Neubau Besucher- und Informationszentrum Biosphärengebiet Schwarzwald in Todtnau

Der freistehende Baukörper stellt in Größe und Anmutung eine der speziellen Nutzung angemessene Ergänzung in Zentrum von Todtnau dar. Die leichte Verdrehung gegenüber den angrenzenden Straßenräumen schaffen Spannung und Orientierung insbesondere Richtung Rathaus.

Mit der Wahl und Ausrichtung der Sheddächer gelingt es, den Straßenzug der Freiburger Straße in der richtigen Dimension zu ergänzen und gegenüber dem Rathausplatz ein „Gesicht“ auszubilden. Allerdings wird es eine Aufgabe sein, die Sheddächer bzw. Kehlen angesichts der in Todtnau möglichen Schneelasten konstruktiv zu bewältigen.

Die Ausbildung der erdberührten Bauteile in Beton und der aufgehenden Geschosse in Holzständerbauweise wird positiv gesehen, jedoch scheint der konstruktive Holzbau – vor allem unter Berücksichtigung der Höhenlage im Schwarzwald - noch nicht bewältigt.

Demgegenüber lassen die vorgeschlagenen Materialien und die Belichtungen über Fassade und Sheds ein freundliches Raumerlebnis erwarten.

Die innere Organisation des Besucher- und Informationszentrums wurde gut gelöst. Die Funktionen sind klar geordnet und die Haupterschließungstreppe ist bescheiden, aber funktional. Die Anordnung der Seminar- und Vortragsbereiche im EG wird positiv gesehen und bietet die Möglichkeit, differenzierte Nutzungszeiten zu realisieren. Insbesondere die Freiheiten der multifunktional und flexibel gestaltbaren Ausstellungsbereiche in den Ebenen 1 und 2 lassen hohe Flexibilität und variable Ausstellungskonzepte zu. Die Befensterung und Verdunkelung der Ausstellungsbereiche sind zu prüfen. Die Gastronomie muss bezüglich Lage, Ausgestaltung, Toiletten und Zugang überarbeitet werden, Nutzung außerhalb der Ausstellungsöffnungszeiten ist herzustellen, ohne dass Besucher in die Ausstellungsbereiche gelangen.

Zu überprüfen sind die hinter der Fassade eingeschnittenen Loggien, vor allem im Hinblick auf ihre Dimensionierung (Café hinter Lamellenstrukturen – Mini-Loggia in Ausstellungsebene E 2) und den damit verbundenen Mehrwert. Das BackOffice am Tresen ist gut gelöst, hier muss statt dem Lager auch der Hausmeisterraum positioniert und gleichzeitig die akustische Abschirmung des Tresens verbessert werden. Eine Besuchervereinzelungsanlage in Sichtbereich des Tresenpersonals ist vorzusehen.

Die Jury sieht hier einen Entwurf mit guter Funktionalität und hoher Besucherfreundlichkeit. Inwieweit die angebotenen Außenbereiche in das Ausstellungskonzept eingebunden und den Besucher:innen bereitgestellt werden können, erschließt sich der Jury nicht. Ebenso wird kritisch angemerkt, dass sich der Baukörper weit in den Hang schiebt.

Die flexiblen Räume für die Ausstellung funktionieren gemäß Ausstellungsvorkonzept. Die Außenfassade bietet eine Schwarzwaldhaus-Anmutung. Die Freiflächen bieten originelle Konzeptbezüge und dürften somit neben dem ästhetischen Aspekt in pädagogische Programme einbeziehbar oder auch als Rückzugsflächen nutzbar sein. Der Bau wirkt zu massiv (Image Biosphärengebiet?). Es wäre hilfreich, wenn Fensterflächen flexibler setzbar wären. Das Café befindet sich im 1. Stock, Außenbereich nur über Terrasse.

In energetischer und gebäudetechnischer Sicht zeigt der Entwurf gravierende Schwächen, Energiekonzept und Angaben zur Gebäudetechnik sind sehr knappgehalten, Technikflächen sind nicht erkennbar. Die Energieverbräuche für Wärme und Kälte liegen deutlich über dem Sollwert. Die Nutzung der PV-Flächen auf den Sheds erscheint aufgrund zu erwartender Verschattungen erschwert.

Auch wenn der Entwurf in einzelnen Bereichen Schwächen zeigt, scheinen diese im Rahmen einer vertieften Planung heilbar. Insgesamt ist der Entwurf in seiner städtebaulichen und architektonischen Ausgestaltung gut geeignet, ein markantes und mit hohem Wiedererkennungswert belegtes Signet für das Biosphärengebiet Schwarzwald zu werden.