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Nicht offener Investoren- und Planungswettbewerb | 10/2020

Entwicklung des Grundstücks „Schafweide“ in Mannheim

2. Preis

Preisgeld: 12.500 EUR

STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Bamac GmbH

Investor*in

TRÖNDLE Immobilienverwaltung GmbH

Investor*in

Erläuterungstext

EIN SENSIBLER, DIFFERENZIERTER
STÄDTEBAU IN EXPONIERTER LAGE.
Dreiseitig entsteht eine geschlossene Blockrandbebauung, welche
sich im Süden Richtung Neckarufer öffnet. Gestaffelte Gebäudehöhen
und eine differenzierte Fassadengestaltung schaffen
ein abwechslungsreiches und interessantes Erscheinungsbild mit
einer einfachen Adressbildung.
Die Art der Höhenstaffelung lässt das SWR-Gebäude weiterhin
als starken Solitär wirken. Prägnante Eckausbildungen an der
Ecke Schafwiesenweg / Friedrich-Ebert-Str. sowie an der Süd-
West-Ecke Richtung Neckar geben dem neuen Areal dennoch
seine eigene Identifikationskraft.
Am SWR wird der südliche Neckarplatz durch einen eingeschossigen
Verbindungsbau gleichermaßen gefasst wie belebt. Über
das gesamte neue Areal wird die erdgeschossige Fassade offen
und für den öffentlichen Raum bereichernd ausgebildet.

DER GEMEINSAME INNENHOF
- KOMMUNIKATIV UND
IDENTITÄTSSTIFTEND.
Über die großzügigen Eingangsbereiche gelangt man in einen intensiv
begrünten und wertig-attraktiv gestalteten Innenhof, welcher
allen Nutzern und Bewohnern als Außen- und Freizeitraum
dient. Die Wohnungen im ersten Obergeschoss erhalten großzügige,
private Terrassen und Gärten mit Neckarblick. Sämtliche
Dachflächen werden vorwiegend intensiv begrünt und werden als
gemeinschaftliche oder private Dachgärten nutzbar gemacht.

VIELFÄLTIGER NUTZUNGS- UND
WOHNUNGSMIX - NACHGEFRAGT,
SOZIAL, NACHHALTIG.
Die geplante Gebäudestruktur ermöglicht vielfältige Wohntypen,
welche je nach Bedarf vor Baubeginn miteinander kombiniert
werden können. Der vielfältige Wohnungsmix mit den unterschiedlichsten
Wohnungsgrößen und -formen spricht zahlreiche
Bevölkerungsschichten (Familen, Paare, Senioren, Singles,
Studenten) an und fördert die soziale Durchmischung des Stadtgebietes.
Mehr als 50% der Wohnungen können als barrierefreie
Wohnungen ausgebildet werden.

WOHNEN, LEBEN UND ARBEITEN
AN EINEM ORT.
Im Sinne eines lebendigen Innenhofes werden erdgeschossig bewusst
keine Wohnnutzungen untergebracht. Das Leben verschiedener
Generationen wird hier sichtbar und erlebbar.
Neben der Kindertagesstätte sowie einer Seniorentagesstätte
an der Nord-Ost-Seite, befinden sich entlang der Friedrich-
Ebert-Straße flexible Büroflächen für Co-Working und
Co-Crafting.
Gastronomische Nutzungen, wie Bars und Restaurants bestuhlen
den neuen Platz am SWR. Hier wird das öffentliche Leben am
neuen Quartier besonders spürbar.

HETEROGENE FASSADENFLÄCHEN
FÖRDERN EIN
ABWECHSLUNGSREICHES STADTBILD.
Betonstein, verschieden farbige Klinker und eloxiertes Aluminium
erzeugen einen vielseitigen und wertigen Materialmix. Stehende
Fensterformate und geschlossene, steinerne Flächen erzeugen
eine schützende, äußere Hülle. Der Entwurf greift Stilelemente
der Gründerzeit auf. Klassische Themen, Höhenstaffelungen,
vertikale und horizontale Gliederungen werden modern interpretiert.
Die Fassaden im Innenhof erhalten großzügige Glasflächen,
welche den Bewohnern maximale Belichtung und Komfort
bieten. Loggien, Balkone und Terrassen wechseln sich mit
Klinker-, Putz- und Holzflächen ab. Insgesamt ensteht hier eine
angenehme, warme und grüne Atmosphäre.

