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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2020

Teil-Quartier Dormagen-Horrem

3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

REICHER HAASE ASSOZIIERTE GmbH

Stadtplanung / Städtebau

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee

Die Grundidee des Entwurfes basiert auf der Ausweitung des Ringsystems von der Weilerstraße auf die Buchenstraße. Durch diese Verlagerung kann die Weilerstraße ohne Durchgangsverkehr geführt werden, was die Ausweitung des Bürgerparks und die Schaffung einer grünen Mitte ermöglicht.

Ein Großteil des motorisierten Verkehrs wird entlang des Rings in Quartiershubs abgefangen und die Wohnquartiere so verkehrlich entlastet. Die durchgrünten Stichstraßen, die an den Ring anschließen, orientieren sich am bestehenden Verkehrssystem und unterteilen das Gebiet in unterschiedliche Nachbarschaften. Diese Nachbarschaften weisen aufgrund verschiedener Bebauungs- und Freiraumtypologien eigene Charaktere auf und fördern die Identifikation mit dem Ort, Nutzervielfalt und Begegnung. Durch die feingliedrigen Wegeverbindungen und grünen sowie urbanen Trittsteine in Form von Plätzen verschiedener Hierarchien, werden sowohl die Nachbarschaften als auch die Bebauung mit dem Freiraum verbunden. Des Weiteren wird der außerhalb des Plangebietes gelegene Sportpark durch die durchlässige Bebauungsstruktur nördlich des Bürgerparks und über den neuen Entréeplatz angebunden. Um das gesamte Plangebiet legt sich ein schützender Grünsaum, der im Westen und Osten zum multifunktionalen Freizeitband ausgebildet und südlich der Knechtstedener Straße erweitert wird. Anstatt einer toten Gebäuderückseite zur Autobahn entsteht so ein attraktiver Freizeitbereich, der das vielfältige Angebot an Freiflächen abrundet.


Städtebau und Architektur

Ziel des Entwurfes ist es, möglichst viel der Bestandsbebauung zu erhalten und bedarfsgerecht zu entwickeln. Die vorhandenen Typologien werden aufgegriffen und weitergedacht. Dazu wird die westliche, in die Jahre gekommene Zeilenbebauung teilweise zu Reihenhäusern umgebaut. Des Weiteren werden die vorhandenen Zeilenstrukturen durch eine Blockrandbebauung ergänzt und Nachbarschaften als bauliche Einheiten geformt.

Die an die Autobahn und die Kreisstraße angrenzende Bebauung rückt von diesen ab und schafft eine klare Gebäudekante, die durch ihre Ausrichtung und Höhe attraktive und geschützte Wohn- und Freiraumverhältnisse schafft. Staffelgeschosse ermöglichen weitere qualitätvolle private Freiräume, die auf den höheren Gebäuden zugleich besondere Ausblicke in die umgebende Landschaft bieten.

Der nördliche Quartierseingang wird durch ein Tandem aus zwei Sonderbausteinen gebildet, die aus dem nördlichen Quartiershub und dem gegenüberliegenden Gebäude mit sozialen Einrichtungen bestehen. Diese heben sich sowohl in der Höhe als auch in ihren Proportionen von der restlichen Bebauung ab und schaffen so eine adäquate Eingangssituation.

Die architektonische Konzeption des Wohnungsbaus basiert auf der Grundidee, maximale Flexibilität bei zugleich möglichst ökonomischer Umsetzung zu schaffen. Mit der Programmierung von flexibel kombinier- und anpassbaren Gebäudetypen wird diese Idee ausformuliert. Der Entwurf zeigt eine Kombination aus drei Geschosswohnungsbau- und zwei Reihenhaustypen, die sich in Ausrichtung und Gebäudetiefe unterscheiden und dabei jeweils auf ihr Umfeld reagieren. In den Geschosswohnungsbautypen sind Wohneinheiten unterschiedlicher Größen flexibel miteinander kombinierbar. Das Spiegeln der Typen, ist problemlos und ohne einen Verzicht auf ideale Belichtung möglich. Die Treppenhäuser der Geschossbauten sind durchgesteckt und erhöhen damit die Durchlässigkeit der Nachbarschaften. Darüber hinaus wird durch die barrierefreie Gestaltung aller Neubauten eine beliebige Mischung von geförderten und genossenschaftlichen Wohnungen ermöglicht. Durch das serielle Bauen von Basistypen, die durch ihr Raumraster jeweils vergrößer- und verkleinerbar sind sowie die Vorfertigung baugleicher Teile wie Badezimmer- und Kücheneinheiten, Treppen und Balkone soll die kostengünstige Schaffung von neuem Wohnraum gewährleistet werden.

