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Offener Wettbewerb | 06/2020

Bildungscampus Burgdorf: Neubau Technische Fachschule TF Bern (CH)

3. Preis / 3. Rang

Preisgeld: 70.000 CHF

Esch.Sintzel Architekten

Architektur

ORT AG für Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Bauingenieurwesen

Bogenschütz AG

TGA-Fachplanung

MichaelJosefHeusi GmbH

Lichtplanung

Quantum Brandschutz

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einem polygonalen Gesamtvolumen wird annähernd die gesamte zur Verfügung stehende Parzelle besetzt. Die einheitliche Höhe mit dem rund umlaufenden Dachrand, angelehnt an der Traufhöhe des Gründerhauses des Technikums sowie die in der Tiefe varierenden Arkadenschicht, nimmt dem Volumen die Wucht und verwebt es mit der Umgebung. Die klaren raumbildenden Fronten werden in die für die Gesamtanlage bedeutenden Fluchten geometrisch eingebunden. So wird zum alten Technikum hin ein gut proportionierter, gemeinsam nutzbarer Platz aufgezogen, der auch als Arealzugang von der Technikumsstrasse dient.

Dennoch vermag dieser Platz, bzw. die Hofgestaltung beim ehrwürdigen Technikum, nicht zu überzeugen. Hier fehlt die gestalterische Auseinandersetzung mit dem historischen Kontext. Fotos und Pläne belegen wie einst baumbestandene, offene und vielseitig nutzbare Freiräume angeboten wurden.

Topographisch wird das neue Gebäude geschickt in die schwierige Situation eingebunden, wobei hierfür grössere Terrainveränderungen bzw. Höhendifferenzen in Kauf genommen werden. Dennoch wären die gewünschten Spielbereiche im östlichen Bereich möglich, jedoch sind diese nicht dargestellt. Das Freiraumkonzept generiert sich aus dem verbindenden Wegnetz sowie den Grünstrukturen, bestehend aus Grünräumen und Parkbäumen. Gemeinsam vermögen sie die Idee des Schulcampus zu stärken.

Gegen Nordosten bildet eine ruhige Fassade den Hintergrund für den Parkraum. Der geböschte Zwischenraum zur Pestalozzistrasse wirkt jedoch hilflos und unbestimmt.

Das grosse Volumen wird im Inneren verblüffend einfach, logisch und dennoch spannungsvoll zoniert und strukturiert. So wird zum Technikum hin ein gut organisierter Verwaltungs- und Veranstaltungsbereich eingeführt, der im Erdgeschoss die öffentlichen Hauptereignisse wie Aula und Mensa beinhaltet. Dass diese Zone jedoch fünf beinahe gleichwertige Eingänge aufweist, entspricht wohl dem Konzept mit den Arkaden, verunklärt aber die Adressierung beträchtlich.

Das zweite Hauptereigniss im Gesamtvolumen ist eine attraktive doppelgeschossige Werkstatthalle mit einem zentral belichteten, atriumartigen Innenraum, der als Projektwerkstatt genutzt wird und den Austausch der Disziplinen förden soll und kann. Damit erhält die TF ein grosses und wichtiges Symbol zur Förderung der Sichtbarkeit der technischen und didaktischen Ausrichtung der Institution.

Aus der Mitte heraus werden Werkstätten, Schulungsräume an der Fassade und die Arkaden als „Werkplatz“ organisiert. Der Ansatz mit den Aussenflächen ist sehr verlockend, jedoch mit einer maximalen Höhe von 17 Metern in der Funktion noch nicht sichergestellt. Zwischen den beiden Nutzungsschwerpunkten liegt ein Bund mit geforderten Zusatzräumen, die wahlweise zugeordnet werden können. Diese Zone ist allerdings noch unklar zugeordnet und räumlich unscharf.

Das gewählte Holz-Beton Hybridsystem ist sinnvoll gewählt. Den jeweiligen Anforderungen entsprechend werden pragmatische Materialisierungs-Entscheide gefällt, die dennoch nicht beliebig wirken und eine attraktive Arbeitsatmosphäre ermöglichen. Die Arkade als vorgelagerte Zone rund um das Gebäude bestimmt das Erscheinugsbild der neuen Schule. Die Referenzen versprechen eine grosse Vielfalt. Ein klarer Entscheid zugunsten einer Prägung würde eine stärkende Präzisierung in der architektonischen Ausformulierung ermöglichen.

Mit dem architektonischen Ausdruck geben die Verfasser eine Antwort auf die ortsbauliche Frage wie ein an sich grosses Volumen plastisch aufgelöst und gegliedert werden kann, um in der Fernwirkung nicht zu dominieren. Inwieweit dadurch die überschrittene Gesamtgebäudehöhe kompensiert werden könnte, bleibt offen.

Ein weitgedachtes Konzept zeigt, dass die Projektverfasser das Thema der Nachhaltigkeit ernst nehmen und auf verschiedenen Ebenen ausspielen. So kann der Aspekt der Nachhaltigkeit auch Teil des Gesamtkonzeptes der TF werden. Die Vorprüfung beanstandet den grossen Fensteranteil und die fehlenden Haustechnikzentralflächen. Dies trübt die an sich löbliche Absicht ein intelligentes Gebäude zu entwickeln.

Das vorgeschlagene Projekt erzeugt eine gewinnende Strahlkraft für den neuen Standort der technischen Fachschule. Sowohl architektonisch als auch in der Art und Weise wie eine zukunftsgerichtete Lernwerkstätte heute funktionieren könnte, wurden innovative und intelligente Positionen zu einem eigenständigen Bau vereint.