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Offener Wettbewerb | 10/2020

Neue Mehrzweckanlage Oberhofen in Münchwilen (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 27.000 CHF

hug architekten

Architektur

Brunner Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung, Bauingenieurwesen

Beurteilung durch das Preisgericht

Projektbeschrieb «19 nebeneinander»

Ortsbauliche Gesamtsituation

Die Projektverfasser sind nach eingehender Prüfung der Bausubstanz zum Schluss gekommen, dass ein Umbau oder eine Erweiterung des denkmalgeschützten Bestandesbaus als unverhältnismässig und unwirtschaftlich bezeichnet werden muss und schlagen deshalb einen Ersatzneubau vor. Zusammen mit dem Schulhaus bildet der Neubau ein Gebäudepaar, welches adressbildend, zurückversetzt von der Eschlikonerstrasse, nebeneinander liegt. Die räumliche Nähe zum Schulhaus wird als grenzwertig beurteilt, der Abstand hätte besser austariert werden können. Der kulturelle Sozialraum ist als modular aufgebauter, zweigeschossiger Längsbau konzipiert und schliesst das Schulareal gegen Osten ab. Der Neubau soll zusammen mit den Bauten der evangelischen Kirchgemeinde eine öffentliche Häusergruppe um den Kirchturm formieren und ein Geviert bilden. Die zugehörigen Aussenräume sind ebenfalls zur Kirche hin orientiert und vom Schulareal abgewandt. Das «Abkoppeln» des kulturellen Sozialraums vermag weder betrieblich noch räumlich zu überzeugen. Durch die Stellung, Ausrichtung und Geometrie der Baute wirkt der kulturelle Sozialraum der Kirche zugehörig und kann an dieser Lage wenig zur Belebung des Schulareals beitragen.

Architektur und Materialisierung

Das Projekt «nebeneinander» versteht sich durch seine Setzung und ihren Gestus nicht nur als eigentlicher Nutzbau für die Schule und Gemeinschaft, sondern als «Begegnungsort für das Dorfleben». Die neue Mehrzweckhalle fügt sich selbstverständlich und identitätsstiftend in seine Umgebung ein und verleiht dem neu entstandenen Ensemble ein ansprechendes Erscheinungsbild. Der Ausdruck des Gebäudes ist freundlich und einladend und vermittelt durch das gewählte Konstruktionsprinzip eine zum bestehenden Bau des Schulhaus kontrastierende Leichtigkeit. Die Neubauten werden als reine Holzbauten vorgeschlagen. Die sichtbare konstruktive Struktur, welche als Holzskelettbauweise, ausgefacht mit Holzelementen und Glas, angedacht ist, deckt sich mit der Raumeinteilung und ist für das Bild prägend. Der sommerliche Wärmeschutz wird über aussenliegende Rafflamellenstoren bewerkstelligt. Für die Verdunkelung stehen auf der Innenseite Stoffstoren zur Verfügung. Die grossen Fenster verfügen mit den von den Projektverfassern vorgeschlagenen Rafflamellenstoren über keinen windfesten Sonnenschutz, was in Situationen mit hoher Sonneneinstrahlung und gleichzeitig starken Winden zu einer Überhitzung der Räume führen kann. Es stellt sich ausserdem die Frage, ob die für die Beschattung der Halle notwendigen Massnahmen das gewünschte transparente Erscheinungsbild nicht beeinträchtigen werden.

