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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 03/2021

Erneuerung Textilmuseum in St.Gallen (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 5.000 CHF

Jonas Wirth

Architektur

Waldhauser + Hermann AG

TGA-Fachplanung

Makiol Wiederkehr AG

Bauingenieurwesen, Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Subtil und mit einem leisen Augenzwinkern transformieren die Verfassenden den bestehenden Bau zu einem neuen vielschichtig in Erscheinung tretenden repräsentativen Palazzo. Dabei macht der heutige Bau einerseits eine Reise zurück zu seiner originalen Erscheinung: Der Abschluss der Fassade erhält wieder seine ursprüngliche Silhouette und durch die Entfernung des Verputzes gewinnt der Palazzo Rosso seine Materialität und Ausdruckskraft zurück, ein Vorschlag dessen Realisierbarkeit allerdings noch zu prüfen wäre. Andererseits führt das neue überhöhte und gegenüber dem Ursprungsbau steilere mit Schiefer eingedeckte Dach mit seinen überdimensionierten opulenten Lukarnen zu einer Verfremdung und damit zu einer neuen Identität des Baus. Die mehrgliedrige Dachform fügt sich trotz Überhöhe auf selbstverständliche Art und Weise in die Dachlandschaft der Altstadt ein und reagiert mit präzise gesetzten, ornamental gefassten, übergrossen Lukarnen auf die städtebauliche Situation. Dadurch entsteht eine Interaktion zwischen Stadtraum und neuem Textilmuseum, die sehr begrüsst wird. Auf Strassenebene bleibt der Austausch zwischen Öffentlichkeit und Museum allerdings stark eingeschränkt. Nur das neue Café erhält durch das Absenken des Ostflügels einen ebenerdigen Zugang, sein direkter Bezug zur Stasse bleibt indessen aufgrund der beibehaltenen Fassade unterbunden. Im Inneren führt ein einfach verständlicher Rundgang über die historische Treppenanlage in ein überhohes Foyer im 3. Obergeschoss, welches Bestand und Aufstockung räumlich untereinander und gleichzeitig über eine historisch anmutende Vitrine mit der Stadt verbindet. Eine elegant gewendelte Treppe inszeniert diese Schlüsselstelle des Entwurfs auf attraktive Weise und führt auf eine Galerie, welche die beiden Ausstellungssäle miteinander verbindet. Dieses in sich schlüssige Raum- und Organisationskonzept führt leider dazu, dass sich die neuen Säle in ihrer Abmessung nur bezüglich Höhe von den bestehenden Ausstellungssälen unterscheiden und dadurch die Möglichkeiten für Ausstellungskonzepte weiterhin determiniert sind. Die beiden von aussen betrachtet sinnhaltigen Lukarnen in den Sälen bieten Sichtbezüge und Orientierung, werden aber aufgrund der lichtempfindlichen Exponate notgedrungen wohl eher selten ihre Aufgabe erfüllen können. Ebenso wird der ultramarine Anstrich kaum über längere Zeit präsent sein. Über dem mittig gelegenen Mansardendach wird eine Terrasse angeboten, welche bedauerlicherweise nicht in den Rundgang für externes Publikum eingebunden zu sein scheint. Organisatorisch verspricht der Vorschlag aufgrund der zweckmässig angeordneten Vertikalverbindungen trotz teilweise weit auseinander liegender Bereiche gute Voraussetzungen für den Betrieb, die Technik ist in idealer Weise über den beiden Sälen angeordnet und eine sinnvolle und gut nachvollziehbare Konstruktion lässt eine angemessene Wirtschaftlichkeit erwarten. Die Stärken dieses auf allen Ebenen sorgfältig erarbeiteten Beitrags liegen zum einen im Umgang mit dem bestehenden Gebäude, welches einerseits auf seine ursprüngliche Form zurückgeführt und andererseits durch ein präzises Hinzufügen historisierender Elemente zu einem zugleich irritierenden wie faszinierenden neuen Ganzen wird. Trotz dieser Ambivalenz fügt es sich städtebaulich sehr gut in den Kontext. Auf der Strassenebene und insbesondere im Raumangebot im neuen Dach hingegen, bietet es zu wenig Potential für ein attraktives und lebendiges zukünftiges Textilmuseum.
4. Rang 5 / 5