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Studienauftrag | 02/2022

Uni-Quartier Dreispitz in Münchenstein (CH)

Teilnahme

Diener & Diener Architekten

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

IBV Hüsler AG

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Beitrag des Teams um Diener & Diener Architekten entsteht mit einer Assemblage von Solitärbauten eine neue, markante Silhouette an der Frankfurt-Strasse. Die Neubauten spannen vom Schaulager bis zum Kunsthaus Baselland einen neuen Stadtraum auf. Sie werden durch eine Folge von sorgfältig entwickelten Aussenräumen unterschiedlicher Prägung begleitet. Die ehemaligen Gleisanlagen entwickeln eine stadt- und landschaftsräumliche Qualität. Es entsteht eine baumartige Figur, die im Süden gebündelt ist und sich gegen Norden immer weiter verästelt.


Zur besseren Vernetzung mit der Umgebung ist eine zweite Passerelle zu den Merian Gärten vorgesehen. Die Verbindung Richtung Süden zu den Schulen soll aufgewertet werden. Zur inneren Vernetzung wird die Struktur der Gleisfelder aufgegriffen und weitergeführt. Diese bilden als verwilderte Gleisachsen mit Pionierpflanzen wie Kiefern und Birken die Grundstruktur des Freiraums. Das alte Stellwerk wird als Café oder als Kindertagesstätte weiter genutzt. Der südöstliche Teil des Perimeters ist vorwiegend als Grünraum gestaltet, der nordwestliche Teil weist einen mineralischen Bodenbelag auf. Die Dachflächen sollen als begrünte Flächen aktiviert werden.


Gegenüber dem Kunsthaus Baselland im Norden entsteht zusammen mit der bestehenden TransBona-Halle (ehem. BonaTrans-Logistik) und einem neuen Gewerbehaus ein kleinmassstäbliches «Pleinair Atrium», das vielfältig bespielt werden kann.


Die Universität erhält ein repräsentatives Gebäude entlang der Frankfurt-Strasse mit einer Loggia zum Universitätsplatz. Schwerpunkt des Fakultätsgebäudes ist die Bibliothek im Piano nobile mit dem doppelgeschossigen Lesesaal. Gegenüber befindet sich ein Haus mit einem offenen Erdgeschoss sowie Wohnungen und Ateliers für Studierende in den Obergeschossen. Dieser mit einem Baldachin gedeckte Ort dient als Interaktionsort für Freiluftveranstaltungen. 


Das Zentrum bildet das SCCB mit einem Konglomerat von Hallen, die zwischen den verschiedenen Richtungen des Bestandes vermitteln. Mit den leichten, lichtdurchlässigen Fassaden erinnern sie an Festbauten. Der anschliessende Wohnturm und das Wohnhaus am Park für studentisches Wohnen schliessen den Reigen der Solitäre entlang der Frankfurt-Strasse. 

Im Ideenperimeter sind vier autonome Felder vorgesehen, welche von den bestehenden Eigentumsverhältnissen und den charakteristischen Bestandsbauten ausgehen. Am Knotenpunkt werden die Felder mit hohen Gebäuden verdichtet. 


Zur Begrenzung und Reduzierung der Verschattung beschränkt sich die Studie auf ein Hochhaus und bleibt ansonsten unter der Traufhöhe von 30 Metern. Das Hochhaus verschattet nur die Räume des SCCB im Zentrum der Anlage, tangiert aber die Studierendenwohnungen im Süden und das Universitätsgebäude im Norden nicht.

Das Universitätsgebäude weist für Schulnutzungen an der Nord- und Westfassade Überschreitungen des Immissionsgrenzwertes auf. An der Westfassade des Gewerbehauses sind die Immissionsgrenzwerte für Büronutzungen überschritten. 


Das Erschliessungskonzept ist nachhaltig und zukunftsweisend konzipiert. Die Taxivorfahrt und die Logistikanbindung sind konzeptionell gut angedacht. Es sind genügend Autoabstellplätze vorgesehen, die Anzahl Veloabstellplätze ist jedoch zu knapp bemessen.


Die Gebäudemassen im westlichen Bereich sitzen am Rand des Perimeters und geben in der Mitte einen grossen grünen Eingangsbereich Richtung Süden frei. Dieser freie Zugang für eine Durchlüftung wird auch entlang der Helsinki-Strasse in Form des dreigeschossig aufgeständerten Baldachinhauses konsequent weiterverfolgt. Der Rücken nach Westen zeigt leider nur schmale Zwischenräume für eine nächtliche Durchlüftung vom Bruderholz her. Durch die begrenzte Höhe insbesondere des SCCB kann aber in der Mitte kühle Luft auch ins Zentrum einströmen. Moderate Gebäudetiefen erlauben eine natürliche Belichtung und Belüftung der meisten Räume. 


Der Beitrag zeichnet sich durch eine sorgfältige Komposition mit unterschiedlichen Typologien aus. Die verschiedenen Gebäude und Aussenbereiche sind präzise ausformuliert sowie auf den Ort in adäquater Massstäblichkeit und spezifisch ausgerichtet. Der Auftritt des Universitätsgebäudes ist repräsentativ. Daneben vermag das SCCB jedoch als Gelenk und zentraler Schwerpunkt nicht zu überzeugen. Während die Durchlässigkeit von Ost nach West durch die starke Kante entlang der Frankfurt-Strasse beeinträchtigt wird, hat das Scharnier zum Ideenperimeter mit dem ausgedehnten Stadtpark grosses Potenzial. Das Beurteilungsgremium ist insbesondere vom Bebauungskonzept des Ideenperimeters überzeugt. Der Vorschlag ist robust und eignet sich für unterschiedlichste Transformationsszenarien.