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Kooperatives Werkstattverfahren | 01/2022

Kur- und Rehastandort Aachen Burtscheid

1. Preis

Octagon Architekturkollektiv

Stadtplanung / Städtebau

QUERFELDEINS Landschaft | Städtebau | Architektur PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt in ihrer klaren Haltung zur Fortschreibung und Profilierung des Burtscheider Kurparks. Die Klinik Rosenquelle wird zurückgebaut. Ein selbstbewusster fünfgeschossiger Neubau pointiert den Auftakt zur Kurbrunnenstraße. Er sitzt auf einem Plateau, das unter Ausnutzung des topographischen Sprungs zur Parkseite ein Bürgerhaus als adressbildende öffentliche Nutzung und (auch programmatisch) tragendes Fundament anbietet.

Das Wasser des kalten Baches wird durchwegs virtuos thematisiert. Sichtbar bereits in der Fußgängerzone wird der offengelegte Bachlauf entlang der künftigen Kurpromenade an der Dammstraße zum repräsentativen Bachbett ausgearbeitet. Der repräsentativ gefasste Charakter endet – wie logisch – auf Höhe des historischen Wasserbeckens der Kurpark-Terrassen. Im nördlichen Teil des Kurparks erhält das Wasser einen mäandrierenden naturnahen Charakter. Die Wasserflächen laden als wesentlicher Bestandteil der Freianlagengestaltung ein zur Interaktion. Sie finden ihren Abschluss in einem natürlichen Kneipp-Becken und setzen damit einen wichtigen Akzent in Zusammenhang mit dem Bürgerzentrum.

Der Kurpark findet zur Kurbrunnenstraße einen räumlichen und auch funktionalen Abschluss, markiert durch den Vorschlag ergänzender raumbildender Baumpflanzung. Nichtsdestoweniger werden Aspekte der Durchgrünung auch nördlich der Kurbrunnenstraße fortgesetzt und begleiten und stärken die Anbindung an das Frankenberger Viertel.

Der Entwurf liefert ein ganzheitlich durchdachtes Wegenetz, das leistungsfähige Vorschläge insbesondere für die Anbindung und Überwindung der topographischen Kanten unterbreitet. Jeweils begleitet von dem Motiv eines "Auftaktplatzes" gelingt die Anbindung des Kurparks und daran anschließend die öffentliche Durchwegung der Potentialflächen bis in die umgebenden Quartiere. Das Wegenetz wird perspektivisch weitergedacht bis hin zu einem möglichen Südausgang des Hauptbahnhofes.

Das Nutzungsprogramm der Klinik wird durch die gemeinsame Betrachtung der Grundstücke des Klosters, des Klostergartens, der Grundschule und des Marienhospitals städtebaulich klug und behutsam gelöst. Die Gliederung in drei eigenständige Gebäudetrakte und die Höhenentwicklung der vorgeschlagenen Bebauung adressieren die Rücksichtnahme auf die Nachbarbebauung im Quartier. Das Erschließungskonzept sieht für die Klinik-Logistik eine Mehrfach-Andienung von außen vor zugunsten glaubwürdig beruhigter Grünflächen für Aufenthalt im fortgeschriebenen Kloster- und Klinikgarten. In der objektiven Betrachtung ist jedoch klarzustellen, dass diese Lösung nur unter Inanspruchnahme "fremder" Grundstücke außerhalb des Plangebietes gelingt. Insofern bedarf der Entwurfsvorschlag dahingehend, aber auch im Hinblick auf die notwendigen logistischen Verkehre unter den einzelnen Klinikbauten der vertiefenden Überprüfung. Der fünfgeschossige Auftakt an der Michaelsbergstraße entspricht noch nicht den stadtklimatischen Anforderungen des Kaltluftstroms und bedarf einer Weiterentwicklung.

Die architektonischen Bilder, die der städtebauliche Entwurf aktuell anbietet, können die Jury im Hinblick auf die Hochpunkte (Bürgerzentrum, Therapiebereich Klink) nicht überzeugen.

Der Vorschlag der Etablierung eines Thermalbades am Standort Jägerstraße ist mutig und in der programmatischen These zunächst nachvollziehbar. Die Realisierungsfähigkeit wird mit Blick auf die notwendige Investition und die Wirtschaftlichkeit des Betriebs kritisch diskutiert. Bereits angedeutete Überlegungen zu alternativen Programmen wären daher in jedem Fall zu vertiefen.

Die Entwicklung von Wohnnutzungen auf der Schwertbadbrache auch die Neuanlage bzw. Profilierung des öffentlichen Raums an der Benediktinerstraße zu einem Quartiersplatz sind schlüssig, und haben das Potenzial, Grundlage für ein perspektivisch noch zu bestimmendes konkretes Entwicklungsszenario zu werden.

Die denkmalgeschützten Kurpark-Terrassen werden auf ihre Ursprungsgestalt zurückgeführt, was die Erlebbarkeit des Fürstenbades ermöglicht und klärend ergänzt. Das Schulgebäude an der Michaelsbergstraße bleibt im Erscheinungsbild wahrnehmbar.

Konzeptionelle Überlegungen zur Mobilität und zum Umgang mit den zu erwartenden zusätzlichen Verkehren sind ansatzweise vorhanden. Interessant ist dabei der Vorschlag, den ruhenden Verkehr in einer Serie von Parkhäusern ringförmig, um das Plangebiet zu organisieren.

In der Zusammenschau liefert die Arbeit ein überzeugendes Grundgerüst für die angestrebte Erarbeitung des Perspektivplans zur Entwicklung des Kurstandort Burtscheids.