Innerhalb des Rings wird die Typologie der Kuben aufgegriffen, indem die bestehenden achtgeschossigen „dicken Typen“ um „kleine Brüder“ ergänzt werden, die sich an die Proportionen der Bestandsbebauung anlehnen, jedoch in Höhe und Breite kleiner dimensioniert sind. Durch die Setzung des so entstehenden durchlässigen Solitärteppichs wird eine enge räumliche Verbindung vom Bürgerpark zum Sportzentrum geschaffen. Im östlichen Gebietsteil ergänzen die eingeführten Geschosswohnungsbautypen die Bestandsbebauung und verbinden sich mit der Typologie der Kuben, sodass ein harmonisches Gesamtbild entsteht.


Erschließung / Verkehr

Die vorhandene Ringerschließung wird von der Weilerstraße auf die Buchenstraße verlegt, sodass der Verkehr gleichmäßig über das Gebiet verteilt wird und alle Nachbarschaften direkt an den Ring angebunden werden. Die Weilerstraße wird als Anliegerstraße sowie Rad-und Fußgängerweg umfunktioniert und ist für den motorisierten Verkehr nicht mehr durchgängig befahrbar. An den Ring schließen Stichstraßen an, die in der Regel jeweils zwei Nachbarschaften erschließen.Die Sackgassen werden zu kleinen Nachbarschaftsplätzen gestaltet, die der Begegnung der Bewohner dienen.

Um das Gebiet weiter von Verkehr zu entlasten sind an den Quartierseingängen drei Quartiershubs untergebracht, die ca. die Hälfte des ruhenden Verkehrs abfangen. Diese sind als multifunktionale Knotenpunkte ausgestaltet und beinhalten Infrastruktureinrichtungen wie z.B. E-Ladesäulen, Carsharing, Blockheizkraftwerke und Paketstationen für die Bewohner der umliegenden Nachbarschaften. Darüber hinaus hat jeder der Quartiershubs einen eigenen thematischen Schwerpunkt, der sich jeweils aus ihrer Lage im Quartier ergibt. So sind die HubsNord und Ost mit den Themen Sport und Ernährung zusätzlich mit einem Fitnessstudio bzw. mit Gewächshäusern für urbane Landwirtschaft auf dem Dach ausgestattet. Der westliche Quartiershub mit dem Thema Energie erhält entsprechend Photovoltaikanlagen auf dem Dach, einen Standort der Energieberatung sowie die Bürger-Energiezentrale. Darin können sich die Quartiersbewohner künftig über die gemeinsam mit Photovoltaikanlagen gesammelte Energiemenge informieren und austauschen.Die Fassaden der Quartiershubs werden so gestaltet, dass jeweils an den zur Wohnbebauung orientierten Seiten eine geschlossene Holz-Fassade liegt, um diese so vor Motorenlärm zu schützen. Begrünte Holz-Fassaden an der dem Ring zugewandten Seite werden offener gestaltet, um die Durchlüftung zu gewährleisten.

Um die Erreichbarkeit des Bahnhofs zu optimieren, soll die Ulmenallee langfristig an den Bahnhof angebunden werden. Darüber hinaus werden Bushaltestellen an den drei Plätzen entlang der Ringallee untergebracht. Aufgrund der guten ÖPNVAnbindung, Car- und Bikesharing-Angeboten sowie einer zukunftsorientierten Entwicklung des Gebietes soll der ruhende Verkehr auf lange Sicht eingeschränkt werden. Beim Rückgang des Bedarfes an Stellplätzen können die Stichstraßen weiter durchgrünt und die Stellplätze in den Quartierhubs reduziert werden.


Freiraum

Der Entwurf sieht eine Differenzierung der Freiräume vor, durch die die aktuell monoton erscheinende Struktur aufgebrochen und das Quartier im Gesamtbild vereint werden soll. Die Ringstruktur mit ihren Stichstraßen wird als durchgrünte Allee sichtbar gemacht. Blumeneschen säumen die Stichstraßen und Kirschen markieren die Ringallee. Die einzelnen Nachbarschaften werden dadurch entsprechend gegliedert und erschlossen.