Raumkonzept und Nutzung

Der eigentliche Hauptraum mit Sporthalle und Bühne wird auf den beiden Längsseiten mit eingeschossigen Annexbauten räumlich gefasst. Die Besucher werden auf der Nordseite durch ein grosszügiges, sich über die ganze Länge des Gebäudes erstreckendes, Vordach empfangen. Analog dazu empfängt das südliche Vordach die Schüler aus dem Schulareal. Vom öffentlichen Vorplatz entlang der Eschlikonerstrasse betritt man das Gebäude über ein quadratisches Foyer auf Hallenniveau. In der nördlichen Raumschicht sind die zudienenden Räume wie die Küche, die Toilettenanlagen sowie das Treppenhaus zur Erschliessung des darunterliegenden Tiefgaragengeschosses angeordnet. Ein zweites, langgezogenes Foyer, zwischen Nebenraumschicht und Hallenkörper, bildet eine grosszügig bemessene und vielseitig bespielbare Vorzone. Die Abtrennung zwischen Foyer und Halle ist mit Glasfüllungen und Glastüren transparent gestaltet. Dies kann sich bei Mehrzwecknutzungen und Abendanlässen nachteilig auswirken, da eine gegenseitige Störung (z.B. Licht) unvermeidbar ist. Der auf der Hallengegenseite befindliche Geräteraum ist zweckmässig angeordnet. Die Organisation des Garderobentraktes unter dem Bühnenbereich erweist sich als interessanter Lösungsvorschlag. Dadurch können die Garderoben sowohl vom nordseitigen, öffentlichen Foyer wie auch vom südseitigen Schülereingang erschlossen werden. Ein direkter Zugang aus der Tiefgarage, z.B. für den Sportbetrieb am Abend, ist leider nicht vorgesehen. Die Tiefgarage umfasst 30 Parkplätze und ist übersichtlich aber wenig effizient organisiert. Der Bühnenraum mit den flankierenden Mehrzweckräumen ist gegenüber dem Hallenniveau erhöht angeordnet und über die Vorbühne individuell erschlossen. Ein rückwärtiger Zugang auf die Bühne ist nur über den Lift möglich. Die Bühnenräume öffnen sich gegen Westen auf den Schulhof und ermöglichen so das Bespielen des Aussenraums von der Bühne. Die Organisation und Funktionsverteilung ist schlüssig und sorgt für kurze Wege. Der Neubau wird über mehrere Zugänge ans Wegnetz angebunden, was zu einer hohen Durchlässigkeit der Baute führt und Verknüpfungspunkte mit der Umgebung schafft.

Freiraum und Erschliessung

Das Freiraumkonzept sieht vor, den bestehenden Kiesplatz entlang der Eschlikonerstrasse, um die zwei Gebäude herumzuführen und mit weiteren mächtigen Einzelbäumen zu bestücken. Die mittlere Zufahrt ab der Eschlikonerstrasse wird aufgegeben. Die Tiefgarage wird über eine einspurige Rampe ab der nordostseitigen Einfahrt erschlossen. Der Velounterstand ist zwischen Hauptbau und Tiefgaragenabfahrt angeordnet. Rampe und Unterstand wirken etwas sperrig und zerrschneiden den grosszügigen Freiraum im Nordosten. Unverständlicherweise wird die bestehende Blutbuche nicht erhalten. Der Platzanschluss an den Längsbau des kulturellen Sozialraums wirkt unvermittelt und wenig präzis. Der Allwetterplatz ist südseitig, abgedreht zur Mehrzweckhalle platziert und bildet den Abschluss zur Spielwiese.

Realisierbarkeit, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Es handelt sich um ein sehr effizientes Projekt. Das Projekt liegt bezüglich seiner Ausmasse im unteren Drittel der verglichenen Projekte. Einzig der hohe Glasanteil wirkt sich negativ auf die Kosten aus. Dem entgegen wirkt die klar strukturierte Konstruktion, was schlussendlich im Quervergleich zu verhältnismässig tiefen Erstellungskosten führt.

Gesamtwürdigung

Der Baukörper und die Organisation der Nutzungen sind präzise und schlüssig und zeigen eine ansprechende architektonische Interpretation der Aufgabe. Insgesamt stellt das Projekt einen überzeugenden Beitrag mit hoher Funktionalität zur gestellten Aufgabe dar. Der Nutzen für die Bevölkerung und die Schule ist gross. Unbefriedigend ist die Setzung und Ausrichtung des kulturellen Sozialraums, sowie die Umgebungsgestaltung im Bereich der Tiefgaragenabfahrt. Leider vermag auch der gewählte Gebäudeausdruck im bestehenden Kontext und der Dialog von Alt und Neu nicht vollends zu überzeugen.