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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2021

Um- und Ausbau Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (AT)

Anerkennung

obermoser + partner architekten zt gmbh

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Erläuterungstext

ferdinandeum - kulturforum im kulturquartier museum vom sockel auf straßenniveau bringen

Allgemein
Der Entwurf schlägt vor, das Haus wie es sich nach der repräsentativen Erweiterung im Stil der Neo- Renaissance in den Jahren 1882-1884 darstellte, aus der jetzt vorhandenen Baumasse wieder herauszuschälen und alle nachher errichteten Zubauten abzubrechen. Innerhalb des vom bisherigen Ost- und Westflügel begrenzten „Perimeters“ wird an der Nordseite des historischen Museumsbaus über die gesamte Gebäudelänge ein einfacher kubischer Neubau auf fünf Ebenen vorgeschlagen, der gemeinsam mit dem Bestand einen neuen kraftvollen Museumsblock bildet und die erwünschte Symmetrie der Gesamtanlage neu interpretiert. Dem Museum werden ursprüngliche Einfachheit und Klarheit der baulichen Struktur zurückgeben, die in den vergangenen Jahrzehnten durch bauliche Veränderungen und Ergänzungen verloren ging. Der neu geschaffene Museumsblock soll ein wichtiger Bestandteil des wegen der hohen Dichte kultureller Institutionen als Kulturquartier bezeichneten Innenstadtbereiches zwischen Rennweg und Museumstraße werden und über das neue Kulturforum kräftig in dieses ausstrahlen. Der als Kulturforum bezeichnete neue Hauptzugang zum Museum zwischen Prof.-Franz-Mair-Gasse und Paul-Hofhaimer-Gasse bietet Raum für Kassa, Info, Garderoben, Shop und Cafe und soll auch als Eventraum genutzt werden. Von hier aus sind alle Museumsebenen, Bibliothek und Veranstaltungssaal erreichbar. Der historische Eingang von der Museumstraße aus mit Freitreppen, Vorhalle und Sphingen und die kunstvoll inszenierte alte Hauptstiege werden Teil der neuen Gesamterschließung, die repräsentativen Schaufassaden des Hauses bleiben unverändert. Das Kulturforum soll das Museum vom Sockel herab auf Straßenniveau bringen, es kann mit den anschließenden Freiräumen der verkehrsberuhigten Gassen auch ein Ort für größere Veranstaltungen und Ausstellungen werden, die ein junges und breit gefächertes Publikum ansprechen.

Neubau
Oberhalb des Kulturforums befinden sich zwei große Ausstellungsräume auf Ebene der beiden bestehenden Ausstellungsgeschoße, die räumlich unterteilt werden können, unterhalb liegt der Raum für Sonderausstellungen; die flexible Nutzbarkeit macht sie auch für den zukünftigen Museumsbetrieb geeignet. Das Dach des Neubaus wird als Skulpturengarten genutzt, der vom Innsbrucker Bergpanorama umschlossen wird.

Altbau
Im EG sind Veranstaltungssaal, Museumspädagogik und Nebenräume untergebracht, das 1. OG wird Bibliothek, das 2.OG bleibt Ausstellung. Das Rondell ist grundsätzlich auf allen Ebenen dem Museum zugeordnet, kann aber auch von der Bibliothek für Sonderausstellungen genutzt werden.

Konstruktion - Gestaltung
Der Neubau ist in Massivbauweise weitegehend stützenfrei geplant, zwei tragende Betonscheiben geben den Ausstellungsräumen eine grobe Gliederung. Die Fassaden des Neubaus sind in grobkörnigem, farblich auf den Bestand abgestimmten Sichtbeton gedacht, die Fenster und Gesimse des abgebrochenen historischen Ostflügels sollen stilisiert als erhabene Abdrücke diese Fassadenbereiche gliedern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Konzeptiv besticht das Projekt durch einen radikalen Ansatz. Während der südlich gelegene historische Gebäudeteil in seiner Bestandsstruktur erhalten bleibt, wird der nördliche Teil des Museums komplett abgerissen und durch einen ost-west-gerichteten 3-geschoßigen neuen Museumsblock ergänzt. Das Erdgeschoß wird dabei als öffentliche und durchlässige Verbindungszone, beginnend von der Prof.- Franz-Mair-Gasse bis zur Paul-Hofhaimer-Gasse, ausgebildet in der sich die Kassa, der Shop, die Garderobe, ein Kulturforum und Nebenräume befinden. Darüber befinden sich die neuen Museumsräume, die als große, klar gegliederte, rechteckige Ausstellungsräume ausformuliert sind. Ein Zugang führt vom 3. Geschoß auf die begehbare Dachfläche, die den Skulpturengarten aufnimmt.

Das unter Denkmalschutz stehende Haupthaus bleibt mit seiner historischen Treppenanlage und der Südfassade in seiner Außenwirkung erhalten. Der denkmalgeschützte Ostflügel wird abgerissen. Im Inneren des historischen Teils werden im erhöhten Erdgeschoß neue Funktionen eingeschrieben. Während der Zugang über die Treppe kommend durch die Rotunde hindurch in den neuen Gebäudeteil im Norden geführt wird, werden im Ost- und Westteil verschiedenste Funktionen untergebracht. Im östlichen Bereich liegen die Sanitärräume, die Museumspädagogik und die Verwaltungsräume, im westlichen Bereich wird der neue Saal samt Künstlergarderobe platziert. Darüber befinden sich im 1. Stock die Bibliothek und im 2. Stock Ausstellungsräume.

Seitens der Jury wird der Entwurfsansatz der Organisation des nördlichen Zubaus als bestechend angesehen. Die Wegeführung vom Haupteingang in den nördlichen Bereich und die Ost-West-Passage Seite 14 von 21 im offenen Erdgeschoßbereich wird als wertige und den umgebenden Außenraum aufwertende Intervention betrachtet. Die klare Wegeführung durch das Gebäude durch große und kleinere Ausstellungsräume wird gewürdigt.