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Offener Wettbewerb | 06/2021

Neuerrichtung Zentrum für Bildung und Kinderbetreuung in Oberwart (AT)

Anerkennung

feld72 Architekten ZT GmbH

Architektur

DnD Landschaftsplanung

Landschaftsarchitektur

EXIKON arc & dev

Bauphysik, Energieplanung

werkraum ingenieure zt gmbh

Tragwerksplanung

Röhrer Bauphysik

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Ein Ensemble mehrerer Baukörper gibt dem Zentrum für Bildung und Kinderbetreuung in Oberwart sein neues Zuhause. Die neuen Gebäude vervollständigen die bereits existierenden Bildungsgebäude zu einem größeren Bildungs-Campus, wodurch ein großes, sich stärkendes Ganzes entsteht. Zwischen den neuen Gebäuden der VS, der Musikschule und der Sporthalle spannt sich ein gemeinsamer, geschützter Schulhof auf. Der Wechsel zwischen Unterrichtseinheiten oder Phasen wird auch zum Wechsel zwischen den Gebäuden und somit zum Spaziergang & Aufenthalt an der frischen Luft, falls nötig geschützt vor Witterung und Hitze.

Zusätzlich zum großzügigen Freiraumangebote welches die Gebäude umspielt, finden Schüler*innen und Lehrende auch eine Vielzahl von Freibereichen am Geschoß vor, wo fokussiertes Arbeiten spielerisch leicht wird. Der Aufenthalt im Freien wird so zum zentralen Entwurfsthema. In der Pause am Schulhof, am Weg zum Sport- oder Kunstunterricht, in den gebäudeintegrierten Freiklassen bis zum Mittagessen am Schulhof kann so ein Großteil des Schultages auch an der frischen Luft verbracht werden.

STÄDTEBAULICHE ASPEKTE
Als Ensemble fügen sich die fünf neuen Bildungshäuser in die Umgebung ein. Die Gebäude der Volkschule umschreiben einen zentralen Hofraum. Ein vorgestellter, gedeckter Umgang verbindet die Häuser und ermöglicht bei jeder Witterung den trockenen Wechsel zwischen den Funktionen. Das öffentliche Haus der Musik steht als eigenständiger Baukörper an prominenter Stelle und schafft einen Auftakt an der Ecke von Schulgasse und Sportlände. Durch das Zurückrücken bildet sich ein Vorplatz, der in den Schulhof mündet. Die Erschließung, insbesondere die Kiss & Ride Zonen von Volkschule und Kindergarten, profitieren von der geschützten Lage entlang der verkehrsberuhigten Sportlände. Der Kindergarten bildet den Abschluss des Bildungsensembles. Eine Interpretation des Themas Grenze als sich in verschiedenen Öffnungsgraden auflösende Mauer, Pergola, etc. umschreibt das KIGA-Areal, erzeugt Patios und prägt die städtebauliche Form. Der zentrale Schulhof schafft als klar definierter Freiraum einen Kontrapunkt zu den weitläufigen Freiräumen rundum und verbindet den Straßenraum mit den zukünftigen Sportflächen auf Baufeld 2. Die einzelnen Gebäude der Volksschule unterteilen sich in das Clusterhaus, das Nachmittagsgebäude bzw. Kreativhaus mit seinen multifunktionalen öffentlicheren Funktionen und den Sportkomplex. Das Raumprogramm wird zu überschaubaren Funktionsgruppen in einzelnen Gebäuden gruppiert, welche so zueinanderstehen, dass abwechslungsreiche Vorplätze, Gassen, und Straßenfluchten geschaffen werden.

ARCHITEKTONISCHE & FUNKTIONALE ASPEKTE
Die fünf Häuser des Bildungsensembles bieten unterschiedliche Adressen und stärken im Dazwischen den Bezug der Kinder zum Freiraum. Abhängig von den funktionalen Anforderungen unterscheiden sich die Gebäude in ihrer Erscheinung, Materialität und inneren Logik entsprechend ihrer Rolle im Ganzen. Dies schafft großes Potenzial der Identifikation und klare räumliche Orientierung, welche den Schulalltag der Kinder erleichtert. Als eigenständige Orte, die vielfältig räumlich-anpassbar, verschiedene pädagogische Konzepte unterstützen bilden sie gleichzeitig ein überschaubares Ganzes.

