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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2019

Neubau Kulturzentrum Uster (CH)

1. Preis

Preisgeld: 70.000 CHF

EM2N

Architektur

Abicht Gruppe

TGA-Fachplanung

Dr. Deuring + Oehninger AG

Tragwerksplanung

Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

applied acoustics GmbH

Akustikplanung

Raumgleiter AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «KUZU» ergänzt das Zeughaus mit zwei einfachen, in der Grösse und Struktur unterschiedlichen Bauten zu einem neuen Ensemble. Der Altbau wird dadurch nicht besonders inszeniert, sondern als Teil dieses neuen Konglomerats gelesen und verstanden. Die Idee, dass die historische Substanz nur minimal umgebaut und saniert werden muss und dadurch die bestehende ­Struktur weitgehend präsent bleibt, wirkt glaubwürdig. Durch die formale Anlehnung und die direkte, einfache konstruktive Umsetzung der Neubauten entsteht ein Dialog mit dem Bestand. Der östliche Neubau ist als offene Struktur mit Nachverdichtungspotenzial gedacht, welche dem Nutzer Möglichkeiten zur Aneignung und Flexibilität bietet. Die Struktur ist mit Polycarbonat-Wellplatten und Holz verkleidet, wodurch das Gebäude leicht und durchlässig wirkt. Dieser Bau wird als Kulturregal bezeichnet und bildet auch das neue Gesicht zur Stadt. Im westlichen Neubau, dem Kultursaal, ist der grosse Veranstaltungssaal untergebracht. Diese Struktur ist mit vorgefertigten Betonelementen ausgefacht und wirkt dadurch viel massiver und geschlossener. Durch die differenzierte Materialisierung der drei Baukörper «Kulturregal», «Kultursaal» und des «Zeughauses» aus rotem Backstein wird ein abwechslungsreiches Ensemble mit jeweils spezifischen räumlichen Qualitäten geschaffen.

Die städtebauliche Anordnung der Gebäude zu einer offenen Hof-Figur dem «Kulturhof» hilft für die Orientierung und schafft eine gemeinsame Mitte, wo auch Synergien der unterschiedlichen Nutzungen geschaffen werden können. Allerdings müssten die effektiven räumlichen Qualitäten vom «Kulturhof» weiter verbessert werden, damit auch eine Aufenthaltsqualität ohne die Belebung durch Foodtrucks und grosse Menschenansammlungen – sozusagen im unspektakulären Alltag – glaubwürdig ist. Der Hof ist wegen dem Anspruch an maximale Bespielbarkeit in robustem Asphalt und Kies gehalten. So sehr dieser Ansatz bei Vollbetrieb nachvollziehbar ist, würde dem Alltag im Innern des Ensembles etwas Grün guttun. Leider ist der Hof nicht der eigentliche Ankunftsort des Kulturzentrums, sondern er wird von der Strasse durch das Kulturregal abgeschirmt und ist erst auf einen zweiten Blick auffindbar. Die Frage der Adressbildung und Präsenz zur Berchtold-/Gerichtsstrasse muss verbessert werden. Die grünen Inseln mit Baumgruppen, zu denen die mächtigen Platanen entlang der Berchtoldstrasse uminterpretiert werden, sind etwas weit entfernt von der gewachsenen Identität des Zeughausareals. Die Zugangssituation (Hauptzugang KUZU) müsste wohl grosszügiger gestaltet werden. Der Zugang in der «Fuge» zwischen Bestand und Neubau ist denkbar, aber in seiner jetzigen Ausformulierung noch nicht sehr überzeugend.

Die funktionalen Abläufe sind gut organisiert. Die einzelnen Nutzungseinheiten des Kulturzentrums aber auch die Musikschule sind sinnfällig angeordnet. Gewisse Nutzungseinheiten wie der kleine Saal und das Kino sind etwas zu knapp geschnitten. Aber das Projekt lässt einigen Spielraum in Anpassungen an allfällige Nutzerwünsche. Das grosszügige Foyer ist vielseitig nutzbar. Allgemein bietet das Projekt viele Nischen und Orte, welche durch die Nutzer frei bespielt werden können – vielleicht sind es fast zu viele Terrassen und offene Flächen, vor allem im «Kulturregal». Die Gastronomie ist gut angeordnet als Vermittler zwischen Strasse und Zeughausareal.

Das Projekt weist die grösste Geschossfläche, Gebäudehüllfläche und das grösste Gebäudevolumen auf, da es das vorgegebene Programm vor allem im Aussenraumbereich mit weiteren Flächen ergänzt hat. Über die Gesamtsumme betrachtet ist es somit das teuerste Projekt, über die Kosten pro m2 Geschossfläche betrachtet ist es aber das günstigste Projekt. Es handelt sich um ein vergleichsweises grosses Projekt mit hohem Anteil an betriebsintensiven Flächen.

Das Projekt hat das Raumprogramm mit vielen zusätzlichen Aussenraumflächen (Terrassen) erweitert, deren Nutzungen in der Überarbeitung genau untersucht werden müssen. Allgemein weist das Projekt viel Sparpotenzial auf, welches sorgfältig geprüft werden muss. Neben der Wirtschaftlichkeit muss auch die Materialisierung und Konstruktionsweise in Bezug auf die graue Energie und nachhaltige Bauweise optimiert werden.

Die Idee, das neue Kulturzentrum aus möglichst einfachen infrastrukturähnlichen beziehungsweise an Gewerbebauten erinnernden Baukörpern zu bauen, scheint für die Aufgabe angemessen. Sie ermöglicht auch in der Weiterentwicklung und spezifischen Programmierung den nötigen Spielraum, um einen offenen, innovativen Ort für das kulturelle Arbeiten zu schaffen, der neue Impulse für die Stadt Uster gibt.