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Nichtoffenes Verfahren | 06/2021

Neugestaltung Sturm 19 Park in St. Pölten (AT)

1. Rang

DnD Landschaftsplanung

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt hat sich seit dem Zwischenkolloquium wünschenswert weiterentwickelt. Die diskutierten Aspekte wurden aufgenommen, welche zu einer merkbaren Qualitätssteigerung des Entwurfs beigetragen haben. Das Erschließungssystem ist gut ausgeführt und ermöglicht ein flüssiges und intuitives Bewegen durch den Park. Es nimmt Bezug auf bestehende Wegestrukturen, welche zu einem schlüssigen Gesamtsystem weiterentwickelt werden. Die Zugangsbereiche in den Park sind aufgeweitet gestaltet, laden zum Eintreten in den öffentlichen Grünraum ein und vernetzten so den Park mit dem Umfeld seiner Umgebung. Perspektivisch sollten die Lückenschlüsse zur Grünraumvernetzung in den angrenzenden Straßenräumen jedoch auch entlang der Peppertstraße vorgenommen werden.

Zwei Hauptachsen gliedern die Grundstruktur des Parks. Eine davon stellt die Nord-Süd verlaufenden Achse von der Doktor-Bilcik-Gasse zur Zehengruberstraße dar. An dieser Achse liegt der neue Gärtnereistützpunkt wie auch die bestehende Tribüne, die durch eine bauliche Ergänzung eine Neuinterpretation erfährt und so zu einem lebendigen sozialen Treffpunkt im Park werden kann. Sie kann durch ein Add-On als Bühne genutzt werden und schafft gleichermaßen Offenheit für andere Nutzungsmöglichkeiten. Grundsätzlich gilt es die Idee der Tribünenerweiterung hinsichtlich der wirtschaftlichen Machbarkeit in den nächsten Schritten zu überprüfen. Zudem ist für die Umsetzung auf eine barrierefreie Gestaltung zu achten. Die Idee der Gestaltung der Rückseite der Tribüne im Sinne einer historischen Kontextualisierung zum Fußballfeld wirkt originell und wird daher besonders gewürdigt. Hinter der ehemaligen Tribüne liegt eine Pufferzone, die die gewünschte Rücksicht auf die Anrainer:innensituation nimmt. Es wird jedoch empfohlen, in Rücksichtnahme auf die neue Wohnnutzung im Westen (Ecke Doktor-Bilcik-Gasse/Park) die grüne Zone nach Norden Richtung DoktorBilcik-Gasse (hinter dem neuen Gärtnereistützpunkt) zu verlängern.

Die andere Hauptachse stellt das von West nach Ost verlaufende Freiraumband dar, das sich durch eine Vielfalt unterschiedlicher Aktivitäten auszeichnet. Hier kann Bewegung, Sport und Spiel stattfinden, auch das neue Parkcafé ist hier situiert. Die Pufferzone im Osten ist in ihrer Gestaltung und Zonierung äußerst gelungen. Sie weist attraktive, beschattete und besonnte Sitz- und Verweilmöglichkeiten auf und stellt einen sensiblen Umgang mit der Buchmayrstraße wie der dortigen Nachbarschaft dar.

Zwei offene, in der Nutzung flexible aufgeweitete Wiesenbereiche zonieren das Innere des Parks. Gerahmt werden sie durch locker situierte, jedoch präzise gesetzte Baumgruppen, die unterschiedliche Nutzungsangebote für die Parkbesucher:innen ermöglichen. Die Baumpflanzungen schaffen stimmige und angenehme Lichtsituationen wie einen großzügigen, aber gefassten Raumeindruck. Die Modellierung wirkt harmonisch aus dem Gelände heraus entwickelt, gleichzeitig erscheinen die Hügelchen in ihren Dimensionen zu klein. Es wird empfohlen die Modellierung großzügiger anzulegen und behutsam nach Westen zu erweitern. Die Modellierung im Norden ist besonders gut gelungen: sie schützt die Wohnlagen im Norden von möglichen Lärmeinträgen und Sichtbezügen durch den Park und schafft gleichermaßen Geborgenheit für die nutzungsoffene Mitte im inneren Bereich. Der im südlichen Bereich liegende Spielplatz scheint einerseits stimmig verortet, könnte jedoch eine Erweiterung nach Norden gut vertragen und würde somit an Großzügigkeit gewinnen.

Die Empfehlung aus dem Zwischenkolloquium zur Überarbeitung der Baumwahl hinsichtlich Klimawirksamkeit wurde ernst genommen. Die Wahl der Bäume ist bezogen auf die Anforderungen der Klimaresilienz nachvollziehbar. Ebenso stellt die Baumwahl eine breite Vielfalt dar. Erwünscht wird jedoch die Erweiterung der Varianz um einige Obstbäume und Naschsträucher. Allgemein ist zu beobachten, dass das Projekt gut auf die Anforderungen der Artenvielfalt eingeht. Diesem Thema wird insbesondere die westliche Pufferzone gewidmet. In diesem Kontext ist vor allem auch der Umgang mit dem Boden (Lehmgruben und Totholzbereiche) zu würdigen. Auch der Gemeinschaftsgarten leistet hierzu einen wichtigen Beitrag und ist gestalterisch gut gelungen. Ebenso wird Idee des Trash for Treasure gewürdigt.

Zusammenfassend handelt es hier um ein sehr schlüssiges und stimmiges Projekt mit einer guten Raumkomposition für die Umsetzung des neuen Sturm-19 Parks, dem ein eleganter, zeitgemäßer wie robuster Entwurf zugrunde liegt und der gleichzeitig einem hohen Nutzungsdruck stand halten kann. Das Projekt schafft es darüberhinaus die vielfältigen Bürger:innenwünsche zu integrieren, was ein besonderes Anliegen im Rahmen dieses dialogorientierten Planungsprozess darstellte.