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Award / Auszeichnung | 03/2007

Auszeichnung guter Bauten 2007 BDA Ostwestfalen-Lippe

Wohnen unter Eichen, Neubau von 4 Kettenhäusern und einem Einfamilienhaus in Gütersloh

Auszeichnung

baulampe architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Das Projekt \"Wohnen unter Eichen\" umfasst vier Kettenhäuser und ein frei stehendes Einfamilienhaus in Gütersloh. Wir realisierten dieses Projekt unter Beibehaltung des alten Eichenbestandes. Die Häuser sind Reihenhäusern ähnlich, unterscheiden sich konzeptionell jedoch entscheidend von herkömmlichen Reihenhäusern, da sie nicht direkt aneinander gesetzt sind, sondern durch einen Zwischenbau Abstand zum Nachbarn wahren. Dadurch entstehen geschützte Terrassenbereiche für die einzelnen Bewohner und es wird ein Lichteinfall wie in einem freistehenden Haus ermöglicht. Zudem erhält jedes Haus einen eigenen Eingangsbereich und damit eine eigene \"Adresse\".

Um die Häuser auf dem Grundstück realisieren zu können, war es notwendig, den vorhandenen Bebauungsplan aus den 70er Jahren zu ändern. Dieser sah lediglich ein Baufenster an der angrenzenden Straße vor, so daß weder die Tiefe des Grundstücks noch der erhaltenswerte Baumbestand von mehreren 100-jährigen Eichen mit einbezogen werden konnten. Durch die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes konnten wir das Grundstück in seiner gesamten Größe nutzen und die Bäume bewahren.

Die Hausgruppe ist geprägt durch ein interessantes Wechselspiel zwischen privatem und öffentlichem Aussenbereich. Die Bewohner haben im eigenen Garten einen Rückzugspunkt, nutzen aber den öffentlichen Aussenraum unter den Bäumen für gemeinsame Aktivitäten wie Ballspiele und Grillfeste. Durch diesen Gemeinschaftsbereich und den gemeinsamen Erschließungsweg entsteht der Zusammenschluss der Häuser zu einer Hausgruppe. Die Parkplatze sind gesammelt an der Straße errichtet, die Zuwege zu den Häusern sowie die Gemeinschaftsfläche bleiben bewusst frei von Autoverkehr.

Die Gebäude sind in Massivbauweise erstellt. Die Fassaden wurden aufgrund der Nähe zu den Bäumen aus dunkel gebrannten Klinkern erstellt. Das Dach mit den robusten Tonziegeln sowie die Holzverschalung des Zwischenbaus sind ebenfalls darauf abgestimmt. 125 qm Wohnfläche pro Einheit und insgesamt drei Zimmer im Obergeschoss bieten ausreichend Platz für Familien mit zwei Kindern. Die Häuser sind so ausgerichtet, dass die Versorgungs- und Nebenräume zum Eingangsbereich nach Osten angelegt sind und sich die Wohnräume konsequent nach Westen öffnen. Die Nordfassaden sind komplett geschlossen gehalten. Durch diese Ausrichtung entstand im Inneren eine klare Architektur und die passiven Wärmegewinne wurden optimal eingesetzt. Jedes Haus verfügt über den gleichen Grundriss, so dass kosteneffizient gearbeitet werden konnte: die Baukosten betrugen 1.000.- Euro (netto) pro qm Grundfläche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dass Bauherr und Architekt sich gemeinsam bemühen, einen bestehenden Bebauungsplan zu ändern, um alte Eichen zu erhalten, ist schon ungewöhnlich. Wenn dabei eine zeitgemäße \"Kleinsiedlung\" entsteht, die sich in die umgebende Einfamilienhausstruktur selbstverständlich einfügt und sich trotzdem wohltuend davon abhebt, dann kann man aufmerken.

Vier Kettenhäusern und ein Einfamilienhaus aus dunkel gebranntem Klinker gruppieren sich um einen kleinen Anger mit hundertjährigen Eichen - eine Konstellation, die landschaftstypische Bauformen aufgreift und eigenständig umsetzt. Die Eingangsbereiche der Häuser sind konsequent nach Osten und Norden zum halböffentlichen Grün und zur fußläufigen Erschließungsachse ausgerichtet, die Wohnräume nach Westen und Süden zu privaten, besonnten Gärten. Holzverkleidete Zwischenbauten, die jeweils die Küche beherbergen, rhythmisieren die Häuserreihe und schaffen gartenseitig geschützte Terrassenbereiche bzw. definieren auf der Hofseite für jedes Haus eine Eingangszone.

Auf völlig unspektakuläre aber durchaus vorbildliche Weise gelingt mit diesem Projekt die Verwirklichung vieler Kriterien, die man heute im Zusammenhang mit zeitgemäßer, guter Architektur im Einfamilienhausbau fordern muss - und zwar sowohl auf der städtebaulichen wie auf der objektplanerischen Ebene: respektvoller Umgang mit dem landschaftlichen Bestand und den Flächenressourcen, maßstäbliche Einbindung in das Umfeld, ökonomische Erschließung bei Betonung der Qualitäten für den nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer, vielfältige Bezüge zwischen Innen- und Außenräumen mit guter Zonierung von privaten, halböffentlichen und öffentlichen Bereichen und schließlich eine robuste und zeitgemäße Architektursprache bei angemessener Materialwahl und vertretbaren Kosten.