BRANDSCHUTZ.
Um den Innenhof maximal begrünen zu können, wird auf eine
Feuerwehrzufahrt in den Hof verzichtet. Da entlang der Friedrich-
Ebert-Straße und dem Schafwiesenweg keine Anleiterbarkeit
gegeben ist, werden im Norden und Osten Sicherheitstreppenhäuser
eingeplant. Im Westen, vom Hermann-Heimerich-Ufer
aus können die durchgesteckten Wohnungen von der Straße aus
angeleitert werden. Die wenigen hier einseitig, in Richtung Innenhof
angeordneten Wohnungen können von der Terrasse im 1.OG
ausgehend bis ins 3. OG per Handleiter entfluchtet werden.
Die KiTa und sämtliche Nicht-Wohnnutzungen sind - erdgeschossig
- leicht zu entfluchten.

SCHALLSCHUTZ.
Alle Wohntypen sind derart angeordnet, so dass mindestens
ein Wohnraum zu dem ruhigen, schallabgewandten Innenhof
ausgerichtet ist. Zusätzlich erhalten die Wohnungen an der
Friedrich-Ebert-Strasse Loggien, die als schallgeschützte Wintergärten
ausgebildet werden können. Die um den Wintergarten
angeordneten Räume öffnen ihre Fenster somit zu einem schallberuhigten
Bereich. Über den strukturellen Schallschutz hinaus,
werden Fenster und Materialien derart geplant, dass dem äußeren
Schallschutz entsprochen wird.
Die gastronomischen Nutzungen im Außenbereich werden bis
22:00 Uhr Abends begrenzt, so dass hier keine Beeinträchtigung
des Wohnens zu erwarten ist.

ENERGETISCHES KONZEPT.
- Anschluss an die bestehende Fernwärme: Grundsätzlich naheliegend
und aus ökologischer Sicht auch zwingend erforderlich.
Die Effizienz der KWK-Anlage des Großkraftwerks wird verbessert,
indem die Abwärme, die sonst als Abfallprodukt in die
Umwelt abgeleitet werden muss, nutzbringend wiederverwendet
wird. Unser energetisches Konzept ermöglicht, dass „graue
Energie“ eingespart werden kann, indem auf die Errichtung von
zusätzlichen Anlagen vor Ort verzichtet werden kann.
Alternative für ein lokales System: Nutzung von Erdwärme bzw.
-kühlung, bedarfsweise ergänzt durch Solaranlagen. Vorteile
gegenüber anderen regenerativen System liegen in dem geringen
Flächenbedarf und Geräuschemissionen.
- Ressourcenschonende Temperierung: Nutzung der Fußbodenheizung
als sanfte Kühlung im Sommer und Heizung im Winter.
Grundlage der Temperierung bildet Erdkühlung. Die Effektivität
der Temperierung wird durch den Einsatz von jalousinen, Markisen
und einer Sonnenschutzverglasung weiter erhöht. Luft-/
Staubverwirbelung und Feuchtigskeitsentzug werden vermieden.
Ökomomisches, gesundes und angenehmes Wohnen in der Stadt
- Zu jeder jahreszeit für Menschen jeden Alters.
- Bewusste Nutzung des KfW55-Standards: Nach Rücksprache
mit verschiedenen Fachingenieuren liegt der ökologisch-ökonomische
Grenznutzen für weitere Maßnahmen (Erhöhung
der Wärmedämmung, Sonderzulassungen, etc.) niedriger. Eine
Maßnahme wie die Verkleinerung der Fensterausschnitte würde
einem höherern Standard entsprechen, aber u.a. aufgrund der
größeren innenliegende Dunkelflächen diametral zur Wohnqualität
stehen.
- Glasfaseranschluss und SmartHome: Bereitstellung App-gestützter
Real-Time Information der wohnungsbezogenen Energieverbräuche
schärfen das ökolog. Bewusstsein zum Energiesparen.

