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Offener Wettbewerb | 03/2021

Erneuerung Textilmuseum in St.Gallen (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 7.000 CHF

Sou Fujimoto Architects

Architektur

Proplaning AG Architekten

Projektsteuerung

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Emmer Pfenninger Partner AG

Fassadenplanung

Studio DAS GmbH

Szenographie

Ingenieurbüro Aegerter + Bosshardt

Brandschutzplanung

Enerconom AG

TGA-Fachplanung

Kopitsis Bauphysik AG

Bauphysik

Büro ADB

Sachverständigenwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Botschaft des Entwurfes ist einfach und verständlich: Das Textilmuseum wird mit einer wellenförmigen «Textilie» bekrönt. Mittels einer semitransparenten Glasverkleidung, ihrer weichen, organischen Form und der angedachten Hinterleuchtung ist sie durchaus ansprechend, aber dennoch wenig überraschend umgesetzt. Hinter dieser «Dachkrone» liegt ein grosser durchgehend gleich hoher und geschlossener Ausstellungsraum. Eine klassische Blackbox, die für die Ausstellung textiler Artefakte im Allgemeinen von der Jury als gut beurteilt wird. Trotzdem erscheint die vorgeschlagene rigorose Umsetzung, die keinen Blick auf die Stadt zulässt etwas sehr streng. Gerade die Idee des textilen Gewandes weckt eigentlich andere Erwartungen. Umso mehr noch, weil die Verfasserinnen und Verfasser in ihrer städtebaulichen Analyse auf die Offenheit der Stadt hinweisen. Und doch hinterlässt die inszenierte Beleuchtung der Krone einen etwas unverbindlichen Eindruck, da sie in der Konsequenz nichts oder nur bedingt etwas mit den Aktivitäten im Saal zu tun hat. Der Museumsbetrieb ist gut und übersichtlich horizontal organisiert und gipfelt wie bereits erwähnt im grossen neuen Ausstellungssaal auf dem Dach. Die innere Organisation geht auf die Bedürfnisse des Museums ein. Es wird ein ebenerdiger, zweiter Eingang geschaffen, damit ein Auftritt im öffentlichen Strassenraum wirksam werden kann. Auch der Innenhof soll mit einer erhöhten Plattform bespielt werden können, die in der vorliegenden Fassung aber nicht überzeugt. Das atmosphärische Potenzial der konkreten städtebaulichen Situation wird überschätzt. Die Erschliessung des Hauses erfolgt somit insgesamt übersichtlich. Die Haupttreppe bleibt ein wichtiges Ereignis. Sie endet wie bisher im dritten Geschoss. Damit wird dem bestehenden Haus eine interessante Referenz erwiesen. Über einen zentralen neuen Raum der im Bereich der heutigen Terrasse liegt, entsteht eine Art Vestibül. Hier werden die Besucherinnen und Besucher zu einer gewendelten Treppe geleitet, die sich quasi in den neuen grossen Ausstellungssaal hinauf schraubt. Der an sich interessante Ansatz überzeugt in der räumlichen Umsetzung jedoch nicht vollständig. Diese neue und an sich sehr wichtige Treppe ist eingezwängt in einen engen Raum, was reizvoll sein könnte, jedoch zusammen mit ihrer abgewendeten Position in der Absicht insgesamt unverständlich bleibt. Die Erschliessung des Depots über eine freiliegende Hebeplattform ist auf Grund der Lage schwierig. Auch fehlt ein Witterungsschutz. Die Lage des Warenliftes und die Nottreppe, die beidseitig der Haupttreppe angeordnet werden ist denkbar, benötigen jedoch viel Platz. Begrüssenswert ist der Versuch, das Depot weitgehend ausserhalb der historischen Bausubstanz anzuordnen. Jedoch ist die Erhöhung des Innenhofes nur mit der Einwilligung der Nachbarn umsetzbar. Sie scheint ausserdem für die Bespielung des Erdgeschosses im vorgeschlagenen Ausmass nicht zwingend notwendig zu sein. Zusammenfassend leistet der Entwurf vor allem einen konzeptionellen Beitrag. Die Absicht wird gelesen und erkannt. Die Umsetzung bleibt, trotz des spielerischen Ansatzes, der sich in der wallenden, leichten Form andeutet, letztlich zurückhaltend und im Kern konservativ. Namentlich wäre ein Blick aus der textilen Umwallung in die Textilstadt St. Gallen wünschenswert gewesen. Nicht allein der Aussicht wegen, sondern auch im Hinblick auf die Aktivitäten, die in diesem Raum stattfinden.