Haus der Musik / Musikschule und Musikverein
Das monolithische Erscheinungsbild und die Bauweise der Musikschule schaffen ein markantes Entrée in das Ensemble und vermitteln zwischen Öffentlichkeit und VS. Scheinbar spielerisch von Holzkastenfenstern punktiert wird durch einen doppelgeschossigen Portikus im Erdgeschoß eine klare Eingangssituation geschaffen. Die leichte Drehung der inneren Erschließung zum Schulhof und die daraus resultierenden trapezförmigen Raumzuschnitte schaffen akustisch optimierte Räume. Von einem internen Umgang werden im Erdgeschoß die Räumlichkeiten für Lehrende und Direktion erschlossen, während der Schlaginstrumentenraum von der räumlichen Nähe zur Aula profitiert. Im ersten Obergeschoß finden sich die großen Räume zum gemeinsamen Musizieren und unter einem Schrägdach im DG sind die kleinen Unterrichts- und Übungsräume untergebracht. Ihren Schlusspunkt findet die Musikschule in der Dachterrasse, von wo aus Schüler*innen und Lehrende sowohl einen Ausblick auf den Bildungscampus, wie auch spannende Durchblicke in das Treppenhaus bis hin zur Eingangshalle haben.

Clusterhaus / Stammklassen (Theorie) und Administration
Das Schulhaus in Holzbetonhybridbauweise besteht aus zwei ineinandergesteckten Kuben mit gleicher Grundrisslogik für ein Maximum an räumlichen Qualitäten bei gleichzeitig einfachen Abläufen im Schulalltag. Während die Verwaltung und Lehrenden im Erdgeschoß mit gutem Überblick auf den Schulhof untergebracht sind, finden sich im Erdgeschoß sowie im ersten Stock jeweils zwei Cluster. Im zweiten Stockwerk verortet sich somit das fünfte Cluster und die mögliche Schulerweiterung (6. Cluster). Ein Cluster besticht einerseits durch übersichtliche und funktionale Anordnung, bietet andererseits räumlich spannende Zonierungen und Nischen. Während die Garderobe eine Schleuse bildet, ordnen sich die Klassen mit eingeschobenen Differenzierungsräumen um den Marktplatz an, in dem alle weiteren Funktionen untergebracht sind. Dieser wird an den Ecken des Gebäudes in die Freiklassen erweitert werden. Neben dem großzügigen Freiraumangebot auf Nullebene, profitiert somit der Unterricht in jedem Cluster von einer eigenen Freiraumklasse direkt am Geschoss.

Kreativhaus / Ganztagesschulbereich
Flankiert von Aula und Speisesaal, finden im Kreativhaus alle Funktionen Raum, welche vorwiegend im Rahmen der Ganztagsschul(-betreuung) sowie des Kreativunterrichts genutzt werden. Die zweigeschossige Aula (ebenso Freizeitraum) leitet mit großzügig geöffneter Fassade im Gegenüber des Portikus der Musikschule vom Vorplatz in den Schulhof über. Personal- & Nebenräume finden sich im Zentrum des Gebäudes, während der Speisesaal im Süden mit öffenbarer Fassade und vorgelagerter Terrasse auch Essen im „Schanigarten“ ermöglicht. In den oberen Geschossen finden sich die Bibliothek und der Medienraum, von welchen spannende Einblicke in die Aula gewährt werden und öffenbar als Galerie ausgeführt werden können. Die Kreativräume im „Atelierturm“ sind von Balkonbändern, welche in die Kreativterrasse münden, umgeben - ein Paradies für das künstlerische Arbeiten im Open Air Atelier.

