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Einladungswettbewerb | 11/2021

Neubebauung ehemaliges Karstadt-Areal am Nordbad in München

ein 4. Preis

Preisgeld: 17.250 EUR

HENN

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

realgrün Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

nees Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit greift die städtebauliche Sonderposition und Ausbildung des ehemaligen Karstadt-Gebäudes als monolithischer Großblock innerhalb des gründerzeitlichen Parzellengefüges auf und interpretiert diesen neu. Innerhalb der kohärent durchgängigen Baustruktur werden die unterschiedlichen Gebäudeseiten durch bauliche Reaktionen auf die Nachbarschaften modifiziert und damit in die bestehenden Stadträume integriert. Zur Wormser Straße hin wird durch einen klar formulierten Rücksprung im Traufenbereich die notwendige räumliche Rücksicht genommen, umgekehrt wird die städtebaulich wichtige Ecke Schleißheimer Straße und Elisabethstraße durch eine Überhöhung klar akzentuiert. Weitere, kleinere Interventionen durch Rücksprünge und Terrassen folgen dieser Logik konsequent und sinngemäß.

Analog hierzu wird auch das für den öffentlichen Raum wichtige Erdgeschoss behandelt. Durch einen Rücksprung herausgearbeitet und gleichzeitig geschützt orientiert sich das Erdgeschoss mit dem Haupteingang klar zur Schleißheimer Straße hin und bietet dadurch der Öffentlichkeit eine einladende Geste an. Entlang der Elisabethstraße wird innerhalb des Erdgeschosses ebenfalls durch das Angebot von Läden ein öffentlicher Charakter erzeugt. Zur untergeordneten Wormser Straße entstehen kleinere Geschäfte und Ladeneinheiten die gleichzeitig auch zur inneren Markthalle hin geöffnet sind. Hier deutet sich allerdings sowohl ein Adressen- als auch Betriebskonflikt an. Zur Elisabethstraße öffnet sich ein öffentlich zugänglicher Hof über den die Markthalle ebenfalls erreicht werden kann. Auch die an der Wormser Straße gelegene Kita ist hier angeschlossen. Zur Winzererstraße hin sind die längsgelegte Anlieferung und die Tiefgarageneinfahrt orientiert, was zu einer nicht gewünschten Rückseitensituation führt.

Die Eingangsbereiche zu den in den Obergeschossen angesiedelten Büroflächen sind vom öffentlichen Raum gut erkenn- und erreichbar. Die angebotenen Lobbyzonen erscheinen jedoch etwas zu kleinräumig angelegt. Die in den Obergeschossen dreibündig angelegten Büroflächen sind über die vier Erschließungskerne rational und sinnvoll nutzbar angelegt. Sowohl eine Nutzung als Kontorhaus als auch als „singletentant“ Gebäude ist möglich. In den zurückspringenden Bereichen werden Terrassen, Gastro- und Freiraumnutzungen angeboten. Die Nutzung der angeboten Dachterrassen erscheint ohne weitere Nutzung außerhalb der Technikbereiche schwierig. Positiv ist das Angebot der öffentlichen Hoffläche, die allerdings nur über Stufen/ Rampen, bzw. die Markthalle erreichbar ist. Die Terrasse über der Markthalle und mögliche Dachgärten können attraktive Ergänzungen des Freiraumangebots darstellen. Die erwähnte direkte vertikale Erschließung der KiTa-Freifläche auf dem Dach bleibt unklar.

Prägendes architektonisches Thema des Entwurfes ist das Tischmotiv im Bereich der Marktflächen. Ein in die Tiefe entwickeltes Bogenmotiv spannt einen auffälligen, suggestiven Raum auf, der die öffentliche Bedeutung des Gebäudes, insbesondere des Erdgeschosses verbildlicht. In der räumlich- grundrißlichen Umsetzung kann insbesondere die durch das expressive Bogenmotiv geweckte Erwartung im Innern nicht ganz erfüllt werden, insbesondere die stark horizontal geprägte Innendecke nutzt die architektonische Chance des Bogenmotivs nicht wirklich. Die Kleinteiligkeit und insgesamt zu kleine Dimensionierung der Verkaufsflächen in diesem Bereich kann der großen architektonischen Geste nicht gerecht werden.

In der Materialität ist eine mineralische Erscheinung aus Sichtbeton und Ziegelsteinen angestrebt. Das Gebäude ist als Betonskelettkonstruktion angedacht. Eine Besonderheit stellen die materialsparenden und weitspannenden Hohlraumkörperdecken dar.

Der größte Beitrag dieses Projektes zur Nachhaltigkeit liegt im Bereich der Dauerhaftigkeit der vorgeschlagenen Materialität sowie des verminderten Materialeinsatzes. Ob die vorgeschlagene Bauteilkühlung im Zusammenhang mit der Hohlkörperdecke funktioniert, müsste im weiteren Projektverlauf untersucht werden. Ein innovatives Mobilitätskonzept ist nicht erkennbar, die Anordnung der Fahrradstellplätze ist teilweise nicht befriedigend.