Nichtoffener Wettbewerb | 07/2021
Neubau Stadthalle in Villach (AT)
©Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH
Teilnahme
Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH
Architektur
Technisches Büro Lauer-Pelzl-Stadlhofer GmbH
TGA-Fachplanung
Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH
Brandschutzplanung
Erläuterungstext
Grundgedanken
Die 1969 errichtete Stadthalle Villach zeichnet sich durch ein Holztragwerk mit außergewöhnlicher Spannweite aus. Grundgedanke des vorliegenden Projektvorschlags ist es, die bemerkenswerte Konstruktion der Stadthalle Villach von diversen Anbauten nachfolgender Jahrzehnte zu befreien, und die so wieder sichtbaren Prinzipien der alten Halle – Holzkonstruktion, Steildach – zum Ausgangspunkt der Erweiterung zu machen. Durch Weiterentwicklung der formalen und konstruktiven Logik des Bestands sollen Alt und Neu zu einem selbstverständlichen Ganzen vereint werden. Die markante Gesamtfigur verweist auf die nahe Bergkette der Karawanken und verleiht der Stadthalle Villach eine unverwechselbare Identität. Gleichzeitig wird durch die Fortführung der konstruktiven Einfachheit des Bestands im Neubau ein realistischer Weg zur Erreichung des gesetzten Kostenziels aufgezeigt.
Städtebau
Die neue Stadthalle Villach gliedert sich in die nördlich gelegene Bestandshalle, die zentrale, zweigeschoßige Eingangshalle und die südliche Nebeneishalle. Die Bestandshalle bleibt in ihrer Struktur weitestgehend erhalten und wird lediglich nach Norden um einen Bürotrakt ergänzt, sowie nach Westen um ein Joch erweitert, um die U-förmigen Zuschauertribünen des Bestands zu einer ringförmigen Anlage zu schließen (sh. Schema 2). Die im Süden anschließenden Neubauten zeichnen sich durch zwei monumentale Shed-Dächer aus, die von der Tirolerstraße kommend eine deutliche städtebauliche Signalwirkung entfalten. Die nach Süden ausgerichteten Dachflächen der Shed-Dächer können für Photovoltaikanlagen genutzt werden, die nach Norden orientierten Dachfenster bringen indirektes Licht in die Eingangs- und die Nebeneishalle. Bestand und Neubauten werden volumetrisch zu einem gemeinsamen Baukörper zusammengefasst und erhalten mit einer gelochten Trapezblech-Fassade ein gemeinsames Kleid.
Funktionale Organisation
Wegeführung
Haupthalle und Nebeneishalle werden über die neue, von Westen aus erreichbare Eingangshalle zentral erschlossen. Die symmetrische Wegeführung im Foyerbereich erleichtert die Orientierung, umlaufend erschlossene Funktionsbereiche bieten unterschiedliche Wegeführungen und erzeugen durch die Vermeidung von Sackgassen räumliche Großzügigkeit. Die sowohl im Erdgeschoß wie auch im Obergeschoß symmetrisch angeordneten, vier Meter breiten Hauptzugänge zur Haupthalle ermöglichen eine je nach Veranstaltungstyp flexible Publikumsführung bzw. Zonierung.
Barrierefreiheit
Alle Geschoße sind barrierefrei erreichbar. Der zentral in der Eingangshalle gelegene Aufzug verbindet zudem den Multifunktionsbereich im Obergeschoß mit der Tiefgarage und kann als separater VIP-Zugang genutzt werden. An der Nord-Ost-Ecke der Haupthalle befindet sich ein neuer Erschließungsknoten: Die Büros im Obergeschoß, die VSV-Profi- Bereiche und die VSV-Nachwuchs-Bereiche sind hier barrierefrei zugänglich.
Anbindung Garderoben an Eisflächen
Die Garderoben der VSV-Profis und Damen-BLZ befinden sich auf demselben Niveau wie die Eisfläche der Haupthalle. Der VSV-Nachwuchs im Untergeschoß erreicht das Erdgeschoß über eine neue Treppe neben der Heiztechnik-Zentrale, bzw. über einen Aufzug in der Bestandshalle, der optional anstelle der bestehenden Wendeltreppe installiert werden kann.
Anlieferung
Die Hauptanlieferung erfolgt über eine Laderampe im Osten der Eingangshalle; zusätzlich bleibt auch der bestehende Anlieferungsbereich im Norden in seiner Lage und Funktionsweise erhalten. Die Tiefgaragenzufahrt sowie die Stellplätze für LKW, Busse und Übertragungsfahrzeuge befinden sich an der Ostseite der Nebeneishalle.