Sporthaus
Die beiden Doppelturnsäle – welche zu einem großen Sportsaal verbunden werden können – und der Bewegungsraum bilden die Hochpunkte des sonst eingeschossigen Sporthauses in reinem Holzbau. Der Unterschnitt an der Gebäudefront markiert den externen Zugang für zB abendliche Vereins-Nutzungen aus der Sportlände, während die klare innere Grundrissorganisation die Garderoben und NR auch an die Sportflächen der Außenanlagen optimal anbindet. Während der Doppelturnsaal von einem Oberlichtband natürlich belichtet ist, profitiert der Schulhof vom großzügig aufgeglasten und öffenbaren Bewegungsraum, der somit auch zu Bühne oder Mehrzweckraum am Schulhof werden kann.

ÖKONOMISCHE & ÖKOLOGISCHE ASPEKTE: HKLS, ENERGIE, TRAGWERK
Das Konzept ermöglicht Volksschulkindern ein Bewusstsein für den Außenraum spielerisch zu erlernen. Durch eine Geschossigkeit von bis zu drei Stockwerken wird der Flächenverbrauch minimiert. Das Aufteilen in kleinere Baukörper ermöglicht eine effiziente natürliche Belüftung und der Verzicht auf eine Unterbauung ökonomische sowie ökologische Vorteile. Die unterschiedlichen Bauweisen & Materialien der Baukörper leiten sich aus den Anforderungen des Raumprogramms und deren energetischen Konzeption ab und ermöglichen somit eine ökonomisch effiziente sowie ökologisch hochwertige Umsetzung wie auch das Lernen über unmittelbare Raumerfahrungen in den Gebäuden.

Landschaftsplanung / Freiraumkonzept (DnD)
Der Freiraum der Volksschule bietet einen optimal nutzbaren Innenhof. Zwei Spielhügel, davon einer mit grünem EPDM und einer mit Rasen überzogen bilden die Grundstruktur. Um die beiden Spielhügel gibt es viel Platz zum Laufen und Kommunizieren (Baumstämme, Findlinge und Büsche). Drei große Bäume (Tilia tomentosa – Silberlinde) bieten ausreichend Beschattung und markieren das Zentrum der Anlage. Vor den Gemeinschaftseinrichtungen (Aula, Speisesaal und Bewegungsraum) findet man Platz für Veranstaltungen im Freien. Die umlaufende Pergola rahmt das Innere der Fläche auch gestalterisch ein. Naturnahe Freiklassen in der Naturwiese ergänzen das Angebot.
Die geforderten Sport- und Spielflächen sind in ästhetischer und logistisch sinnvoller Anordnung verteilt. Ein feines Netz aus Zuwegen, die durch begleitende Bäume (Prunus avium ‚Plena‘ und Tilia tomentosa) beschattet werden, durchzieht das Gebiet und spannt immer wieder an den richtigen Stellen kleine Aufenthaltsplätze zum Zuschauen auf. Die Zwickelflächen sollen durch ökologisch wertvolle Wiesen und Baumpflanzungen einen zusätzlichen Nutzen bringen.

Nachdem die Haupterschließung des Clusterhauses, des Nachmittagsgebäudes sowie des Sportkomplexes vom Schulhof aus erfolgt, kann bei Bedarf der Umgang mit Toren das Schulareal auch klar begrenzen. Die städtebauliche Konzeption des Kindergartens ermöglicht dank der umlaufenden Abgrenzung und eines gliedernden Gebäudevolumens einen gut geschützten abwechslungsreichen und zugleich großzügigen Freiraum für Kleinkinder.

Statik & Konstruktion
Das Tragwerkskonzept für die Gebäude Volksschule und Nachmittagshaus ist eine wirtschaftliche und hoch flexible Stahlbetonbauweise. Unterzuglose Flachdecken liegen hier auf Punktstützen bzw. Wandscheiben auf. Die Fassadenkonstruktion wird als Fertigteil-Vorhangfassade in Holzbauweise gelöst.
Die Musikschule wird in der Außenhülle in monolithischer Bauweise in Leichtbeton, der sowohl die tragende als auch die dämmende Funktion übernimmt konstruiert. Die Decken in Stahlbeton liegen auf diesen Wänden und inneren Scheiben bzw. Punktstützen auf. Der Turnsaal wird in Holzfertigteilbauweise errichtet. Doppel-T-Träger liegen auf einer tragenden Holzfassade auf. Die Fundierung erfolgt in allen Gebäudeteilen über eine lastverteilende Bodenplatte in WU-Bauweise, die über unbewehrte Streifenfundamente (Baggerschlitze) in die tragenden Bodenschichten fundiert wird.

