Auszeichnung guter Bauten 2017 des BDA Dortmund, Hamm, Unna

Das ehemalige Hertie-Kaufhaus stellte mit seiner zentralen Lage im Stadtkern von Lünen einen wichtigen und bedeutenden städtebaulichen Baustein dar. Die ca. 13.200 m² große, seit der Schließung des Kaufhauses im Jahr 2009 leer stehende, Fläche prägt die Stadtstruktur und den direkt angrenzenden Marktplatz.
Umso wichtiger war es, das baufällige und sanierungsbedürfte Gebäude in seiner Ausführung und Umnutzung dem Standort und den Bedürfnissen der Stadt und seiner Umgebung anzupassen.

Durch die Revitalisierung des ehemaligen Kaufhauses entstand ein viergeschossiges Hybridgebäude, welches heute Gastronomie, Gesundheitswesen, Gewerbe und Wohnen auf rund 8.000 m² Fläche vereint. Das Erdgeschoss, welches teilweise mit einer Pfosten-Riegel-Fassade ausgestattet ist, beherbergt Gastronomie- und Gewerbeflächen und bildet das Pendant zur umgebenden Bebauung. Durch den Einsatz der unzähligen Fensterflächen wird die offene Struktur und Verbindung zum Marktplatz gewährleistet. Das Untergeschoss wurde in eine Tiefgarage mit den benötigten Stellplätzen umgebaut sowie die notwendigen Technikflächen und Mieterkeller dort untergebracht.

Die oberen Geschosse, optisch durch das verwendete WDVS mit Klinkerriemchen abgesetzt, bieten Platz für Wohnungen und medizinische Nutzung.
Um den Bewohnern trotz der zentralen Innenstadtlage Grünflächen bieten zu können, wurde der Grundriss im mittleren Bereich in zwei Riegel geteilt. Der dadurch entstandene Innenhof bildet gleichzeitig eine Pufferzone zwischen den entstandenen Gebäudeteilen. Die gezackte Grundrissform zur Innenhofseite lockert den Grundriss auf, schafft weitere Rückzugsorte und optimiert die Tageslichtversorgung der Wohnungen. Alle Wohnungen besitzen eine Süd-Ausrichtung.

Die Erschließung der Wohnungen erfolgt, neben den Treppenhäusern, über vorgelagerte und teilweise überdachte Laubengänge.
Das 5-geschossige Bestandsgebäude wurde im Zuge der Revitalisierung bis auf das 3. Obergeschoss komplett zurück gebaut. Die verbliebenen Geschosse wurden entkernt und in Teilbereichen ebenfalls abgebrochen, um eine Teilung der Grundrisse zu erzielen.
Für die energetische Versorgung des Gebäudes wurde die Fernwärmeversorgung des Bestandsgebäudes aufgenommen und der Versorgung zu Grunde gelegt. Ein System aus Wärmerückgewinnung und dezentraler Wassererwärmung soll eine möglichst umweltfreundliche Versorgung des Gebäudes gewährleisten, welches durch die Revitalisierung wieder auf einen Neubau-Standard gebracht wurde.

Lob für ein Mammut-Projekt. Neue Ideen für den alten Hertie waren gefragt. Die gestaffelte Kubatur bietet Platz für eine vorbildliche Mischung von Handel, Dienstleistung und Wohnen mitten in der Stadt. Anerkennung für einen Prototyp der Nachnutzung einer Kaufhaus-Ruine.