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Einladungswettbewerb | 12/2020

Umgestaltung des ehem. Klosters St. Franziskus Dammerstock in Karlsruhe zu einem spirituellen Zentrum

2. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

dasch zürn + partner

Architektur

Erläuterungstext

Konzept
Die denkmalgeschützten Gebäudeteile des Bestands werden nur soweit unbedingt erforderlich verändert. Kirchen- und Klostergebäude stellen sich weiterhin als Hauptgebäude dar.

Mit der Verlängerung der Außenmauer auf der West- und Südseite werden Kirche, „Grünes Haus“ und Meditationsraum zu einer Gesamtanlage verknüpft.

Der zwischen Kirche und „Grünem Haus“ liegende Kirchplatz stellt den räumlichen Übergang zwischen Klosterhof / -garten und dem öffentlichen Stadtraum dar.

Kirchenraum
Die Gestaltung des Kirchenhauptraums erfolgt auf der Grundlage der Erkenntnisse der “Raumkonzepte“:

- Altar und Ambo werden aus dem Chorraum herausgenommen und zentraler in den
Kirchenraum verlegt
- Der jetzige Chorraum wird über eine halbtransparente Trennwand vom
Kirchenhauptraum abgetrennt und kann so von kleineren Gruppen genutzt werden.
Gleichzeitig rückt die Figurengruppe im Hochchor in den Hintergrund
- Durch die Verlegung des Taufsteines kann der Bereich unter der Empore als
Veranstaltungsfläche mit angrenzender Teeküche genutzt werden
- Die Seitenkapellen werden durch das Entfernen der geschlossenen Brüstungen
räumlich stärker mit dem Kirchenhauptraum verknüpft. Sie werden als Taufbereich
(Marienkapelle), für Eltern/Kleinkinder und Kleingruppen (Konradskapelle) und für
persönliche Gebete (Josefskapelle) genutzt
- Der Raum für Beichtgespräche befindet sich mit Tageslichtanbindung an der
Außenseite der Kirche
- Die Sitzbänke werden im Sinne einer flexiblen Nutzung durch Stühle ersetzt. Die im
Moment lineare Anordnung wird mit dem Ziel der Ausrichtung zum Altar / Ambo hin
zentriert

Unterkirche
Der Gartensaal wird in Nachbarschaft zum „Offenen Raum“ ins „Grüne Haus“ verlegt. Dadurch können alle Veranstaltungsräume im Gartengeschoss über ein großzügiges Foyer verknüpft und von der Küche versorgt werden.

„Grünes Haus“
Der “Offene Raum“ liegt zusammen mit den anderen Sälen im Gartengeschoss. Dadurch ist er an das gemeinsame Foyer angeschlossen und die WC-Anlage kann mitgenutzt werden. Die Bedürftigenküche liegt mit separatem Eingang im Erdgeschoss und damit im öffentlichen Raum.

Meditationsraum „Raum der Stille“
Der Meditationsraum bildet am Rand des Klostergartens den Endpunkt der Klostermauer und ein Gegenüber zum Kirchengebäude.

Barrierefreiheit
Alle Zugänge erfolgen barrierefrei:
- der Hauptkirchenraum und der Klostergang vom erhöhten Kirchplatz aus
- die Zugänge zu den Veranstaltungs- und Aufenthaltsräumen im Gartengeschoss
über einen Aufzug im Kirchturm
- Auch die Geschosse des Klostergebäudes sind über einen Aufzug barrierefrei
erschlossen.

Architektur
Das Erscheinungsbild der denkmalgeschützten Gebäudeteile bleibt weitestgehend erhalten. Angesichts der geringen Größe der Neubauten gegenüber dem großen Volumen der Bestandsgebäude sind sie bewusst nicht kleinteilig gegliedert, sondern erhalten eine flächige Hülle aus beweglichen Fassadenelementen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein neuer annähernd quadratischer Vorplatz, etwas erhöht gegenüber dem Straßenraum angelegt, bildet die Eingangssituation des Stadtklosters. Von diesem wird sowohl die Kirche als auch das seitlich mit Abstand zum Kirchturm angeordnete grüne Haus barrierefrei erschlossen. Entsprechend den Vorgaben des Raumprogramms sind in dem neuen Baukörper die Obdachlosenküche auf Platzniveau und darunter auf Gartenebene der offene Quartiersraum untergebracht. Mit diesem kann der Gartenraum zu einer größeren räumlichen Einheit verbunden werden. Diesem Vorzug steht die Gefahr von Konflikten bei gleichzeitiger Nutzung beider Räume entgegen.

Durch die Verlegung des Gartenraums in den Neubau wird im Untergeschoss der Kirche ein großes Foyer für den Franziskussaal gewonnen. In Bezug auf die Funktionalität des Küchenbereichs muss die offene Verbindung ins Foyer kritisch hinterfragt werden.

Die Säle in der Unterkirche und die Versammlungsräume im grünen Haus sind über einen Zwischenbau, der sich unter dem Kirchpatz befindet und die Nebenräume und WCs beherbergt, miteinander verbunden.

Baulich unabhängig von der Kirche ist im südlichen Teil des Gartens der Meditationsraum situiert. Als verbindendes Element der beiden Neubauten wirkt die fortgeführte Klostermauer. Gegenüber dem Straßenraum entsteht eine größere Intimität des Gartens, was der Nutzung des Meditationsraum sehr entgegenkommt. Auch ist in Bezug auf die Außenanlagen positiv hervor zu heben, dass der Klosterhof und der Garten nicht vollständig getrennt sind, sondern der dem Foyer vorgelagerte Hof und der Klostergarten fließend ineinander übergehen.

Die Architektursprache der Neubauten ist in ihrer Zurückhaltung, der Höhenentwicklung, Materialität und Wertigkeit sehr angemessen im Kontext der Bestandsbauten und der Aufgabenstellung.

Intensiv hat sich der Verfasser mit dem Sakralraum befasst. Der neue Zelebrationsaltar wird im vorderen Drittel des Kirchenschiffes verortet. Die Bänke werden durch Einzelstühle ersetzt. Auf diese Weise ist eine gemeinschaftsstiftende Gottesdienstform gut möglich und zugleich wird es wird eine große Flexibilität für unterschiedliche gottesdienstliche Formen erreicht. Mit der Aufhängung eines semitransparenten Metallgewebes zwischen dem Chorraum und dem Kirchenschiff wird erreicht, dass das große Kreuzigungsrelief von Emil Sutor in seiner raumbeherrschenden Wirkung abgemildert wird. Der Taufstein wird in die hintere Seitenkapelle versetzt, um einen mehrfach nutzbaren Bereich unter der Empore zu gewinnen, zum Beispiel für das Kirchenkaffee oder einen Sektempfang nach einer Trauung und dergl.

Insgesamt zeichnet sich die Arbeit durch eine hohe Sensibilität im Umgang mit dem baulichen Bestand und der Situation des Klostergartens sowie einer hohen gestalterischen und funktionalen Qualität der Entwurfsbearbeitung aus. Mit der Gestaltung des zum Straßenraums offenen Vorplatzes zwischen der bestehenden Kirche und dem Neubau setzt sich der Architekt allerdings über eine Forderung der Denkmalpflege zur Erhaltung der bestehenden Klostermauer hinweg.
Klosterhof

Klosterhof

Kircheninnenraum

Kircheninnenraum

Lageplan

Lageplan

Modell

Modell