem grauen und kalten Novembertag 2008 hilt sich die Faszination für Bunker indes in Grenzen. Der stadtbekannte Schandfleck auf dem Springerplatz war durch den umgebenden Baumbestand kaum wahrzunehmen. Der ganze Stadtteil wirkte verschlafen und schien kein Potential für neue Architektur zu haben.

Als unsere Besuchergruppe näher kam, standen uns 25tausend Tonnen grauer und stark verwitterter Stahlbeton gegenüber. Das innere des Gebäudes erforderte eine besondere Orientierungsbegabung. Schier unergründliche Flure und Gänge. Eine Unzahl von später eingebauten Räumen und Umbauten zeigte deutlich welche Historie dieser Gigant vollzogen hatte. Kurzum – wir waren alle ernüchtert.

Gleichwohl die Vorstellungskraft für eine neue Nutzung hier noch fehlte war es das Dach des Gebäudes, dass mit 700qm Fläche für die vorherige Entäuschung doch entschädigte. Ein mehr als weiter und unverbauter Ausblick in alle Himmelsrichtungen bis weit nach Essen und Dortmund hellte unsere Gemüter wieder auf.

Klar war, dass man hier eine Aufstockung realisieren kann. Und das war dann auch der erste Gedanke und Grund über einen Ankauf des Stahlbetonkoloss nachzudenken.

Ganze fünf Jahre später, also im November 2013, ist der Stadtteil um das Zentralmassiv nicht mehr wiederzuerkennen.

Das Zentralmassiv dominiert, als ehemaliger Bunker, städetbaulich den Platz. Das Gebäude ist neue Heimat für das weltweit aufgestellte SAE Institute auf über 1200qm Fläche. Darüber erheben sich drei Vollgeschoße, mit insgesamt vier Wohnungen der ganz besonderen Art über Bochum. Weit über das Dach des Gebäudes auskragend, bildet die Aufstockung das Kontrastprogramm zur Anmutung des Hochbunkers darunter.

Knapp 800qm Wohnfläche sind auf dem Dach entstanden. Wohnungen, die im Ruhrgebiet – und hier speziell in Bochum – zunächst eher Kopfschütteln als Begeisterung auslösten. „Was um Himmels willen wird den da gebaut?“ Wir waren schnell das Stadtgespräch in Hinblick auf den Bau neuer Architektur in Bochum.

Davon haben wir und unser Bauherr sich aber nicht abschrecken lassen. Wir waren eher damit beschäftigt, den doch recht kühnen Entwurf statisch zu lösen. Eine echte Herausforderung, bedenkt man, dass wir vom Ursprungsentwurf nicht zurückrudern wollten.

Nachdem auch der Prüfstatiker zugestimmt hatte, konnte der Bau starten. Nach Laservermessung des Neubaues wissen wir inzwischen auch, dass alle Bauteile und Überkragungen sich so gesetzt haben, wie angenommen.

Nun ist das Projekt nach fünf Jahren vollständig abgeschlossen und das Zentralmassiv ist aus dem ehemals braven Stadtteil nicht mehr wegzudenken. Das SAE Institute hat mit 250 Studenten die volle Auslastung und würde bereits gerne in Bochum expandieren.

Alle vier Wohnungen sind verkauft und die letzten Ladenlokale im Erdgeschoß, die vor fünf Jahren noch eher stiefmütterlich als zukünftige Abstellräume von uns eingeschätzt wurden, sind ausgebaut und vermietet.

Neues Leben ist im Stadtteil zu erleben.

Vor dem Gebäude hat sich der Abendmarkt etabliert, der von 16.00 – 20.00 jeden Freitag mit besonderen Speißen und Getränken alle Bochumer in den Griesenbruch lockt.

Alle am Projekt Beteiligten dürfen den Strukturwandel eines Stadtteiles miterleben. Die neue Kraft am Springerplatz ist entfaltet.

Wir freuen uns als Architekturbüro einen Teil dieser Entwicklung mit entwickelt zu haben. Neue Bunker sind bei uns in Planung. Wir wissen ja nunmehr besser, dass kalte und graue Novembertage und alter grauer Stahlbeton kein Hindernis in der Umsetzung kühner Ideen darstellen.