modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2017

Neubau HSW Dreispitz

Visualisierung Nordfassade

Visualisierung Nordfassade

THINKTANK

5. Rang / 5. Preis

ERNE AG Holzbau

Bauherren / Investoren

Bauart Architekten und Planer AG

Architektur

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

StÀdtebau, Freiraum und Architektur
Ein langgestreckter vier- bzw. fĂŒnfgeschossiger (Erweiterung) Baukörper folgt dreiseitig den vorgegebenen Baulinien. Einzig zur Ostseite nimmt er sich zurĂŒck, um einen Vorplatz zu schaffen, der jedoch durch Treppen und Rampen seine GrosszĂŒgigkeit ein wenig verliert. Das GebĂ€ude bildet keinen reinen Quader. Seine kubische Erscheinung zeichnet sich vielmehr durch intuitiv gesetzte RĂŒck-Staffelungen aus, deren Setzungen teilweise nicht nachvollziehbar sind. Die vom Äusseren her bestimmte Form findet im Innern keine logische Entsprechung. Dies zeigt sich vor allem in den Raum-Geometrien an den beiden Kopfenden.
Die Fassade besteht aus modularen Fassadenelementen mit Holz-Metallfenstern und aluminiumverkleideten vertikalen Lisenen und horizontalen BĂ€ndern. In ihrer Gestalt und Materialwahl schafft sie, entgegen dem ErlĂ€uterungsbericht der Autoren, kaum einen Bezug zur „Ästhetik industrieller Bauten“. Im Gegenteil: der architektonische Ausdruck erscheint ortsfremd, unspezifisch und in ihrem „auflockernden“ Spiel ein wenig beliebig.
Die GebĂ€ude-Struktur sieht vier StĂŒtzenachsen vor: zwei an den Fassaden, zwei im GebĂ€ude-Inneren. FĂŒnf aussteifende Betonkerne ergĂ€nzen das Tragwerk. Die nicht ganz mittige Lage der inneren StĂŒtzen ermöglicht eine minimale Differenzierung der Raumtiefen. Die Struktur ermöglicht gute Raumproportionen mit einer hohen NutzungsflexibilitĂ€t.
Zwei identische auf der West- und Ostseite angeordnete EingĂ€nge erschliessen den Neubau. Dass fĂŒr das öffentliche GebĂ€ude mit relativ hohen Besucherfrequenzen gegen die Reinacherstrasse ĂŒberhaupt kein Vorbereich vorgesehen wird, ist weder stĂ€dterĂ€umlich noch betrieblich einsichtig. Dies umso mehr als sich die Aula im westlichen GebĂ€udekopf befindet. Eine innere Magistrale, die sich aus unverstĂ€ndlichen GrĂŒnden leicht vom Strassenniveau abhebt, verbindet die beiden Kopfseiten und schafft eine prinzipiell gute Übersichtlichkeit. Im Erdgeschoss sind die Nutzungen mit einer grossen Personenbelegung (Aula, HörsĂ€le, Arenen, Mensa) von der grossen Erschliessungszone aus unmittelbar und ĂŒbersichtlich erschlossen. Die Magistrale ĂŒberzeugt aus betrieblicher Sicht (Orientierung und Übersicht), architektonisch fehlt dem grossen Raum jedoch die architektonische Grösse.
Zwei offene Treppen und drei geschlossene FluchttreppenhĂ€user erschliessen die Unter- und Obergeschosse. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind die Unterrichts- und GruppenrĂ€ume und die Bibliothek vorgesehen. Dabei liegen die UnterrichtsrĂ€ume im SĂŒden, die GruppenrĂ€ume im Norden und die Bibliothek im Westen. Eine sich mĂ€andrierende Erschliessung schafft immer wieder Nischen fĂŒr intime ArbeitsplĂ€tze und FlĂ€chen fĂŒr den informellen Austausch. Der bewegte Raum zeigt in den sich ausweitenden bzw. komprimierenden Abfolgen kompositorische SchwĂ€chen. DarĂŒber hinaus konterkarieren die feinteiligen StĂŒtzenreihen den freien Bewegungsfluss. Ein Geschoss darĂŒber liegt der administrative Bereich (BĂŒro, Institutsleitung, Empfang Ausund Weiterbildung) der Fachhochschule. Optional kann das SchulgebĂ€ude um ein Geschoss aufgestockt werden.

Betrieb, FunktionalitÀt und Logistik
Dem Grad der IntimitÀt folgend sind gemÀss Vorgabe im Erdgeschoss die öffentlichen Nutzungen mit hoher Personenfrequentierung angeordnet, wÀhrend sich die kleinteiligeren UnterrichtsrÀume auf die Obergeschosse bis hin zu den ArbeitsplÀtzen der Mitarbeitenden im obersten Geschoss verteilen.
Im Erdgeschoss sind die grossen UnterrichtsrĂ€ume und die Aula fĂŒr grössere Lehrveranstaltungen sowie fĂŒr interne und externe AnlĂ€sse an einem grosszĂŒgigen Foyer angeordnet, welches auch grössere Personenaufkommen adĂ€quat aufnehmen kann. Betrieblich gĂŒnstig angeordnet ist zudem die Gastronomie mit der Cafeteria im Foyerbereich. Die Lage des Empfangs funktioniert fĂŒr den Eingang Ost ideal, fĂŒr den Eingang West ist dieser nicht auffindbar. Auch in diesem Zusammenhang wirkt die Aula, ebenfalls am Eingang West positioniert, fernab der Gastronomie und des Empfangs sowie mit beengten PlatzverhĂ€ltnissen fehlplatziert. Weder grenzt sie an einen attraktiven und grosszĂŒgigen Aussenraum, noch ist der unmittelbare Vorbereich fĂŒr diese Nutzung attraktiv gestaltet. UnverstĂ€ndlich und hinderlich ist in diesem Zusammenhang der Niveausprung im Erdgeschoss.

