modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 12/2016

Schulstandort Längenfeldgasse 13-15 | Erweiterungsbau für eine ganztägig geführte Volksschule und eine Berufsschule

1. Rang / Gewinner

PPAG architects

Bauphysik

doxiadis+

Landschaftsarchitektur

EGKK Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

werkraum ingenieure zt gmbh

Tragwerksplanung

Bauklimatik GmbH

Bauphysik, TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Next School of To-Morrow
(Evelyn und John Dewey)

Aufgabenstellung
Aufgabe des EU-weit, offenen einstufigen Realisierungswettbewerbs Schulstandort Längenfeldgasse war es, einen Erweiterungsbau für die Berufsschule und eine neue ganztägig geführte Volksschule zu planen. Das räumlich-pädagogische Konzept basiert auf der Idee der „Clusterbasierenden Schulbauten“ der Stadt Wien.

In der Längenfeldgasse existiert schon heute ein Bildungs- und Community-Zentrum: Volkshochschule, Festsaal, Sporthallen und eine große Berufsschule nehmen , Zug um Zug um einen Innenhof errichtet, zur Längenfeldgasse orientiert, den ganzen Straßenblock ein.

Auf der Suche nach zentralen Standorten für Bildungseinrichtungen in der dicht verbauten, wachsenden Stadt, wird auf eigenen Grundstücken nachverdichtet. Das Projekt ist Teil des PFERD-Programmes: PFlichtschulERweiterungsprogramm-Dringend.
Die 17-klassige Volksschule (Primarstufe 6-10 Jahre) ist – wie in Wien mittlerweile üblich – State of the Art programmiert. 4 Cluster a 4 Bildungsräume, je um eine multifunktionale Zone (Lernlandschaft) angeordnet, Teamräume der PädagogInnen im Clusterverband, jeder Bildungsraum mit Appendix, an den Bedürfnissen der modernen Pädagogik orientiert, in der nicht der instruktive Unterricht, sondern die Projektarbeit und das Freie Lernen im Vordergrund stehen. Der Stellenwert des Raumes ist der Pädagogik bewusst (Der Raum als dritter Pädagoge, Loris Malaguzzi). Ein räumlich-pädagogisches Konzept wird im gesamten Schulbauprogramm der Stadt vorausgesetzt.
Neben der Volksschule werden auch die provisorischen Containerklassen der bestehenden Berufsschule und die Berufsschule Handel@Administration im Erweiterungsbau untergebracht.

Unter anderem werden die Lehrlinge der Stadtverwaltung hier ausgebildet. Im Dualen System der Berufsausbildung muss der Raum immerhin seiner Verantwortung als der vierte Pädagoge gerecht werden.

Städtebau
Der Schulneubau positioniert sich als Teil des Komplexes. Auch der Eingang zur Volksschule liegt an der Längenfeldgasse und stärkt so das Community-Center. Bezüglich Belichtung und Freiraum nimmt er in seiner räumlichen Ausdehnung Rücksicht auf den Bestand. Die Wirkung des Gesamtensembles steht im Fokus.Die Funktion der Schule verschränkt sich mit dem Stadtraum und strahlt ihre positive Wirkkraft nach außen ins Quartier.

Gebäude
Über 1.000 Kinder finden in den Räumen der Volks- und Berufsschule Platz. Die 17 Bildungsräume der Volksschule sind im 1. OG als kompakte horizontale Platte in 4 Clustern um einen gemeinsamen Innenhof geordnet. Die Cluster funktionieren als teamorientierte Organisationseinheit und befinden sich in nachbarschaftlicher Nähe zu den angrenzenden Clustern.
In den vier Geschossen über der Volksschule angeordnet liegt die Berufsschule. Im Dachgeschoss hat sie eine Übungsfirma und Aufenthaltsraum (Buffet) mit Blick über die Stadt. Was will ich werden?
Zwei Zusatzklassen im 2.OG können von beiden Bildungseinrichtungen genutzt werden und eignen sich zusammengelegt für Sondernutzungen oder als Mehrzwecksaal.
Das Erdgeschoss wird vornehmlich von der Volksschule genutzt. Garderoben, Mensa, Kreativräume, die Lufträume der Sporthallen und Administration. Die Berufsschule hat einen getrennten Eingang, der zur Bestandsschule orientiert ist. Foyer, Administration und Pädagogen im EG.
Synergetische zwanglose Kommunikation zwischen VS und BS ist willkommen. Die Kinder sollen neugierig auf die Jugendlichen blicken, gemeinsame pädagogische Aktivitäten entfalten und erste Einblicke in möglich Berufsausbildungen erlangen.

Freiraum
Der Neubau konzentriert sich auf dem halben Bauplatz. Pro Volksschüler stehen somit über 5m2 Gartenfläche zur Verfügung. Der gewachsene Baumbestand bleibt erhalten und auch vorhandene Freiraumqualitäten werden nach Möglichkeit atmosphärisch genutzt. Zudem gibt es über dem ersten Stock eine große, von beiden Bildungseinrichtungen genutzte Dachterrasse und in den Geschossen Terrassen für die Berufsschule.

Wirtschaftlichkeit
Die Komplexität der Nutzungen wird im Gebäude zu einer konstruktiv einfachen und einfach baubaren Struktur geordnet. Die BGF entspricht den in der Ausschreibung genannten Vorstellungen, durch Minimierung der Verkehrsfläche wird die pädagogisch nutzbare Fläche optimiert. Barrierefreies Design mit nur einem Aufzug gewährleistet.