KLIMAANPASSUNGSKONZEPT.
- Intensive Begrünung der Oberflächen: Tiefgaragendecke mit
80-100 cm Mutterbodenaufbau zur Bepflanzung mit Bäumen.
Alle Aufdachbereiche werden begrünt, wodurch private und gemeinschaftliche
Garten- und Gemeinschaftsflächen entstehen.
Durch die Begrünung wird zudem jeder Balkon zu einem privaten
Garten.
- Sehr hohe Retention des Oberflächenwassers durch fast vollständige
intensive Begrünung aller Oberflächen.
- Beschattung durch jalousien und Markisen und viele durchgesteckte
Wohnungen mit Durchlüftungsmöglichkeit.

MOBILITÄTSKONZEPT.
- Elektromobilität: 20% der Tiefgaragenstellplätze werden mit
E-Ladestationen und SmartChargern zur Vemeidung von Lastspitzen
ausgestattet. Zusätzliche Stellplätze sind für die Elektrifizierung
vorgerüstet.
- E-Carsharing für Bewohner: Die Stellplatzsatzung bzgl. der
Wohnungen und Gewerbeflächen ist in unserem Konzept umgesetzt.
Im Sinne der Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes
werden im Objekt zusätzlich ca. 3 E-Fahrzeuge zum Sharing
angeboten. Wir erhoffen uns durch das Angebot von Sharing Autos,
eine attraktive Alternative gegenüber der Anschaffung von
privaten Zweit PKWs bieten zu können. Reservierung, Buchung
und Abrechnung erfolgt via App.
- Bikesharing für Bewohner: Durch das Angebot von E-Bikesharing
bieten wir eine attraktive Alternative gegenüber der Anschaffung
von privaten Fahrrädern. Reservierung, Buchung und
Abrechnung erfolgt via App.
- Alternative für Gewerbe-PKW-Stellplätze: Angebot von Gewerbestellplätzen
inklusive E-Carsharing PKWs (Verhältnis 1:4), wodurch
die Gesamtanzahl der Gewerbestellplätze nach Befreiung
verringert werden kann. Dies verringert die Flächenversiegelung
und optimiert den Verkehrsfluss.

