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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2021

Neubau der Kriminalpolizeidirektion und des Polizeireviers in Calw

Anerkennung

Preisgeld: 9.000 EUR

CODE UNIQUE Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der Neubau für die Kriminalpolizeidirektion und das Polizeirevier Calw befindet sich im Norden der Kreisstadt im landschaftlich ansprechendem Nagoldtal. Das Areal selbst liegt zwischen der B 296, welche den gesamten Landkreis quert und dem Hirsauer Wiesenweg. Das Objekt befindet sich an der südlichen Grenze des Grundstücks direkt an der erst kürzlich sanierten Sannwaldbrücke, welche die Nagold quert. Dadurch ist eine strategisch günstige Lage zwischen überregionalem Verkehr und der Anbindung an Calw selbst über redundante Routen gewährleistet. Fußläufig ist das Stadtzentrum 15 Minuten entfernt, wobei beidseitig der Nagold die teilweise als Radfernweg ausgebaute Radwege nutzbar sind. Dennoch sind durch die Anordnung im Industriegebiet am Fluss nur geringe Auswirkungen auf die Anlieger durch höher frequente Einsatzfahrten zu erwarten.

Die städtebauliche Setzung präsentiert sich als selbstbewusster Solitär, welcher durch seine Positionierung am Kreuzungspunkt des Hirsauer Wiesenwegs einen angenehmen dominanten neuen Stadtbaustein darstellt. Der quadratische Fußabdruck des Neubaus löst sich bewusst von den umgebenden heterogenen Bezügen und schafft durch seine Richtungslosigkeit eine charmante und ruhige städtebauliche Lösung für die Polizeidirektion und das Polizeirevier. Ein großzügiger Unterschnitt akzentuiert den Eingangsbereich und schafft für Bedienstete und Bürger eine ansprechende offene Anlaufstelle. Der Baukörper beherbergt beide Organisationseinheiten in einem Bauvolumen und steht im Bezug zur Nagold zurückgesetzt, wodurch mit geringem topografischem Eingriff ein hochwassersicherer und barrierefreier Besucherzugang und die Einfahrt für Einsatzfahrzeuge sichergestellt wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der klare Atriumbaukörper – bestehend aus einem (eingegrabenen) Sockelgeschoss, einem darüber angeordneten Erdgeschoss sowie zwei Obergeschossen – befindet sich an der südlichen Grenze des Grundstücks. Die nach außenwahrgenommene 3-Geschossigkeit erscheint für den Ort angemessen und bildet gegenüber vergleichbaren 4-geschossigen Konzepten einen Maßstäblichkeits-Vorteil:

Der äußerst selbstbewusste Solitär löst sich von der heterogenen Umgebung und bildet einen sehr klaren neuen Stadtbaustein am nördlichen Ortseingang von Calw. Ein wenig stellt sich jedoch die Frage, ob es sich hierbei wirklich um eine individuelle und regionale Adressbildung handeln wird/kann? Der grafisch sehr prägnante Ausdruck der Fassadengestaltung scheint dem entgegenzuwirken.

Ein großzügiger Ein-/Unterschnitt in der Südfassade markiert in angenehmer Weise den Haupteingang.

Der klare Baukörper beherbergt beide Organisationseinheiten in einem Bauvolumen und steht in Bezug zur Nagold zurückgesetzt, wobei mit geringem landschaftlichem Eingriff ein hochwassersicherer und zugleich barrierefreier (Besucher-) Eingang sichergestellt wird. Das Gebäude wird von Besuchern und zugleich von Mitarbeitern über ein und denselben Haupteingang erschlossen, an welchem die Besucherschleuse sowie die Zugangskontrolle angeschlossen sind. Dies ergibt in Bezug des Dienstalltages und der Nutzung der Gewahrsamseinrichtung eher einen Nachteil, da die Begleitung des in Gewahrsam zu nehmenden vom Dienstfahrzeug zur Zelle entweder nur durch den öffentlichen Bereich oder über eine Treppe funktioniert.

Das Atrium als zentrales Element des Organisationskonzeptes hat seine Qualität in der großzügigen Licht- und Raumatmosphäre. Weiterführend überzeugen die Erschließungsprinzipien der inneren (eher öffentlichen) und der äußeren (rein dienstlichen) Verkehrsflächen. Diese funktionieren somit kreuzungsfrei. Nachteile ergeben sich bei der gewählten Nutzungsverteilung in puncto der natürlichen Belichtung sowie der natürlichen Belüftung der Vernehmungsräume wie auch der Gewahrsamszellen in der Haupteingangsebene. Weiterführend wird durch die Großzügigkeit des über sämtliche Obergeschosse offenen Atriums, die Bildung der Brandabschnitte nicht erleichtert.

Bewusst geschaffene Sichtachsen gewährleisten eine gute Orientierung innerhalb des Gebäudes und eine leichte Zugänglichkeit der einzelnen Organisationseinheiten.

Die Anordnung der Dienstzimmer entlang der Außenfassade ermöglicht eine gute natürliche Belüftung. Jedoch erscheint die relativ große Raumtiefe und die damit verbundene reduzierte Büroraumbreite problematisch, was die Möblierung als „2er-Büro“ mit gegenüberliegenden Schreibtischen betrifft. Die Kompaktheit hat also seinen Preis.

Die Materialität in den Hauptgeschossen – die Holzkonstruktion in Form der gewählten Brettsperrholzelemente – welche hochwertige Sichtoberflächen bilden, überzeugt und trägt neben dem großzügigen und hellen halböffentlichen Kernvolumen zu dem sehr angenehmen Innenraumcharakter bei. Jedoch scheint dieser Eindruck in der Wahl der Materialität und Form der grafisch eher „harten Fassadengestaltung“ nicht in ähnlicher fein subtiler Art fortgeführt zu werden.

Das Klima- und Energiekonzept vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsansätze überzeugt und führt das klare und kompakte Atriumgebäude zu einer ziemlich stimmigen Gesamtaussage für die geforderte Nutzung an diesem konkreten Ort.