Bauweise
Einfache Stahlbeton-Bauweise. Große Teile der vertikalen Tragstruktur sind als vorgefertigte Bauteile in Schnellbauweise geplant. Fassade aus vorgefertigten Leichtbau-Fassadenelementen. Außenliegender Sonnenschutz und Regalsysteme für innen und außen (Gartenseite) sind integriert.

Brandschutz/Entfluchtung
Erdgeschoss: Direkt ins sichere Freie, Volksschule im 1.OG: Für Cluster 1 und 4 ist die westliche VS- Treppe so als Fluchtweg ausgebildet, dass sie gefahrlos unmittelbar ins sichere Freie führt (brandfallgesteuerte Abschlüsse im EG), die Cluster 2 und 3 verfügen als ersten Fluchtweg über eine Außentreppe in den Garten. 2.Fluchtweg über jeweils angrenzenden Brandabschnitt (Cluster 1<->2, 3<->4). Die BS verfügt über ein normales Treppenhaus, das im Fluchtfall die obersten Geschosse aufnehmen kann, für die unteren Geschosse der BS führt der 1.FW über Außentreppen und Terrassen in den Garten.

Materialien
Die Materialien vermitteln nach innen und außen zwischen Denkfabrik und Zuhausegefühl und stehen für zeitgemäßes Lernen. Harte und weiche Oberflächen, Vorhänge schreiben die Ambiguität und die Übergänge des Raumes weiter.

Statisches konstruktives Konzept
Die statisch konstruktive Struktur des Gebäudes wird in sehr wirtschaftlicher Massivbauweise errichtet. Die Ableitung der vertikalen Lasten erfolgt durchgehend über die Wandscheiben. Unterzugslose Flachdecken spannen über Wandscheiben und fallweise über Punktstützen in Fertigelementbauweise. Durch hohe Vorfertigungsgrade ist damit eine sehr schnelle Bauweise gegeben. Die Wandscheiben dienen auch der horizontalen Lastableitung.
Die halbgeschossig eingegrabenen Turnsäle erhalten eine –ebenfalls vorgefertigte- Rippendecke und können damit problemlos eingeschossig überbaut werden.
Die Fundierung des Gebäudes erfolgt –wo vorhanden- über die Tiefgeschoße des Gebäudes. Sonst werden Streifenfundamente mittels Magerbeton auf die tragfähige Tiefe gemäß Bodengutachten geführt.

Energetisches Konzept
Gutes gesamtes A/V-Verhältnis va.durch kompaktes 1.OG, Robuste, einfache Haustechnik: Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, 1x im UG/EG für Sportbereich und Cluster 1 und 4, einmal im UG für Cluster 2 und 3 und BS. Vernünftiges Maß zwischen gebäudetechnischen Maßnahmen und zeitgemäßem Nutzungskomfort: Sommernachtslüftung statt Klimatisierung. Einfacher außenliegender Sonnenschutz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es wird ein differenzierter Baukörper, bestehend aus einem zweigeschossigen Sockel mit einem darüberliegenden, viergeschossigen, stark strukturierten Riegel direkt an die Ecke Längenfeldgasse/Steinbauergasse gestellt. Damit wird die bisher etwas zufällig endende Bebauungsstruktur der bestehenden Berufsschule städtebaulich gefasst und zu einem würdigen Abschluss gebracht. Die entworfene Baukörperstruktur erscheint besonders im Kontext des bestehenden Berufsschulcampus mit seiner vielfältigen, teilweise zufällig wirkenden Baukörperanordnung im Sinne einer Ergänzung oder besser Komplettierung der Anlage als sehr gelungen. Die Intelligenz der städtebaulichen Setzung ermöglicht eine vielfältige Belichtung und Besonnung des gesamt en Baukörpers und vielfältige räumliche Situationen. Im Erdgeschoß sind Sportflächen und allgemeine Nutzungen für beide Schultypen angeordnet. Darüber, im 1. Obergeschoss sind die vier Cluster der Volksschule situiert. Der strukturierte Riegel, welcher den nördlichen Abschluss des Baukörpers bildet, nimmt in dreieinhalb weiteren Geschoss en die beiden Berufsschulen auf. Die Cluster der Volksschule sind prinzipiell gut gelöst, besonders die Konfiguration der MUFU und deren Belichtung nach zwei Seiten lässt eine hohe räumliche Qualität erwarten. Diese räumliche Qualität lässt sich auch in der Anordnung der Räume und dem damit erreichten Wechselspiel zwischen Bildungsräumen und Verkehrsflächen in den weiteren Obergeschossen für die Berufsschulen attestieren. Die dargestellte Fassadengestaltung wirkt für die Aufgabe eines öffentlichen Gebäudes und dessen Rolle im Stadtraum angemessen. Der robuste Entwurf wird die noch einzuarbeitenden funktionellen Anforderungen leicht aufnehmen können. Insgesamt ist das Projekt in Bezug auf städtebauliche Setzung, Baukörperkomposition, architektonischen Ausdruck, funktionale Lösung, räumliche Qualitäten und wirtschaftlicher Umsetzbarkeit mit Abstand das stimmigste Projekt und wird eine Bereicherung der bislang unbefriedigenden Situation entlang der Steinbauergasse darstellen.
Modellfoto Süd-West

Modellfoto Süd-West

Modellfoto Nord-Ost

Modellfoto Nord-Ost

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1.Obergeschoss

1.Obergeschoss

2.Obergeschoss

2.Obergeschoss

3.Obergeschoss

3.Obergeschoss

4.Obergeschoss

4.Obergeschoss

Dachgeschoss

Dachgeschoss

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Ansicht West

Ansicht West

Schnitt B-B

Schnitt B-B

Cluster

Cluster