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Werkstattverfahren | 10/2021

Initiative zur Gestaltung Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin-Pankow

Isometrie

Isometrie

Teilnahme / Team 3

Octagon Architekturkollektiv

Architektur

Albert Wimmer ZT GmbH

Architektur

QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur PartGmbB

Landschaftsarchitektur, Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (JSP), im Westen des Ortsteils Prenzlauer Berg gelegen, ist als drittgrößte Sportstätte Berlins von überregionaler Bedeutung. Ein vielfältiges Nutzungsangebot dient u.a. Vereinen, Schulen und weiteren Sportinteressierten sowie der Nachbarschaft zur professionellen wie informellen sportlichen Betätigung. Mit dem Großen Stadion (Cantianstadion), dessen kultureller Wert kontrovers diskutiert wird, zählt der Ort sogar zu den wichtigsten Veranstaltungs- und Wettkampfstätten der Hauptstadt. Im Zusammenhang mit den steigenden Bedarfen an Sportflächen generell und der Forderung nach Stärkung von inklusiven Angeboten soll der Standort mit Schwerpunktsetzung auf den Inklusionssport ausgebaut werden.

Mit dem Szenario „Neubau eines Stadions an alternativer Stelle und Teilnutzung des bestehenden Stadions“ besteht die Chance, den Forderungen von Stadt und Stadtgesellschaft zu entsprechen. Dazu zählen unter anderem Inklusionsförderung, Sportangebot, strukturelle und gestalterische Aufwertung und der Erhalt der charakteristischen Merkmale des Cantianstadions.

RÄUMLICHES LEITBILD
Der Neubau des Stadions an alternativer Stelle bietet die Chance zur Entwicklung eines neuen räumlichen Leitbildes für den Sportpark. Es wird eine robuste Struktur vorgeschlagen, die eine klare Hierarchie schafft und der zukünftigen Entwicklung des Sportparks langfristig einen klaren Rahmen bietet. Als Rückgrat wird die bestehende Nord-Süd Durchwegung zwischen Eberswalder– und Gaudystraße zu einem öffentlicher Boulevard weiterentwickelt, der das Areal in zwei Bereiche gliedert. Östlich des Boulevards entsteht mit dem neuen Stadion und den bestehenden Sportfeldern ein Sportcampus für den organsierten Vereinssport. Westlich des Boulevards wird im Bereich des alten Stadions eine aktive Sportlandschaft vorgeschlagen, die vor allem dem nicht organisierten Individualsport einen Ort bietet. Beide Bereiche werden durch den Boulevard miteinander verwoben. Das Inklusionszentrum wird als bewusst als neues Gesicht am zentralen Haupteingang an der Eberswalder Straße positioniert.

KONZEPT
Zur funktionalen Verortung des sportfachlichen und nicht sportfachlichen Bedarfes wird das Areal in zwei integrative Teilgebiete gegliedert: ein verdichteter, hochfunktionaler Sportcampus sowie eine offene, naturräumlich verknüpfte Sportlandschaft können das gesamte Bedarfsprogramm durch eine kompakte Flächenstrategie mit teilweise vertikaler Überlagerung aufnehmen. Individuelle Erschließungsmöglichkeiten der Teilräume entlang der zentralen Achse des Sportboulevards können die parallele Funktionalität der Nutzungen für ein Nebeneinander von Sportveranstaltung, Vereinssport, Schulsport und informell-individuellem Sport sowie nachbarschaftlicher Erholung gewährleisten. Erlebbarkeit und Präsenz des sportspezifischen Themas der Inklusion wird durch Adressbildung an der südlichen Kante mit einsehbarer Inklusionssporthalle und Raumangeboten für ein inklusives Begegnungszentrum an der zentralen Achse priorisiert. Sowohl Sportler*innen, Zuschauer*innen und individuelle Nutzer*innen des Parks erleben barrierefreie und inklusive Möglichkeiten zur Nutzung des gesamten Areals.

Inklusion bedeutet im neuen Sportpark nicht nur barrierefreie Erschließung, sondern ein breites niederschwelliges Sportangebot für die Stadtgesellschaft, was durch Gliederung des Areals und somit der Entstehung der Sportlandschaft und der Verzahnung mit dem Kiez über den Sportboulevard gelingt. Wenige hochbauliche Setzungen und die im Erscheinungsbild minimierte Stadionkubatur (Einsenkung) prägen eine lockere, städtebauliche Dichte. Die Öffnung des Areals über den Sportboulevard erzeugt eine Verflechtung innerhalb der Kiezstruktur und die Verknüpfung des umgebenden stadträumlichen Kontexts.

