modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2020

Neubau einer Fahrradstation in Hamburg-Harburg

Außenperspektive

Außenperspektive

2. Preis

Preisgeld: 11.250 EUR

Gottlieb Paludan Architects

Architektur

WTM Engineers

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

RADHELIX HARBURG

Die Radhelix befindet sich im Herzen von Harburg und an
einem wichtigen Knotenpunkt der Fahrradinfrastruktur.
Die belebte Kreuzung in Harburg wird mit der einladenden
und funktionalen Konstruktion aufgewertet, die nicht nur
bequemen Service und perfekte Fahrradabstellmöglichkei-
ten für die Nutzer bietet, sondern den umweltfreundlichen
Pendlern auch das tägliche Vergnügen eines reibungslos
gestalteten Verkehrserlebnisses beschert.

Längst ist Radfahrern bekannt, dass das tägliche Pendeln
mit dem Fahrrad oder die Radverbindung zur Zugfahrt das
umweltfreundlichste Verkehrsmittel darstellt. Daher ist es
nur schlüssig, den Radfahrern auch ein nachhaltiges Ge-
bäude zu bieten. Zum einen kommt hier heimisches Holz
zum Einsatz, zum anderen minimiert das runde Gebäude-
design den Materialverbrauch. Ein weiterer Vorteil ist, dass
die Konstruktion nach der Stilllegung in ferner Zukunft
wieder demontiert werden kann. Zusätzliche ökologische
und nachhaltige Werte sind die Fülle an Tageslicht im
Inneren, die natürliche Belüftung und die Rückhaltung des
Regenwassers vor Ort.

Die zylindrische Form zeigt sich als optimale Wahl, sowohl
für die Funktion als Fahrradstation, als auch für die Lage
auf der schrägen Böschung, in die sich der Zylinder ge-
lungen einfügen lässt. Der runde Baukörper orientiert sich
in keine bestimmte Richtung und zeigt sich gleichermaßen
attraktiv von allen nahgelegenen Straßen und Brücken aus
gesehen. Die zylindrische Form des Gebäudes wird durch
die vertikalen, hölzernen Fassadenlamellen verstärkt, die
durch die horizontalen Linien der Geschossdecken geteilt
werden. Die Fassadenlamellen suggerieren Rotation und
Geschwindigkeit. Sie schirmen den Blick auf die Fahrrä-
der im Hintergrund etwas ab, reduzieren den Eindruck von
Unordnung, der bei Fahrrädern verschiedener Fabrikate
entstehen kann, und schaffen eine visuelle Ruhe.

Auf dem Vorplatz ist der Bereich, in dem die Fahrräder ein-
und ausfahren, fahrradfreundlich gepflastert, während der
Rest des Belages auf Fußgänger ausgerichtet ist. Dadurch
wird die Fläche elegant den jeweiligen Funktionen und Be-
wegungen entsprechend unterteilt, wodurch die Interaktion
zwischen Fußgängern und Radfahrern intuitiv gesteuert
wird.

Auf der Eingangsebene präsentiert sich die Öffnung im
Gebäude wie ein einladender, aufgezogener Vorhang. Das
Innenleben des Gebäudes heißt die Öffentlichkeit durch
Beleuchtung, Beschilderung und belebtes Treiben will-
kommen. Die Arbeitsräume im obersten Stockwerk pro-
fitieren von der Aussicht auf den lebhaften Frontbereich
und tragen ihrerseits zur Belebung des Gebäudes bei. Am
Eingang befindet sich der Check-in-Schalter in idealer
Lage für den Fahrradfluss. Die gegenüber liegende Werk-
statt hat ebenso alle Dienstleistungen sofort für die Nutzer
verfügbar.

Innen stimmen die selbsterklärende Zirkulation und das
Parken mit dem überein, was das zylindrische Äußere er-
ahnen lässt. Der zentrale Kern aus spiralförmigen Rampen
gebildet mit dem zentral platzierten Schacht, der das Ta-
geslicht bis auf die Ebene -2 einfallen lässt, offenbart sich
als die Essenz des Entwurfes. Dieser zirkulierende Kreis-
lauf gewährt den freien Blick auf alle anderen Radfahrer
auf ihrem Weg auf und ab. In diesem attraktiven zentralen
Raum herrscht ein reges Treiben, wodurch der Ort ein Si-
cherheitsgefühl vermittelt. Der komfortable und effiziente
Kern ist in diesem konzentrischen Design allgegenwärtig.
Radfahrer und Fußgänger teilen sich die breite Rampe, die
nahe am Kern als eine Treppe ausgeführt ist und eine Rad-
oder Schiebespur in beide Richtungen befindet sich am
äußeren Rand. Die Enden der Rampen sind perfekt auf den
Eingang des Erdgeschosses sowie auf den Tunnelzugang
ausgerichtet, was kurze und effiziente Fahrradmitnahme
und -abgabe ermöglicht.

