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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2022

Neubau Kirchenzentrum Amriswil (CH)

2. Rang

Preisgeld: 23.000 CHF

Dominik Hutter Architekten GmbH

Architektur

Chaves Biedermann Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Bauingenieurwesen

The Imagery

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt «ORT DER BEGEGNUNG» interpretiert die Struktur der Fassade der neugotischen Kirche und steht ihr als kraftvolles Gegenüber bei. Der kubische, zweigeschossige Baukörper wirkt in seinem architektonischen Ausdruck bescheiden, aber auch sakral. Als reiner Holzbau geplant, übernimmt der Neubau mit seiner sichtbaren tragenden Struktur Themen aus dem Kirchenbau auf und schafft so eine Verbindung zum imposanten Gotteshaus. Zwischen beiden Gebäuden entsteht ein sanfter Aussenraum der die Qualität beider Gebäude bewusst hervorhebt. Gegenüber dem Seiteneingang der Kirche ist der Zugang zum Kirchenzentrum als einfache, reduzierte Box bescheiden markiert. Die räumliche Organisation des Hauses ist exakt aus der Struktur des Holzbaus entwickelt. Das Entrée erschliesst elegant die unterschiedlichen räumlichen Themen im Erdgeschoss, ohne dass sich der Besucher darin verliert. Ein grosszügiges und zweigeschossiges Foyer, welches sich zur Kirche und zum Aussenraum hin öffnet, wird dem grossen Saal vorgelagert. Diese Kombination von Saal und Foyer verspricht attraktive Nutzungsmöglichkeiten in Kombination mit dem Hof zwischen beiden Gebäuden. Die Büroräumlichkeiten im Obergeschoss sind funktional angeordnet und kompakt geplant. Das Untergeschoss wird für die Jugendräume ausgebaut und als Tiefgarage genutzt. Das Besondere an dieser Tiefgarage ist, dass sie seitlich erschlossen wird und an das Haus angedockt ist. Dies erzeugt eine zwar enge, jedoch verkehrstechnisch noch machbare Erschliessung. Die Jugendräume sind entlang der östlichen Längsseite in den Garten und südlich in einen abgesenkten, qualitativ hochwertigen Aussenraum hin orientiert. Die Ordnung der inneren und äusseren Struktur ist bei diesem Projekt beeindruckend konsequent umgesetzt.

Die vielfältigen Funktionen und das vorgegebene Raumkonzept sind im Projekt beispielhaft umgesetzt. Räumlich und funktional sind Saal und Foyer grosszügig und spannend dargestellt. Küche, Sekretariat und Nebenräume im Erdgeschoss funktionieren einwandfrei. Die Jugendräume mit dem dazugehörigen Aussenraum, die weiteren Infrastrukturräume und die Tiefgarage im Untergeschoss sind schlüssig einer Logik folgend angeordnet. Ebenso werden die Büroräumlichkeiten demselben funktionalen Anspruch gerecht.

Das Projekt ist beispielhaft als Holzbau geplant, welcher auf einem massiven Sockel aus Beton steht. Die in den Plänen dargestellte Detailierung in Material und Konstruktion zeugt von einer hohen Fachkompetenz. Die Kompaktheit des Baukörpers und die Konsequenz in der Umsetzung der Konstruktion fördern und vermuten eine wirtschaftliche, nachhaltige Bauweise. Die Gebäudetechnik wird in einer einfachen technischen Ausgestaltung vorgeschlagen und setzt auf bewährter Konzepte, was löblich zu erwähnen ist.

Der Freiraum zwischen Kirche und Neubau wird gegliedert durch den schmalen bestehenden Weg um die Kirche, durch ein mit einer grosszügigen Direktverbindung zwischen Seiteneingang zum Gotteshaus und dem Haupteingang zum Kirchenzentrum geteiltes, leicht nach Osten geneigtes Rasenband und durch den langgezogenen Vorplatz des Neubaus. Die beiden Säuleneichen und die gelb blühende Rosskastanie prägen den Freiraum wie gewohnt. Der Zugang zum Kirchenzentrum erfolgt direkt von der Weinfelderstrasse her, was in der Verzweigung zum Kirchenzugang zusammen mit der Zufahrt neben dem Haus Blumen Iseli zu einer Verunklärung und zu einer Häufung verschiedener Belagsflächen führt. Im Süden des Vorplatzes führt eine grosszügige Treppenanlage auf das untere Friedhofniveau. Dabei wird die Verbindungsrampe zur Terrasse mit dem Gemeinschaftsgrab ausser Acht gelassen. Im Süden des Neubaus liegt ein abgesenkter, den Jugendräumen im Untergeschoss zugeordneter, chaussierter Platz. Dieser wird beidseitig begrenzt durch eine Stampfbetonmauer. Zum Friedhof hin bildet eine frei wachsende Strauchhecke einen Sichtfilter. Die Erschliessung erfolgt ausschliesslich über das Gebäude, oder, den Plänen nicht klar entnehmbar, durch die Strauchhecke vom Friedhof her. Die Verfasser schlagen vor die Rampe zur Tiefgarage etwas versteckt entlang der nördlichen Fassade des Neubaus, von Osten her erschlossen, zu erstellen. Dadurch kann der in anderen Projekten vorgeschlagene unschöne Terraineinschnitt direkt an der Weinfelderstrasse vermieden, die Zuordnung der Aussenparkplätze geklärt und die Verlockung zur Nutzung der Tiefgarage durch Unbefugte reduziert werden. Ausserdem wird die Stauraumproblematik an der Kantonsstrasse her elegant entschärft. Das Projekt überzeugt durch seinen starken architektonischen Ausdruck, die konsequente Haltung in Konstruktion und Funktion sowie im Gesamten in der eindrücklichen Umsetzung der Aufgabe. Die vorgeschlagene, seitlich angeordnete Tiefgarageneinfahrt ist als alternativer Ansatz besonders zu würdigen. Bedauerlicherweise wird das Projekt seinem selbst gewählten Namen «ORT DER BEGEGNUNG» mit seiner nüchternen, wenig einladenden Haltung zu wenig gerecht.