Das Konzept steht unter der Prämisse des Erhalts identitätsstiftender Elemente, ökologisch/ naturräumlicher Qualitäten sowie sozialräumlicher Potenziale bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Funktionalität des inklusionsfokussierten Raum-/Flächenbedarfes. Erhalten werden neben der Hinterlandmauer diverse ikonische Elemente des alten Stadions. Wallanlage, Baumbestand und die allgemeine Topographie des Areals dienen als grundlegende Elemente der landschaftsarchitektonischen Gestaltung und für die Entwicklung der Funktionsanordnung als fließender Zusammenhang.

STADION
Das neue Stadion wird zentral und südlich, längs des Sportboulevards im Areal des Sportparks situiert und in die natürliche Geländetopographie eingebettet. Das Geländeniveau entlang des Sportboulevards entspricht der Erschließungsebene E1 – der Hauptzugang zum Stadion über die Westtribüne ist hier angelagert. An der gegenüberliegenden Längsseite wird das Stadion barrierefrei über die Erschließungsebene E0 erschlossen. Über eine Brücke ist das neue Stadion mit der Bestandstribüne direkt verbunden, die bestehenden Räumlichkeiten können für Konferenzen und größere Veranstaltungen genutzt werden. Im Einklang mit der Raumanforderung wird eine kompakte Ausführung des Stadionkörpers entwickelt, die eine sensible Einfügung im Kontext der oft höheren Wohnbebauung erlaubt. Durch Konstruktion als geschlossene Hülle zwischen Spielfeld, Tribüne und Tribünendach werden die hauptsächlichen Lärmimmissionen minimiert. Die Spielfeldbeleuchtung wird durch einen rundumlaufenden Lichtkranz auf das Stadioninnere gerichtet und damit die Lichtemission für die umgebende Bebauung gering gehalten.

FREIRAUM
Die soziale Infrastruktur des Kiezes wird durch die öffentliche Nutzbarkeit der erweiterten Sport- und Aufenthaltsangebote durch die offene Raum- und Nutzungsstruktur verbessert. Der Charakter informeller, frei bespielbarer Strukturen wird im westlichen Teil des Sportparks erhalten; individuelle Nutzung der öffentlichen Bereiche wird hier durch diverse raumgestalterische Ausprägungen forciert. Ein Kinderspielplatz mit diversen Bewegungsangeboten erweitert als Teil der Sportlandschaft das Alterspektrum der Nutzer*innen. Das inklusive Begegnungszentrum, als kommunikativer Kern des Sportparks am öffentlichen Sportboulevard gelegen, erweitert die soziale Infrastruktur auf besondere Weise.

Eine Abfolge unterschiedlichster ökologischer und sozialer Funktionen prägt die Freiraum- und Landschaftsstruktur: der Sportboulevard mit Erlebbarkeit der Ebenen, welche maximale Barrierefreiheit garantieren; ein abwechslungsreicher, multikodierter, grüner Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität und optimaler Orientierung dank integrativem Leit- und Informationssystem, die Sportlandschaft für Breitensport, die Spielflächen, aber auch Vereinssport mit ökologisch wertvollen Strukturen wie der Düne oder dem Fitnesswald kombiniert. Prämissen wie größtmöglicher Erhalt der alten Baumstrukturen oder Ersatzpflanzungen sowie ein geringer Versiegelungsgrad über Materialität und Optimierung der notwenigen Erschließungsflächen und ressourcenschonende Verwendung von Materialien stehen für den Fokus auf Umwelt, Ökologie und Klima. Kleinräumliche Vielfalt an Grünstrukturen - gerade in der Sportlandschaft - fördert die Biodiversität sowie auch Dach- und Fassadenbegrünung der Hochbauten zur Verbesserung des Kleinklimas beitragen.

INFRASTRUKTUR
Wichtige Wegeverbindungen des Sportparks zu öffentlichem Nahverkehr werden gestärkt und qualifiziert. Das Stadion erhält durch rundumlaufende Erschließung mit vier Haupteingängen eine optimale Erschließung und Logistik. Durch dessen zentrale Lage ist die Zugänglichkeit rundum barrierefrei möglich, Feuerwehrumfahrt, Feuerwehraufstellflächen sind ringsum gewährleistet. Die Entfluchtung kann in alle Richtungen erfolgen, Sammelplätze sind rund um das Stadion vorhanden. Der ruhende Verkehr wandert aus dem Sicht und Bewegungsfeld in die zentrale Verteilerebene mit barrierefreien Parkplätzen und direktem Zugang zu Inklusionszentrum und Stadion. 100 weitere, barrierefreie Parkplätzen werden dezentral in den jeweiligen Funktionsfeldern angeordnet, 2000 Fahrradstellplätze finden an neuralgischen Punkten entlang des Sportboulevards Platz, der eine 24/7-Durchwegung des Sportparks ermöglicht.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Lageplan Stadion

Lageplan Stadion

Funktionskonzept

Funktionskonzept

Ebenen

Ebenen

Schnitte

Schnitte

Schnitte Stadion

Schnitte Stadion