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Projektwettbewerb | 09/2021

Neugestaltung Kammgarnhof und Erstellung Tiefgarage in Schaffhausen (CH)

Visualisierung

Visualisierung

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 40.000 CHF

Heinrich Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Dr. Deuring + Oehninger AG

Bauingenieurwesen

CSA Christoph Schmid dipl. Architekt ETH/SIA

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Gesamtkonzept und Identität Mit der Verbannung der Autoabstellplätze in den Untergrund tritt der Kammgarnhof in eine neue Phase seiner Geschichte ein, die vom klösterlichen Obstgarten über die gewerblich-industrielle Nutzung zur heutigen Parkplatzanlage führt. Mit der einseitigen Öffnung zum Rhein besitzt der Hof im Vergleich zu den benachbarten öffentlichen Altstadträumen Herrenacker und Mosergarten ein Alleinstellungsmerkmal. Dieses Merkmal soll mittels einer Terrainmodulation einerseits akzentuiert werden, andererseits wird der Hof dadurch von unerwünschten Emissionen seitens der Rheinuferstrasse abgeschirmt. Durch den Verzicht auf feste Einbauten und Bepflanzungen mittig des Hofes gelingt es den Verfassenden, Raum für unterschiedliche Nutzungen wie Konzert-, Festival, Zirkusoder sogar Sportveranstaltungen anbieten zu können. Komplementär dazu werden die Hofränder in unterschiedlicher Intensität kleinteiliger und intimer gestaltet. Mittels der Terrainmodulation zur Rheinuferstrasse wird diese visuell ausgeblendet und störende verkehrliche Emissionen können weitestgehend unterbunden werden. Die Modulation in der Art einer oszillierenden Blumenwiese erstreckt sich vom bestehenden Durchgang zur Baumgartenstrasse entlang des Ostflügels und der Rheinuferstrasse – unterbrochen durch einen Durchgang zu dieser – bis zur Klosterstrasse. Eine beim Durchgang ansetzende, rollstuhlgerecht ansteigende Rampe führt zur rund 3.60 Meter gegenüber dem Hof erhöhten hölzernen Plattform mit schattenspendendem Pavillon. Sitzstufen Projektwettbewerb Neugestaltung Kammgarnhof und Erstellung Tiefgarage, Schaffhausen Jurybericht SUTER • VON KÄNEL • WILD 29 aus Naturstein vermitteln in geschwungener Form zum Hof. Unter der Plattform sind die Tiefgaragenzufahrt sowie weitere Infrastrukturräume wie Lager – wobei sich der kleinere im Untergeschoss befindet – und der Zugang mit Lift zur Tiefgarage angeordnet. Die markante Höhenentwicklung der Terrainmodulation zur Rheinuferstrasse an diesem Ort und die damit unterbundenen Sichtbezüge aus dem Hof zur öffentlichen Rheinuferstrasse wurden in der Jury kontrovers diskutiert. Nutzung und Funktion Die zentrale Hoffläche ist mit grossformatigen Natursteinen belegt, die von chaussierten Flächen durchzogen werden. Mittels offener Fugen soll eine lebendige Ruderalvegetation gefördert werden. Konsequent wird auf feste Einbauten und Bepflanzungen zugunsten einer offenen und flexiblen Hofnutzung verzichtet. Einzig in der Mitte des Hofes ist ein einfach gehaltenes Wasserspiel in Form einer Betonschale, die auch als Bühne fungieren kann, vorgesehen. Mittig ragt ein Mast mit mehrflügligem Wassersprenger an der Spitze fünf Meter in die Höhe, durch den mittels Wasserdruck die Betonschale rotationsartig beregnet werden kann. Für Kinder und Erwachsene bietet sich damit im Sommer eine willkommene Erfrischung, die dem Spiel als auch Zuschauen dient. Sollte die Fläche anderweitig gebraucht werden, lässt sich der Mast entfernen. Die unterschiedlich ausformulierten Randzonen - direkt an die Gebäudeflügel angrenzend - tragen wesentlich zur Vielfalt des Hofs bei und vermitteln zwischen den jeweiligen Erdgeschossnutzungen. Vor dem Ost- und dem Westflügel wird dadurch jedoch der Unterhalt der Fassaden erschwert. Durch ein dreiseitig umlaufendes Baumkronendach, in das auch die bestehende