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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neugestaltung der Verbauungsanlagen der Bondasca und Maira sowie neuer Verkehrsanlagen in Bondo (CH)

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Balliana Schubert Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Staubli, Kurath & Partner Wasserbau AG

Wasserbau

Roggensinger AG

Bauingenieurwesen

Synaxis AG

Tragwerksplanung

pool Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Gesamtlösung

Die Projektverfasser verstehen die eigentliche Aufgabe nicht als schiere Eigliederungsmassnahme der verschiedenen Fluss- und Verkehrsbauten in den gewachsenen und durch das grosse Ereignis beeinträchtigten Kontext. Ihren Beitrag sehen sie weitestgehend als soziokulturellen Akt zur Befriedung des Ortes. Diesem hohen Anspruch vermag der Beitrag in wesentlichen Punkten gerecht zu werden und durch eine präzise und dichte Bearbeitung zu untermauern. Die formulierten Bausteine des Projekts sind nachvollziehbar und helfen, eine innere Konsistenz zu generieren. Die Gesamtheit der Massnahmen basiert auf einer sorgfältigen Analyse der landschaftlichen und ortsbaulichen Elemente und deren Zusammenhänge wie der Historie dieses Ortes. Bei den Brücken und Strassenbauten ist eine gestalterisch sorgfältige Zurückhaltung spürbar, die sich immer wieder ohne formale und konstruktive Anbiederungen auf die historischen Vorbilder bezieht.
Die landschaftlichen und ortsbaulichen Eingliederungsmassnahmen sind präzise und zurückhaltend formuliert. Unverständlich dann aber die aufgesetzten Formalismen der optionalen Massnahmen im Bett der Bondasca, die sich irritierend mit Brückenkopf und Damm verweben. Die intensive Auseinandersetzung mit den flussbaulichen Massnahmen über die Vorgaben hinaus ist begrüssenswert. Die aufwendigen Optionen beinhalten wohl interessante Ansätze, sind in deren Wirksamkeit aber sehr zu hinterfragen. Insbesondere zu bezweifeln ist, ob Elemente wie die Durchlässe und das vorgeschlagene Streichwehr einem Murgang und den nachfolgenden Räumungsarbeiten wiederstehen könnten. Das vorgeschlagene stehende Gewässer ist für alpine Schwemmkegel atypisch und keinen überzeugende Landschafts- oder Flussraumaufwertung.


Bereich Kantonsstrasse, Brücken Bondasca und Spizarun

Die neue Bondascabrücke mit ihrer obenliegenden Tragkonstruktion wird über die Brüstungsmauern der angrenzenden Dammbauten zu einem, den Geschiebefächer querenden Bauwerk verbunden. Die expressive Ausformulierung der aufsteigenden Brückenteile bricht aus der sonst vorgetragenen begrüssten Zurückhaltung leider aus. Die zeichenhafte Präsenz dieses Entwurfs im Flussraum wird unterschätzt. Ohne das Überdenken des Dammes in der Bondasca wie auch des Dammanschlusses auf Seite Bondo gelingt es auch nicht vollständig, den Flussübergang zu einer Einheit zu verbinden.
Setzung und Gestaltung der Brücke Spizarun mit dem Kreiselbauwerk sind pragmatisch. Der Versatz zur Erschliessung nach Bondo weist Verbesserungspotential auf. Insbesondere die im Westen an die Strasse angefügte Bushaltestelle wirkt störend und verunklärt die schwierige siedlungsbauliche Situation als Eingang zu Bondo weiter.


Bereich Punt

Punt ist im Kontext der Geschichte ein hochsensibler und emotional bedeutender Ort. Den Projektverfassern gelingt es, darauf eine angemessene Antwort zu finden. Die Promenade entlang der Crotti bleibt erhalten, erfährt aber am Ende eine sinnstiftende Wende. Über eine platzartige Erweiterung wendet sie sich vor dem neuen Damm in verständlicher Art talauswärts und wird zum Brückenzugang. Neben dem verbindenden Moment wird die in den Talraum vorgeschobene Brücke auch zu einem Aussichtsstandort. Die Verfasser verbinden alt und neu in einer sehr sensiblen und rücksichtsvollen Weise. In Anlehnung an die historischen Vorbilder, aber fein davon abgesetzt in der Materialisierung, schwingt sich die Brücke in einem leichten Bogen über die Bondasca. Geschickt wird auch auf Seite Bondo der Anschluss an die alte Verbindung hergestellt. Die neue Lage der Brücke verhindert grosse Höhendifferenzen im Längsprofil der Dorfteilverbindung. Ob die Halle als Umlenker und Ergänzung des Bocciaplatzes am Ende der Crotti die ihr zugedachte Bedeutung und Funktion zu erfüllen vermag respektive nötig ist, wird hinterfragt.


Freiraumgestaltung

Die freiräumlichen Gestaltungsmassnahmen sind angemessen und helfen die baulichen Eingriffe wie aber auch die Übergänge zur Siedlung hinter den Dämmen räumlich und funktional zu integrieren. Auch die ökologischen Aufwertungsmassnahmen sind stimmig. Punktuell wird eine gewisse Präzision vermisst. So ist das Potential am Schutzdamm auf Seite Bondos nicht ausgeschöpft. Die vorgeschlagenen Bepflanzungsmassnahmen entlang der alten Malojastrasse erscheinen noch zufällig.


Fazit

Das Projekt Insieme vermag die hohen Ansprüche im Umgang mit diesem bedeutenden Ort weitestgehend zu erfüllen. Basierend auf einer spannenden Analyse wird eine stringente Strategie für den Umgang mit den einzelnen baulichen Elementen, aber wichtiger noch für deren Verhältnis untereinander wie aber auch zu den vorhandenen Siedlungs- und Landschaftsstrukturen erarbeitet. Die Umsetzung zeigt eine hohe Kompetenz wie auch feines Gespür für den Umgang mit dem Ort. Die mit viel Aufwand vorgeschlagenen Optimierungen im Flussbett führen letztlich aber nicht zu wirklichen Vorteilen.
Situationsplan

Situationsplan