Innerhalb der Nachbarschaften entstehen durch jeweils unterschiedliche Formsprachen in der Wegeführung und Flächengestaltung charakteristische Wohnhöfe. Unterstützt durch die verschiedenen Gebäudetypologien entstehen somit attraktive, leicht wiederzuerkennende Räume. Ergänzt durch eine thematische Bepflanzung der Wohnhöfe (Steppen/Kiefern, Blumenwiese/Obstbäume, Heide/Wachholder und sommergrüner Laubwald) erhält jede Nachbarschaft ihren ganz eigenen Charakter. Die Höfe gliedern sich in Privatgärten und gemeinschaftlich nutzbare Grünflächen, die den Kern dieser ‚Nachbarschafts-Cluster‘ darstellen. Eingerahmt werden sie durch die öffentlichen Erschließungs- und Grünstrukturen.

Im Zentrum des Rings entsteht eine grüne Mitte, die im Wesentlichen die Strukturen des Bürgerparks und des alten Friedhofs aufgreift und erweitert. Durch die Erweiterung des Bürgerparks über die Weilerstraße hinweg entsteht zusätzlich eine attraktive und ruhige Querverbindung für den Fuß- und Radverkehr zwischen der Straße Am Hagedorn und der
Buchenstraße. Entlang des Rings reiht sich eine Platzabfolge mit unterschiedlichen Typologien. Die Entréeplätze sind dabei eher urban geprägt und bieten ein Angebot an Car- und Bikesharing, während die Quartiersplätze einen grünen Charakter aufweisen und zusätzlich als Kommunikations- und Gemeinschaftsorte fungieren. Die dritte Platztypologie befindet sich jeweils an den Enden der Stichstraßen. Diese Nachbarschaftsplätze verknüpfen die jeweils unmittelbar angrenzenden Nachbarschaften. Die Dächer der Quartiershubs werden begrünt und als Terrassen zugänglich gemacht, sodass diese das Angebot an attraktiven Freiräumen im Quartier abrunden. Darüber hinaus ist eine partielle Erweiterung der Dachbegrünungen auf die Wohngebäude insbesondere aus ökologischer Sicht denkbar.

Im westlichen und nördlichen Randbereich des Plangebietes entsteht ein öffentlicher Freizeitsaum, der ein vielfältiges Spielund Sportangebot aufweist und gleichzeitig den im Norden befindlichen Sportpark an das gesamte Quartier anschließt. Ein Netz aus Retentionsflächen durchzieht das gesamte Quartier und schafft Möglichkeiten des nachhaltigen Wassermanagementssowie zusätzliche ökologische Nischen und Biotope.


Infrastruktur und weitere Nutzungen

Die Hauptnutzung des Gebietes bleibt das Wohnen. Durch die neuen Bebauungsstrukturen wird eine Mischung verschiedener Wohntypologien ermöglicht, welche unterschiedlichen Nutzerbedürfnissen begegnet und somit verschiedene Zielgruppen anspricht.

Im Gebäude am nördlichen Quartierseingang sind soziale Einrichtungen wie ein Standort der Volkshochschule, Sprachenzentrum, Jugendtreff, Tafel etc. denkbar, um den besonderen Förderungsbedarfen des Quartiers gerecht zu werden. In den oberen Geschossen sind außerdem besondere Wohnformen, wie etwa Clusterwohnungen denkbar, die auch als Wohngruppen für Senioren oder Pflegebedürftige ausgestaltet werden können. Gemeinschaftliches Wohnen wird darüber hinaus ermöglicht, indem die eingeführten Reihenhaustypen auch als Baugruppenprojekte mit privaten und gemeinschaftlichen Freiflächen umgesetzt werden können.

Darüber hinaus ist aufgrund der hohen Anzahl neuer Wohneinheiten eine dreizügige Kita vorgesehen, die in das Erdgeschoss eines Wohngebäudes integriert wird und sich mit ihrer Freifläche zum grünen Saum des Quartiers orientiert. Innerhalb der Wohngebäude sind zudem jeweils in den Erdgeschossen Gemeinschaftsräume wie etwa Waschcafés untergebracht, die die informelle Begegnung der Hausbewohner fördern.
Lageplan

Lageplan

VOGELPERSPEKTIVE - Blick Richtung Osten

VOGELPERSPEKTIVE - Blick Richtung Osten

FUßGÄNGERPERSPEKTIVE - Nord-westlicher Quartiersplatz, Blick Richtung Norden

FUßGÄNGERPERSPEKTIVE - Nord-westlicher Quartiersplatz, Blick Richtung Norden

GRÜN- & FREIFLÄCHENKONZEPT

GRÜN- & FREIFLÄCHENKONZEPT

VERKEHRSKONZEPT

VERKEHRSKONZEPT

LAGEPLAN REALISIERUNGSTEIL

LAGEPLAN REALISIERUNGSTEIL