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Einladungswettbewerb | 05/2021

Neugestaltung Landhausviertel in Eisenstadt (AT)

Modell

Modell

2. Rang

Pichler & Traupmann Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Vom PARK-PLATZ zum PLATZ-PARK
Das politische Zentrum für das Land Burgenland mit dem Landhaus „ALT“ als Amtshaus des Burgenländischen Landtages und der Burgenländischen Landesregierung zeichnet in seinem Vorfeld derzeit ein riesiger Parkplatz aus. Die sprachliche Bezeichnung dieses Areals, zwischen den Begriffen Freiheitsplatz und Europaplatz changierend, versucht, eine entsprechende Bedeutung zu suggerieren. Dennoch - die mit Vehikeln vollgefüllt kommunizierte Semantik dieses bedeutenden Ortes, als auch die städtebauliche Eigenschaft dieses Feldes können nur, freundlich formuliert, als „suboptimal“ bezeichnet werden.
Die Überlegungen und Ambitionen, diesem Ort durch eine entsprechende Neugestaltung seiner eigentlichen Bedeutung gerecht zu werden, kann nur außerordentlich begrüßt und unterstützt werden. Mit dem Übergriff „Landhausviertel“ zieht man jedenfalls in die richtige Richtung, die auch in weiterer Folge die Option eines Landhausplatzes inkludiert.

Das vorliegende Projekt greift diese Aspekte – städtebauliche Disposition, urbane Programmierung und semantische Zuordnung - auf und entwickelt dahingehend die neue Morphologie des Areals.

Die wesentlichen Elemente der neuen städtebaulichen Komposition sind - wie bereits in der Überschrift klargestellt - ein Platz und ein Park, die durch Positionierung, Form und Volumina der Baumassen ihre Konturen finden.
Besondere Berücksichtigung findet dabei auch das berechtigte Anliegen des Gymnasiums „Kurzwiese“ mit dem Wunsch nach Blick auf ein grünes Feld.

Mit einer bumerangförmigen Gestalt als Gegenüber zum Landhaus „ALT“ wird eine neue Platzsituation geschaffen, der wir gerne den Namen „Landhausplatz“ geben würden. Die gebogene Hauptfassade gibt in Zusammenwirken mit dem Landhausbaukörper dem Raum eine klare Fassung, sodass eine Platzkonstellation entsteht.
In Korrespondenz zum Landhaus „ALT“ wird auch der neue Baukörper als „Flügel-Typologie“ mit einem betonten Zentrumselement artikuliert. Die dem Landhaus „ALT“ eingeschriebene Symmetrieachse bildet auch beim neuen Baukörper die Verortungsspur der Anlage.

Südlich davon gelegen befinden sich zwei Baukörper über dreiecksförmigem Fußabdruck, die einerseits als Flankenbauwerke zu den beiden Straßenräumen hin eine betonte Fassade abgeben und andererseits eine Art Gegenschwung erzeugen, der einen Grünraum umzirkelt. Hier möchten wir den Baumbestand erhalten, ja vielmehr noch die Charakteristik hin zu einem Park entwickeln. Das vom Gymnasium erwünschte Blickfeld stellt sich damit quasi aus dem Gesamtduktus des Projektes ein. In der Konzeption der Tiefgarage wurde bewusst im südlichen Randbereich zum Erhalt der großen Bäume auf Bautätigkeit verzichtet und der Erdkörper erhalten. Hier wird eine Aufenthaltsqualität für Nutzer der angrenzenden Baulichkeiten geschaffen, aber auch das Bindeglied zu den westlich und östlich angrenzenden Stadtteilen erzeugt.

Der „Landhausplatz“ und der „Landhauspark“ stellen eine Raumfolge dar, die sich auf die topografischen Gegebenheiten bezieht – der befestigte Platz liegt höher, der begrünte Platz tiefer.
Verbunden sind die beiden Ebenen mit einer arenaartigen Freitreppenanlage, die wir als sogenanntes „DEMOKRATIEFORUM“ bespielt sehen. Diese Anlage als Teil der BAUPHASE 1 funktioniert jedenfalls auch ohne die weiteren Bauwerke und gibt vorderhand dem gesamten Areal eine fast verschwenderische Großzügigkeit.

Über diesem Demokratieforum, als ORT OFFENER DEMOKRATIEKULTUR befindet sich das Zentrum des Flügelbaukörpers. Dieses Zentrum ist wiederum bespielt auf Zugangsebene mit dem Besucherzentrum als ORT DER VERMITTLUNG VON DEMOKRATIE, darüber ist der Landtagssaal positioniert als ORT INSTITUTIONALISIERTER DEMOKRATIE. Wir spielen hier mit den verschieden Ausprägungen von Demokratieverständnis als überlagerte Bedeutungsebenen.
Seitlich dieses Zentrums sind erdgeschoßig Funktionen mit eher öffentlichem Charakter angelagert.
Im ersten Obergeschoß befinden sich in den beiden seitlichen Flügeln die Club-Räume der Parteien mit ihren internen Sitzungsräumen und Büros. Im zweiten OG sind die Büroräume für die Landtagsdirektion und für das Landtagspräsidium jeweils seitlich des Saales verortet.

Die seitlichen, auf dreiecksförmigem Fußabdruck basierenden Baukörper sind folgendermaßen programmiert: das östliche Volumen beinhaltet den angegebenen Flächenbedarf für die KRAGES, das zentrumseitige Volumen den angegebenen Flächenbedarf für den Burgenlandtourismus. Dieser Baukörper ist ein Geschoß niedriger als der ostseitige. Hier sehen wir aus städtebaulicher Perspektive durchaus Potential für ein weiteres Geschoß. In diesem Fall würden wir eine Retailzone im EG andenken und das Programm des Tourismus ab dem ersten OG. Jedenfalls würde ein Retailbereich für das Umfeld von Gymnasium und Landhaus sicherlich Sinn machen und auch gut vermietbar sein. Das Volumen wurde in der Darstellung jedoch auf das geforderte Programm beschränkt.