Alle Fahrräder größeren Umfangs parken bequem auf der
Eingangsebene, ohne die Rampen zu behindern. Parkplät-
ze für normale Fahrräder könnten auf dieser Ebene vor-
rangig von Werkstattbesuchern genutzt werden. Die Park-
plätze im obersten Stockwerk sind am weitesten von den
Zügen entfernt, aber die richtige Wahl für Besucher der
nahegelegenen Geschäfte. Am Vorderrad jedes geparkten
Fahrrades steht eine freie Breite von 50 cm zur Verfügung.

Innen liegende Treppen verbinden die Nutzungen auf der
Straßenebene mit den Nutzungen im obersten Stockwerk
und dienen gleichzeitig als Flucht- und Rettungsweg aus
dem oberen Stockwerk. Fluchttüren von Ebene -2 und Ebe-
ne -1 öffnen sich direkt zu einem Flucht- und Rettungsweg
im Freien. Darüber hinaus kann für Ebene -2 der Tunnel
als Flucht- und Rettungsweg genutzt werden. Von der
Ebene +1 führen die beiden separaten Fluchttreppen zur
Straßenebene. Vom Erdgeschoss aus ergänzen diese Trep-
pentüren den Haupteingang als funktionsfähige Flucht-
wege. Der Aufzug ist behindertengerecht und kann zudem
Fahrräder bis zu einer bestimmten Größe befördern.

Auf der Ebene -2 verschmilzt das zylindrische Parkhaus
mit dem Tunnel, um den Weg aus dem Fahrraduniversum
in den Bereich der S-Bahn Station zu signalisieren. Die
Verkaufsfläche ist hier außerhalb der Radhelix platziert,
damit diese auch von Fußgängern im Tunnel genutzt wer-
den kann. Auf Ebene -2, zentral gelegen unter dem kreis-
förmigen Oberlicht, befindet sich auch ein Garten, der
vom Tunnel aus deutlich sichtbar ist. Durch punktuelle
Beleuchtung entsteht der Eindruck von Sonnenflecken, die
die Vegetation zu einer angenehmen visuellen Attraktion
und intuitiv zum Mittelpunkt des Gebäudes machen.

Vom Tunnel aus gesehen heben die unterschiedlichen
Ebenen den Garten in Augenhöhe. Das frische Grün über-
rascht und belohnt den umweltfreundlichen Pendler. An
dieser Stelle befinden sich Sitzgelegenheiten, damit die
Radfahrer vor oder nach dem Pendeln mit dem Zug u.a.
ihre Regenkleidung an- oder ausziehen und in Rucksäcken
verstauen können. Die unerwartete Ruhe der Vegetation
auf Tunnelniveau vereinigt sich mit der gedämpften Akustik
des gesamten Gebäudes. Die Nachhallzeit ist sehr niedrig
gehalten, wodurch eine durchgehend auf den Menschen
ausgerichtete Klangumgebung gewährleistet ist, die sich
wohltuend vom Lärm des Verkehrsknotenpunktes direkt
vor der Tür unterscheidet.

Der zentrale Lichtschacht und die offenen Fassaden er-
möglichen einen guten Tageslichteinfall. Auf den Ebenen
-1 und -2 sind die Bereiche des Gebäudes ohne offene
Fassaden mit einer Lichtinstallation in einem Spalt entlang
der gewölbten Wand ausgestattet, so wird der Eindruck
erweckt, dass Tageslicht an der Wand entlang hinableuch-
tet. Diese Beleuchtung erzeugt ein visuelles Gleichgewicht
zwischen den hellsten und dunkelsten Bereichen auf den
beiden Ebenen. Das kältere Licht entlang der Wände lässt
zudem eine Verbindung nach außen empfinden und unter-
streicht das kreisförmige Gebäude. Die Innenbeleuchtung
betont die konzentrische Gestaltung: Das orange-rote
Pflaster auf den Rampen wird mit warmweißem Licht an-
gestrahlt, welches die von Bewegung und Leben erfüllte
Spirale von der äußeren Umrandung abhebt, an der die
stationäre Funktion der Fahrradabstellplätze in kälterem
Licht erleuchtet wird.
Aussenperspektive

Aussenperspektive

Lageplan

Lageplan

Innenperspektive

Innenperspektive