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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2021

Neubau Grundschule in Osburg

2. Preis

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Erläuterungstext

NEUBAU GRUNDSCHULE OSBURG

2.Preis


Leitidee 

Der Neubau der Grundschule Osburg wird konsequent aus dem Programm und dem Ort entwickelt: Der Baukörper legt sich zwischen die zu erhaltenden Bäume und bildet einen westlichen Schulhof- und einen östlichen Schulgartenbereich. Das kompakte zweigeschossige Volumen erzeugt eine schöne räumliche Zäsur und gleichzeitig über seine transparente kommunikative Ausbildung des EG ein kraftvolles Bindeglied. Foyer, Speisesaal, Mint und Mehrzweckraum öffnen sich großzügig zum Schulhof und die Ganztagesräume zum Schulgarten nach Osten. Die bisherige Erschließung der Schule über die Schulstraße und Peter-Jäckel-Straße kann beibehalten werden, denn im EG steckt sich das Foyer durch den Baukörper hindurch und ermöglich einen gleichwertigen Zugang von beiden Seiten.

Von der Schulstraße gelangt man über den mit Sitzstufen gefassten und von den mächtigen Bestandslinden geprägten Schulhof niveaugleich in die Eingangshalle, der – nur über mobile Trennwänden abgetrennt – jeweils der große Speisesaal und der Veranstaltungsraum unmittelbar und flexibel schaltbar zugeordnet sind.

Im Obergeschoss liegen die Grundschulcluster, die über eine großzügige Mittelzone kommunikativ miteinander verbunden sind. Die Klassenzimmer haben Raumproportionen, die Teilungen ermöglichen. Transparente, aber auch verschließbare Flurwände ermöglichen die eine Schaltbarkeit zur Mittelzone.

 

Konstruktion

Das Haus ist in einem einfachen Raster mit moderaten Spannweiten organisiert, das eine wirtschaftliche und weitgehend homogene Holzkonstruktion ermöglicht: Auf entlang der Fassade und um die Mittelzone herum platzierten Holzstützen, liegen als Unterzug Holzbalken, auf denen mit Durchlaufwirkung 24cm dicke CLT Brettsperrholzplatten lasten. Aus akustischen und Brandschutzgründen hat die Holzzwischendecke eine oberseitige Schüttung, eine Trittschalldämmung sowie einen Estrich. Unterseitig werden die Holzdeckenplatten nicht verkleidet, sondern können auch hinsichtlich des Brandschutzes holzsichtig verbleiben. D.h. die Installation und die Leuchten sind sichtbar abgependelt. Schallabsorbierende Deckenbaffels werden zusätzlich und bereichsweise abgehängt. Die Holzstützen und Deckenbalken sind nach Abbrandrate entsprechend kräftig dimensioniert und können daher unverkleidet bleiben.

Im Sinne eines optimierten Co2 Fussabdrucks wird auf den Einsatz von Betonbauteilen weitgehend verzichtet. Lediglich die beiden Fertigteiltreppenläufe der Fluchttreppen aus Brandschutzgründen sowie die Bodenplatte aus statischen Gründen machen die Betonverwendung erforderlich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch einen sehr kompakten, ruhigen Baukörper aus, der im Osten des Baufeldes angeordnet wird. Die Versammlungsräume (Mehrzweckraum und Mensa) sind im Erdgeschoss nach Westen hin zum Schulhof orientiert und großzügig zu diesem geöffnet. Auch der Haupteingang des Gebäudes ist dem Schulhof zugeordnet. So entsteht eine insgesamt klare und eindeutige Orientierung des Schulhauses. Im Obergeschoss sind die Unterrichtsräume ringförmig um einen zentralen, atriumartigen Flurbereich mit Oberlicht gruppiert, der allerdings durch die Treppenerschließung wie auch aus Brandschutzgründen in zwei Teile gegliedert wird. Hierbei überzeugen die räumliche Großzügigkeit wie auch die flexible Nutzbarkeit der Flächen im Sinne einer offenen Lernlandschaft, die allerdings durch einen relativ hohen Verkehrsflächenanteil erkauft wird. Dieser müsste im Rahmen einer weiteren Bearbeitung überprüft werden. Der Vorschlag für eine mögliche Erweiterung des Schulbaus wird in dieser Form als kritisch angesehen, weil die dort angeordneten Räume nur über die Mensa erschlossen werden könnten. Auch hier wäre eine Überarbeitung erforderlich. In Bezug auf die städtebauliche und architektonische Qualität überzeugt neben der kompakten Grundfläche die entstehende große Schulhoffläche. Insgesamt fügt sich der Bau in seiner Maßstäblichkeit sehr gut in das umgebende Ortsgefüge ein. Die architektonische Artikulation des vorgeschlagenen Holzbaus könnte in seiner Ausprägung eindeutiger und klarer gegliedert sein. Zudem könnte der rückwärtige Einresp. Ausgang als Verbindung zum Schulgarten gegenüber dem Haupteingang eher untergeordnet ausgeprägt werden. Die Belange des baulichen Brandschutzes sind gut erfüllt (Feuerwehrzufahrt, Rettungswege). Die technische Infrastruktur (Sanitär- und Technikräume) ist in angemessenen Dimensionen folgerichtig angeordnet. Die geforderte Barrierefreiheit ist im Entwurf durch eine selbstverständliche Ausnutzung der Topographie gegeben. Die Kompaktheit des Baukörpers müsste in Bezug auf das erzeugte Volumen zu einer guten Wirtschaftlichkeit in Realisierung und Betrieb des Gebäudes führen. In Bezug auf die Flächeneffizienz wäre – wie bereits erwähnt – eine Optimierung der Verkehrsflächen zu überprüfen. Zu Fragen der Ökologie und Nachhaltigkeit werden schlüssige Vorschläge unterbreitet (z. B. ausgewogener Verglasungsanteil mit hoher Tageslichteffizienz, Lüftungsanlage mit Wärmetauscher innerhalb der Heizperiode, Vorschläge zur Abwasserreduzierung). Insgesamt wird die Arbeit als sehr gelungener Wettbewerbsbeitrag eingeschätzt, der einen Großteil der Anforderungen mit relativ reduziertem Aufwand in einem gut nutzbaren Lernhaus erfüllt.