Schritt für Schritt wird somit eine städtebauliche Komposition vorgetragen und realisierbar, die einerseits großzügige Frei- und Grünräume nicht nur erhält, sondern generiert und definiert, und andererseits ein adäquates Pendant zum bestehenden, historischen Landhaus, sowie eine adäquate Weiterentwicklung der institutionellen Gebäude unserer Demokratie darstellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gewürdigt wird die erkennbare Absicht einen gesamthaften Lösungsansatz zu entwickeln, bei dem sowohl die Baukörperformen als auch die neu geschaffenen öffentlichen Räume ein umfassendes Bekenntnis zur städtebaulichen und architektonischen Gestaltung zeigen. Auch schafft das Aufgreifen der Gebäudefronten der Johann-Permayr-Straße und der Ingenieur-Hans-Sylvester-Straße in Verbindung mit der vorgeschlagenen Baukörperfigur einen interessanten nördlichen Platz, der sich als neuer eigenständiger Straßenraum etablieren könnte. Trotz der damit verbundenen positiven Auswirkungen aus städtebaulicher und architektonischer Sicht, zeigt dieser Lösungsansatz auch Schwächen.
Darüber hinaus wird die durch den Baukörper verstärkte Torwirkung zum Landhaus-ALT hinterfragt, da dessen denkmalgeschützte Treppenanlage diese Funktion klar besetzt. Ebenso wird die Fortschreibung der konvexen Gebäudeform des angrenzenden Gymnasiums aufgrund der Krümmung kritisch gesehen. So wird zwar durch die sich zum Landhaus-ALT hin öffnende Gebäudeform eine eindeutige Adresse gebildet, gleichzeitig aber eine Gebäuderückseite Richtung Gymnasium geschaffen. Die Gebäude der KRAGES und der Burgenland Tourismus GmbH stehen dadurch in zweiter Reihe. Zudem scheinen die geschaffenen Innenhöfe wenig attraktiv. oberen nördlichen Platzes sowie die (nicht barrierefrei nutzbare) trichterförmige Atriumtreppenanlage zur Verbindung mit dem unteren südlichen Platz kritisch gesehen. Ebenso zeigt der Lösungsansatz noch keine eindeutigen Überlegungen zur Wegeführung bzw. zu den Fußgängerströmen. In diesem Zusammenhang wird auch festgestellt, dass die über relativ schmale Wege führenden Zugänge in das Landhaus-NEU als nicht adäquat zur großmaßstäblichen Baukörperform und zur dominierenden Atriumtreppe erscheinen. Positiv bewertet wird allerdings, dass die Baumreihe im Süden bestehen bleibt. In Bezug auf allfällige Nutzungsänderungen wird die großzügige Flächenplanung als Potential für zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten angesehen. Als ansprechend wird auch die zentrale Situierung des Landtagssitzungssaals mit direkter Blickbeziehung zum Landhaus-ALT eingestuft. Gleichzeitig wird aber auch kritisch bewertet, dass die erkennbare Großzügigkeit des Lösungsansatzes die vorgegebenen funktionalen Anforderungen nur bedingt unterstützt bzw. zu keinem offensichtlichen funktionalen und räumlichen Mehrwert führt. So wird z.B. der Klubbereich in Bezug auf deren Flexibilität und Teilbarkeit oder die sich durch die Flächenausdehnung ergebenden langen Wege kritisch gesehen. Generell ist es mit dem Lösungsansatz auch nicht gelungen, klare und sich nicht überschneidende Wegeführungen für die öffentlichen, halb öffentlichen und nicht öffentlichen Bereiche darzustellen. Zudem wird auch kritisch angemerkt, dass durch die Situierung des Baukörpers ein relativ langer Verbindungstunnel zum Landhaus-ALT notwendig wird. Dieser Verbindungstunnel ist darüber hinaus ausschließlich an das Fuhrparkmanagement angebunden. Abschließend erscheint die konische Verjüngung der großen Gebäudestruktur willkürlich und zwingt gleichzeitig sowohl das Achssystem als auch die Funktionen im Gebäudeinneren in ein Korsett, wodurch die Flexibilität stark eingeschränkt wird. Hinsichtlich KRAGES und Burgenland Tourismus GmbH wird aus funktionaler Sicht zudem kritisch gesehen, dass durch die zwei getrennten Baukörper keine Synergien in Bezug auf ein gemeinsames Sitzungs- und Schulungszentrum erzielt werden können. In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit in der Errichtung und im Betrieb wird kritisch angemerkt, dass der eingereichte Lösungsansatz auch den mit Abstand größten Flächen- und Kubaturbedarf aufweist, weshalb auch das für die bauliche Realisierung und den anschließenden Betrieb notwendige Budget entsprechend hoch angesetzt werden muss.
Modelle

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Piktogramm

Piktogramm

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Piktogramm

Piktogramm

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GR_OG01

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GR_OG02

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GR_UG01

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GR_UG02-03

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GR Niveau Gymnasium

GR Niveau Gymnasium

GR Niveau Landhausplatz

GR Niveau Landhausplatz

Lageplan Baustufe 01

Lageplan Baustufe 01

Lageplan Baustufe 02

Lageplan Baustufe 02

Schnitt Baustufe 01

Schnitt Baustufe 01

Schnitt Baustufe 02

Schnitt Baustufe 02