ENERGIE
Natürliche Belüftung: Mit der vorherrschenden Windrichtung aus WNW und einer Situierung der Baukörper an der Westecke des Grundstücks, orientieren sich die Fassadenflächen am Straßenraum nach Nordwesten bzw. Südwesten. Dadurch entstehen tangentiale Luftströme die im Zusammenwirken mit den geringen Trakttiefen eine gute Querlüftung der Gebäude ermöglichen. Dem Konzept einer natürlichen Lüftung kommt dabei bereits die Grundrissgestaltung entgegen, die in der Regel zumindest diagonal gegenüberliegende Öffnungen ermöglicht. Für die hygienische Mindestlüftung sorgen volumenstromgeregelte Falzlüfter. Dee erforderliche Luftwechsel im Betrieb muss durch Stoßlüften gewährleistet werden. Die Durchströmung stellen schallgedämmt Überströmkästen sicher, sodass die Klassentüren idR geschlossen bleiben können.

Energie: Durch die hochgedämmten kompakten Gebäudehüllen, die durch Dreifachisolierverglasungen, sowie einerseits in der Schule über Brettschichtholz und Zellulosedämmung, andererseits in der Musikschule über 60cm Leichtbeton gewährleistet wird, fällt nur wenig Heizenergiebedarf an. Dieser wird durch Fernwärme und eine Wasser/Wasser Wärmepumpe bereitgestellt. Dabei wird die Grundwasserwärmepumpe auch für die Kühlung des Gebäudes eingesetzt werden. Der Kühlbedarf wird durch außenliegende Screens, die den Durchblick und eine gute Belichtung gewährleisten, minimiert. Diese Membrane bieten durch ca. 30cm Abstand zur Scheibe auch einen thermischen Pufferraum, der ein Ablüften von aufgeheizter Luft ermöglicht. Um den Strom der Wärmepumpe und Betriebsstrom zu kompensieren, werden Photovoltaikelemente am Dach moniert. Diese werden mit dem Sonnenstand nachgeführt um auch in den Wintermonaten ein Maximum an Ertrag zu liefern.

Bauteilaktivierung: Die durch den Klimawandel zu erwartenden steigenden Temperaturen, gerade im Osten Österreichs, wo mit bis zu 3 Grad höheren Temperaturen im Sommer gerechnet werden muss, machen ein Kühlung für das Aufrechterhalten des Regelbetriebs erforderlich. Dabei wird aber nicht auf energieintensive Klimaanlagen gesetzt, sondern mit natürlichem Brunnenwasser die Decke leicht temperiert um die empfundene Temperatur zwar parallel zur und im Rhythmus der Außenlufttemperatur, aber spürbar tiefer, abzumildern. Da bei Fensterlüftung, eine Temperierung der Zuluft kaum möglich ist (hier spielen die Gründächer und der Hof, der in der Regel das Zuluftreservoir darstellt, eine positive Rolle) muss hier auf die Aktivierung der großen trägen Massen der Decken gesetzt werden, die zusätzlich durch Nachtlüftung vorgekühlt werden.
Die Bauteilaktivierung ist aber auch im Winter erforderlich um die, bei natürlicher Lüftung höheren, Wärmeleistung gemeinsam mit der Fußbodenheizung zu gewährleisten.

Akustik und Schallschutz: Um die Wirksamkeit der Decke nicht zu beeinträchtigen werden raumakustische Maßnahmen über die Holzwände und nach eingehender akustischer Simulation bei Bedarf über Deckensegel vorgenommen. Der grundsätzlich erforderliche hohe Schallschutz zwischen den Klassen wird durch akustische Pufferzonen mit geringem Aufwand erreicht. Wände können daher leicht und transparent ausgeführt werden
Den hohen akustischen Ansprüchen der Musikschule werden auch die konstruktiven Leichtbetonwände gerecht, da diese durch ihre Mirkoporosität hervorragende Schallabsorbtionsqualitäten haben.