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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2016

Stadtstrecke

Anerkennung

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf liegt eine sehr eigenständige Philosophie zugrunde. Form und Konstruktion der raumbestimmenden Hochwasserschutzmauer leiten sich nicht aus technischen Setzungen ab, sondern sie übersetzen die Morphologie des Flusses und seiner Ufer in eine gebaute Form. Die Bewegung des Wassers und die Bewegung der Menschen in diesem neuen öffentlichen Raum sollen zu einer Melodie verwoben werden.
Diese Mauer ist von großer Lebendigkeit und Unverwechselbarkeit. Sie wirkt als starke räumliche Plastik von Beginn an, kann sich aber durch die gewählte Struktur der Vorsatzklinker auch allmählich begrünen. Zu fragen ist, wie der helle Klinker in der schattigen Lage altern und sich verändern wird. In die wechselnde Tiefe der Schichten fügen sich längere und kürzere Sitzelemente selbstverständlich ein.
Hinterfragt wird der Vorschlag, schon jetzt die künftig vielleicht nötige Erhöhung der Bestickhöhe zu bauen. Das verursacht nicht nur Kosten, sondern es führt auch dazu, dass Kindern oder Rollstuhlfahrern der Blick auf die Weser verwehrt wird.
Die Führung des Fuß- und Radweges ist prinzipiell so denkbar, allerdings wünschte man sich eine klarere Trennung. Durch die Geometrie der Mauer ist der Deichverteidigungsweg teilweise sehr schmal geworden, dies scheint aber lösbar. Kritisiert wird, dass eine besonders hohe Zahl von Deichscharten nötig wird.
Überzeugend ist die Verknüpfung der Uferpromenaden mit der gebauten Stadt, die Wegebeziehungen werden gut aufgenommen. Verschiedene Punkte werden als Kontrapunkte richtig akzentuiert durch Plätze, Decks und schwimmende Pontons. Im Einzelnen müssen sie allerdings auf ihre Umsetzung hin nochmals überprüft werden. Insbesondere im Bereich des Freiluftkinos scheint die Lösung problematisch. Nicht möglich ist der vorgeschlagene Baumplatz am Wehr, da hier eine Aufstellfläche für den Kran freigehalten werden muss. Die Übergänge in die angrenzenden Räume sind harmonisch gestaltet. Die Rampe zur Bürgermeister-Smidt-Brücke fehlt, sie ist aber unverzichtbar.
Das Beleuchtungskonzept inszeniert die bewegte Mauer und die Promenaden richtig, die Gestaltung der Beleuchtungskörper auf der flussbegleitenden Mauer überzeugt aber nicht.
Durch die Vegetation werden drei unterschiedliche Abschnitte gebildet. Das Becksufer ist städtisch geprägt, die Säulenpappeln bilden eine markante Raumkante vor den Industriebauten. Der Mittelteil erhält eine Reihe von Linden, die in ihrer Wirkung den heutigen Platanen nahe kommen; acht vorhandene Platanen werden erhalten und integriert. Der östliche Abschnitt leitet mit Erlen und Weiden in die natürlichen Uferzonen über. Der Habitus der Bäume ist richtig gewählt, die Baumarten werden allerdings teilweise kontrovers diskutiert. Die Arbeit stellt einen sehr eigenständigen Beitrag zur Diskussion. Gegenüber der historischen Altstadt wird eine zeitgenössische Stadtkante entworfen. Sie leitet sich aus dem landschaftlichen und städtischen Kontext ab und entwickelt daraus eine neuartige, sehr poetische Melodie. Leider hat die Durcharbeitung im Detail noch nicht die gleiche Qualität, einzelne gestalterische und technische Elemente müssten überprüft und weiter entwickelt werden.