Funktionsbereiche
Der Weg von der Tirolerstraße zum Haupteingang der Eingangshalle verläuft entlang des Restaurants, das schwellenlos vom öffentlichen Raum erreichbar ist und mit einem nach Westen ausgerichteten Gastgarten erweitert werden kann. Vorbei am Fanshop im Eingangsbereich wird – nach optionaler Zugangskontrolle – das Foyer erreicht, wo sich die Besuchergarderoben und der Schlittschuh-Verleih befinden. Die Garderoben für die Spielerinnen und Spieler befinden sich unmittelbar angrenzend an das Eisfeld der Haupthalle sowie im Untergeschoß des Bestands. Rechts der Eingangshalle befindet sich die Nebeneishalle, sowie dieser vorgelagert der Skills-Bereich, der bei größeren Veranstaltungen als zusätzlicher Garderobenbereich genutzt werden kann. Vom Foyer im Erdgeschoß wird das Publikum über den zentralen Stiegenaufgang in das Obergeschoß geführt und erreicht vorbei an der Hallengastronomie die Haupthalle. Der Multifunktionsbereich (VIP-Bereich) befindet sich im Obergeschoß zentral an der Südseite der Haupthalle und hat direkten Zugang zu einem eigenem Tribünenbereich. Flexible Trennwände ermöglichen die vollständige Zusammenschaltung der Multifunktionsräume untereinander sowie mit dem Multifunktionssaal. Sämtliche Büros sind kompakt nördlich der Haupthalle organisiert. Die Nähe zu den Parkplätzen im Norden sowie das indirekte Nordlicht schaffen hier ideale Arbeitsbedingungen. Die Presse- und Übertragungskabinen verbleiben an der bisherigen Stelle und erhalten einen direkten Anschluss an den Bürobereich.
Konstruktion
Die konstruktiven Prinzipien der Bestandshalle werden in den Neubauten fortgeführt: Der Achsraster wird übernommen und bis in die Tiefgarage durchgezogen; Geschoßebenen und Stützen werden in Stahlbeton errichtet, das Dachtragwerk in Holz errichtet. Außenwände werden in Holzbauweise (CLT-Wandelemente) zwischen die Stahlbetonstützen eingehängt. Dächer erhalten vollflächige, dachbündige Photovoltaik-Anlagen. Im Innenraum dominieren die Materialien Holz und Sichtbeton: Stahlbetonwände und decken werden sichtbar belassen und bieten robuste Oberflächen, während die Innenseiten der Außenwände mit Holzpaneelen verkleidet werden und einen warmtonigen Kontrapunkt setzen. Die Dachuntersicht wird mit schallabsorbierenden Paneelen verkleidet. Die Fassade bildet ein gelochtes Trapezblech, das dem großen Maßstab der Hallen beim Näherkommen die sinnliche Feinstruktur des Lochblechs entgegensetzt.
Brandschutz
Löschangriff
Die Stadthalle Villach ist grundsätzlich umfahrbar – der Löschangriff durch die Feuerwehr ist von allen Seiten gegeben.
Fluchtwege
Die Bemessung der Fluchtwegslängen erfolgt auf Basis der Vorgaben aus der OIB-Richtlinie 2. Um auch längere Fluchtwegslängen als 40 Meter zu ermöglichen, werden die oberirdischen Geschoße mit einer automatischen Brandmeldeanlage und einer automatischen Rauch- und Wärmeabzugsanlage ausgestattet. Im Erdgeschoß der Haupthalle sieht das Fluchtwegskonzept analog zum Bestand Ausgänge aus allen Bereichen direkt ins Freie vor. Zusätzliche ebenerdige Korridore kompensieren die bisherigen Fluchtwege im Süden der Haupthalle. Im Obergeschoß der Haupthalle stellen neue Umgänge und Fluchtstiegen die nach den aktuell geltenden Regelwerken erforderlichen Fluchtkapazitäten sicher. Für die Entfluchtung des nördlichen Bereichs der Haupthalle können die zwei Fluchtstiegen im Bürotrakt mitgenutzt werden. In der Nebeneishalle gewährleistet ein kleines Stiegenhaus im Süd-Westen sowohl die Entfluchtung der Trainingsbereiche als auch der Tiefgarage. Für die neue Tiefgarage werden Fluchtwege lt. OIB-Richtlinie 2.2 sichergestellt. Es ist keine Brandschutzanlage erforderlich, da die Tiefgarage in drei Abschnitte mit jeweils weniger als 1.600m² unterteilt ist.
Umbau Haupthalle
In der Haupthalle wird aufgrund der bestehenden Tragwerkskonstruktion und Ausstattung der Grundsatz der Brandlastminimierung verfolgt. Für alle neu einzubauenden Bauteile und Ausstattungen sollen nicht brennbare, nachhaltige und robuste Materialien zum Einsatz kommen.
©Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH
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Lageplan
©Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH
Außenperspektive
©Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH
Schnitt
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Ansicht