KONZEPT ZUM ERREICHEN
KOSTENGÜNSTIGEN BAUENS.
Der Lebenszyklus eines Gebäudes erstreckt sich über mehrere
jahrzehnte. Mit diesem Grundgedanken spielt nicht nur die
kostengünstige Errichtung, sondern auch die kostengünstige
und nachhaltige Unterhaltung der Bebauung eine entscheidende
Rolle. Dies umfasst folgende Faktoren:
- Ökonomisch: Nachhaltige Baustoffe (u.a. Steinwolle statt Styropor,
Holzfenster statt Kunststofffenster, Klinker-/Klinkerriemchen)
zeichnen sich durch eine lange und damit kostengünstige
Nutzungsdauer aus.
- Soziokulturell und funktional: Eine an alle Lebensphasen angepasste
Bebauung wie z.B. Barrierefreiheit und ganzjährige Temperierung
bieten maximale Flexibilität für die Bewohner und eine
langfristige Nutzung des Gebäudes. Eine umfangreiche, nachträgliche
Anpassung der Bebauung ist somit nicht erforderlich
und reduziert weitere Kosten.
- Ökologisch und technisch: Durch die Umsetzung des
KfW55-Standards erreichen wir eine optimale Balance zwischen
Energieeffizienz, Wohnqualität und Materialeinsatz. Durch das
effiziente Nutzen bereits vorhandener Ressourcen (z.B. Fernwärme)
vermeidet man die unnötige Errichtung lokaler Parallelstrukturen.
- Prozess: Effiziente und dennoch ansprechende Planung, um
durch möglichst wenig umbauten Raum, möglichst viel nutzbare
Fläche zu generieren.
- Struktur: Die langjährige Erfahrung zweier leistungsfähiger,
familiengeführter und lokal ansässiger Bauträger ermöglicht
eine optimale Durchführung des Bauvorhabens. Die schlanken
und effizienten Strukturen sowie die optimal aufeinander abgestimmten
Prozesse, von der Werkplanung bis hin zur stringenten
Bauleitung, erlauben wertvolle Zeitersparnis und die Vermeidung
zusätzlicher Kosten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das dargelegt Konzept ist in zweierlei Hinsicht spannend: Zum einen gelingt den Verfassern mit einem Spiel von blockbildenden und zugleich einzeln ablesbaren Häusern in wechselnden Höhen, leichten Knicken sowie dezenten Vor- und Rücksprüngen ein überzeugender städtebaulicher Anschluss an die kubische Gestaltung des SWR-Neubaus. Zum anderen entwickelt der Gebäudekomplex aus einer verbindenden Grammatik eine eigenständige Sprache und Ausdruck. Richtig gesetzt ist der Hochpunkt sowohl nach Nordosten wie in Richtung Neckar nach Südwesten. Der Block bildet eine schöne Öffnung zum Neckar, die mit einem eingeschossigen, teilweise transparenten Gebäudteil auf der Hofebene begrenzt wird.
Zum anderen ist der Vorschlag durch eine vollständige öffentliche wie gewerbliche Nutzung der Erdgeschossebene gekennzeichnet. Hier finden sich quartiersdienliche Angebote wie KITA oder Tagespflege, CoWorking-Bereiche oder öffentlichkeitsorientierte Galerien und Gastronomien. Das Spiel von öffentlichen und halböffentlichen Flächen in der Abfolge von Platz, Straße und umgrenztem Innenhof wird subtil differenziert. Ansprechend ist die einladend offene Wirkung dieses Konzeptes nicht nur nach Süden zum Platz, sondern durch die großzügige Verglasung der Erdgeschosse auch nach Norden zum verkehrsreichen Strassenraum. Der Innenhofbereich wird nicht als privater Garten, sondern als halböffentlicher, gemeinschaftlicher Hof für die Bewohner und Benutzer des Hauses gestaltet. Er bildet die innere Mitte des Gebäudes – ein angemessenes Konzept, dass vielleicht etwas weniger Versieglung zugunsten eines kraftvolleren Grüns vertragen könnte.
Der gemeinschaftliche Hof wird durch privat nutzbare Dachgärten ergänzt, die bedauerlicherweise nur eingeschränkt barrierefrei angebunden sind. Die Wohnungsgrundrisse selbst zeigen eine gute Vielfalt und innere Stimmigkeit. Die Wohnungstypen innerhalb der Häuser könnten stärker durchmischt werden. Hinterfragt werden auch die partiell engen Treppenhäuser mit engem Übergang zu längeren Fluren. Der geforderte Wohnungsmix wird eingehalten. Die Fassaden aus Klinker mit Holz-Alu-Fenstern sind ansprechend hochwertig und bieten mit den großzügigen Fenstern und differenzierten Balkonen/Loggien ein lebendiges wie eigenständiges Bild.
Die Fassadenbegrünung beschränkt sich leider auf nur wenige, schmale Tröge, die zudem in ihrer nachhaltigen Funktion kritisch hinterfragt werden. Überhaupt lässt die Arbeit hinsichtlich des ökologischen wie des energetischen Konzeptes zukunftsorientierte Aussagen vermissen.
Mit dem dargestellten skulpturalen Spiel der Gebäudevolumen, der dem Ort angemessen Gliederung und Differenzierung, dem gut gestuften Wechsel von öffentlich, halböffentlich und privat sowie der konsequenten öffentlichen wie gewerblichen Besetzung des Erdgeschosses zeigt das Konzept einen besonders gelungenen Beitrag für eine städtebauliche wie funktionelle Arrondierung der Neckarstadt.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

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