Rosskastanie eingebunden wird, erfährt der Hof eine nutzungsspezifisch, gestalterisch und klimatisch überzeugende Aufwertung. Hier sind auch mehrheitlich die eher spärliche Anzahl an Fahrradabstellplätzen angeordnet. Vor dem Ostflügel schafft die mit Sitzstufen und hochstämmigen Bäumen versehene Terrainmodulation eine willkommene Distanz zu den dortigen Nutzungen. Nördlich wird die bestehende Cafeteria-Terrasse vergrössert und damit der Wurzelbereich der Kastanie verbessert. Die umlaufenden Stufen zur erhöhten Terrasse dienen als Sitzgelegenheiten, die angrenzenden Baumpflanzungen mit noch ungenügendem Wurzelraum der zusätzlichen Beschattung und dem Mikroklima. Vor dem Westflügel wird das Baumkronendach im Bereich der chaussierten Fläche für die Aussengastronomie sowie möglichen Freiluftausstellungen hoch aufgeastet. Projektwettbewerb Neugestaltung Kammgarnhof und Erstellung Tiefgarage, Schaffhausen Jurybericht SUTER • VON KÄNEL • WILD 30 Wirtschaftlichkeit und Ökologie Der dreiseitig umlaufende Baumsaum aus einer klimafesten Mischung aus Erlen, Espen, Gleditschien, Schnurbäumen und der Rosskastanie bildet über die Jahreszeiten eine abwechslungsreiche Kulisse. Im Osten und Norden sind dafür in der Tiefgarage genügend grosse Aussparungen vorgesehen, die das Wachstum der Bäume gewährleisten. Im Westen reicht die Tiefgarage direkt an den Gebäudeflügel, hier sorgt eine ausreichende Erdüberdeckung für ein gesundes Wachstum. Die fugenoffene Verlegeart der Natursteine in Verbindung mit den chaussierten Flächen soll trotz Tiefgarage eine Versickerung bzw. Verdunstung ermöglichen. Diesbezüglich wären weitere Detailabklärungen vorzunehmen. Mit genanntem Wasserspiel kann über dessen unmittelbare Abkühlung hinaus gezielt ein Beitrag zu einem angenehmen Mikroklima geschaffen werden. Die einzelnen ökologischen Massnahmen sind so angeordnet, dass sie die vielfältigen und flexiblen Nutzungen nicht beeinträchtigen. Die Wirtschaftlichkeit des Vorschlages liegt im Bereich der Grobkostenschätzung der Bauherrschaft. Mit der Organisation der Tiefgarage wird konstruktiv auf die Bepflanzung des Hofes reagiert; dadurch entsteht eine erweiterte Abwicklung der Umfassungsmauern. Die Tiefgarage wird in konventioneller Massivbauweise mit einem effizienten, auf optimierte Bauteilstärken ausgerichtetem Stützenraster mit obenliegenden Pilzausbildungen erstellt. Damit lassen sich der Material- und Grauenergiebedarf minimieren ohne Nutzungseinschränkungen durch den Schwerlastverkehr im Hof. Die grössten Lasten entstehen im Bereich der Erdüberdeckungen vor dem Ostflügel und zur Rheinuferstrasse. Die hier entstehenden Kräfte werden über unmittelbar darunter angesetzte Stützenreihen zweckmässig abgeleitet. Würdigung Mit dem Projektvorschlag gelingt es den Verfassenden in überzeugender Weise, den verschiedenen Anforderungen an den Kammgarnhof gerecht zu werden. Das Freilassen der Hofmitte in Verbindung mit den intensiver gestalteten, ökologisch wertvollen Randbereichen eröffnet eine nutzungsspezifische und gestalterische Vielfalt. Die bepflanzte Terrainmodulation – welche die dienenden Funktionen des Hofs aufnimmt und vor störenden Emissionen der Rheinuferstrasse abschirmt – das dreiseitig umlaufende Baumdach sowie das zentrale Wasserspiel sorgen auch an heissen Tagen für eine angenehme Aufenthaltsqualität. Trotz des verbleibenden visuellen Bezuges vom Hof zum bewaldeten Rheinufer, verbleiben bei der Jury erhebliche Bedenken betreffend der markanten künstlichen Aufschüttung an diesem Ort und deren Wirkung auf den Stadtraum – gerade aus Sicht von Flanierenden entlang der Rheinuferstrasse.
Situationsplan 1-500

Situationsplan 1-500

Situationsplan 1-200

Situationsplan 1-200

Schnitt-Ansicht AA 1-200

Schnitt-Ansicht AA 1-200

Schnitt-Ansicht BB 1-200

Schnitt-Ansicht BB 1-200