Das gewĂ€hlte Grundrissraster ermöglicht allgemein gĂŒnstige Raumgeometrien, so dass eine hohe NutzungsflexibilitĂ€t gegeben ist. Die Arenen sind wie vorgeschlagen nicht ideal fĂŒr den kĂŒnftigen Unterrichtsstil. Das BĂŒrogeschoss hingegen ist gut umgesetzt, Organisationseinheiten gut strukturierbar sowie flexibel einteilbar.
Das Raumtypenprogramm ist im Gros gemĂ€ss den Vorgaben abgebildet und projektspezifisch mit notwendigen NebenrĂ€umen ergĂ€nzt worden. Die Bibliothek sowie die studentischen ArbeitsplĂ€tze sind gut funktionierend und ĂŒbersichtlich als Einheit im ersten Obergeschoss umgesetzt. Jeweils vor den UnterrichtsrĂ€umen werden immer wieder RĂ€ume fĂŒr Begegnungen und informellen Austausch angeboten. Allgemein leidet unter der mĂ€andrierenden Erschliessung jedoch die Übersichtlichkeit bzw. Orientierung auf den Geschossen. Im Osten der Parzelle wird ein grosszĂŒgiger Aussenbereich ausgewiesen, welcher durch die unterschiedlichen Höhenniveaus jedoch aus betrieblicher Sicht eher nachteilig unterteilt werden. ZusĂ€tzlich wird eine Austrittsmöglichkeit bei der Bibliothek angeboten sowie eine grosszĂŒgige Dachterrasse mit hoher AufenthaltsqualitĂ€t im dritten Obergeschoss, auf welchem jedoch vorrangig die BĂŒros der Mitarbeitenden verortet sind.
Die zentrale Ver- und Entsorgung sowie die der Gastronomie erfolgen getrennt voneinander via Pragstrasse. Insgesamt ist die Logistik gut gelöst und erlaubt optimierte AblĂ€ufe. Das Untergeschoss ist streifenförmig ĂŒber die GebĂ€udelĂ€nge in Haustechnik-/ NebenrĂ€ume sowie die Autoeinstellhalle organisiert. Im gewĂ€hlten Footprint findet die Haustechnik nicht vollstĂ€ndig Platz im ersten Untergeschoss, so dass Teile in ein zusĂ€tzliches Untergeschoss verlagert werden. Das Parking ist als Sticherschliessung (mit Gegenverkehr) erschlossen. Die geforderte Anzahl ParkplĂ€tze kann nicht umgesetzt werden. Das Layout scheint fĂŒr einen Betrieb zu knapp bemessen. Die geforderte Anzahl StellplĂ€tze fĂŒr MotorrĂ€der und Velos werden ebenfalls im Untergeschoss angeboten. Die Erschliessung des Veloparkings erfolgt ĂŒber eine separate Zufahrtsrampe.

GebÀudetechnik (Energie)
Die gestellten Vorgaben bezĂŒglich GebĂ€udetechnik, Energie und Nachhaltigkeit sollten erfĂŒllt werden können. FĂŒr die nur teilweise erfĂŒllten Bereiche oder negativ bewerteten Punkte ist Potential fĂŒr eine Heilung vorhanden bzw. ersichtlich. Sie sollten behoben und bereinigt werden können. Als eher problematisch wird der Platzbedarf fĂŒr die Erschliessung betrachtet, diese sind sehr knapp bemessen. Die Luftmengen sind eher hoch kalkuliert und können potentiell reduziert werden.
Der Beitrag weist eine verwinkelte Kubatur auf, die GebĂ€udehĂŒlle lĂ€sst sich trotzdem gut dĂ€mmen, die Fassaden sind mit einem sehr hohen Glasanteil geplant. Dem Nachweis des sommerlichen WĂ€rmeschutzes ist hohe Beachtung zu geben.
Das Projekt erfĂŒllt die gestellten Anforderungen deshalb bedingt in geeigneter Weise, stellt jedoch einen umsetzbaren Beitrag dar.

Wirtschaftlichkeit
Die GeschossflÀche und GebÀudevolumen liegen knapp unter dem Durchschnitt aller Projekte. Das VerhÀltnis zwischen GeschossflÀche und HNF betrÀgt 2.00, ebenfalls knapp unter dem Mass aller Projekte. Die mittlere Geschosshöhe ergibt 4.24 m. Das TU-Angebot entspricht ebenfalls den erwarteten Vorgaben. Die daraus ermittelten FlÀchen- und Volumenkennwerte sind nachvollziehbar kalkuliert.

WĂŒrdigung
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die StÀrken des Entwurfs in der schulbetrieblichen FunktionalitÀt und typologischen FlexibilitÀt, die SchwÀchen in der stÀdterÀumlichen Interpretation und im architektonischen Ausdruck liegen.
4. Rang 5 / 5