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Award / Auszeichnung | 06/2022

Architekturpreis der Architektenkammer Thüringen 2022

Kirchenburg Walldorf

Kirchenburg Walldorf

Wiederaufbau Kirchenburg Walldorf

DE-98639 Meiningen OT Walldorf, Pfarrgasse 7

Preis

Karsten Merkel Freier Architekt

Architektur

Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA PartGmbB

Architektur

Kirchenburg Walldorf

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 05/2019

Projektbeschreibung

Komplexer Wiederaufbau nach Brand und Neugestaltung des Innenraums

Ein Brand hat 2012 die Kirche bis auf ihre Außenmauern total zerstört.

Rasch wurde der Entschluss zum Wiederaufbau des Gotteshauses in der Kirchenburg auf dem Bergsporn in Walldorf gefasst, um dem Verlust zu begegnen und den Ort lebendigen Kirchenlebens zu gewähren und auszubauen.
In diesem Verständnis haben Kirchgemeinde, Landeskirche, die Gemeinde Walldorf und der neu gegründete Förderverein Initiative ergriffen bzw. Unterstützung geboten, traditionell und glaubensbezogen Raum zu wahren und darüber hinaus verbindende Veranstaltungen (weltlich wie kirchlich) zu pflegen. Bemerkenswert ist unter Wahrung der Bestandserhaltung das Spektrum vielfältiger Nutzungen der gesamten Kirchenburg als Biotopkirche, Kinderkirchenburg, Radwegekirche, Veranstaltungsort und Ausdruck des Glaubensbekenntnisses.

Die archäologischen Spuren geben Hinweise zur Nutzung seit der Keltenzeit.

Der Kirchenbau in seiner Gestalt bis zum Brand geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Obschon der Kirchenbrand 2012 als einschneidendes Ereignis - für die Gemeinde und Kenner der Kirchenburg Walldorf - und die gravierenden Beschädigungen substanzielle und idielle Verluste für den Ort bedeuten, liegt in der Entscheidung der äußerlichen Rekonstruktion auch eine unverhoffte Chance in der inneren Neuordnung in Fügung mit dem wertvollen Alten - baulich wie inhaltlich.
Es ist gelungen, in einem gemeinsamen Prozess neben der Rekonstruktion der Kirchenburg für den Innenraum ein neues Konzept im Thema der „Spurensuche“ um zusetzten. Und das meint, dass sich in allem Neuen auch das Historische, vielfältig Geschichtliche wiederfindet - dass sozusagen das Vergangene weiterlebt ... mal subtiler, mal deutlicher wie bspw. in der Fenstergestaltung, in den archäologischen Spuren der Fußbodenteilung, in der alten Form der neuen Kanzel, in den Konturen der Emporen im Deckenspiegel oder auch in den wiederverwendeten Brandbalken in Altar, Taufe und Pult. Umgesetzt wurde ein architektonisches Konzept, das den Vorstellungen der Gemeinde nachhaltig und langfristig Raum bietet im Verbund mit ausführenden Firmen und Künstlern, die hier mitwirkten und die Kirche mit der unglaublichen Vielfalt der Ideen zu einem Gesamtkonzept in außerordentlicher Qualität haben entstehen lassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kirchenburg Walldorf wurde 2012 durch einen Brand bis auf ihre Außenmauern zerstört. Damit wurde auch die Gestalt des Innenraums genommen, der bis auf das 16. Jahrhundert zurückging. Der Entschluss zum Wiederaufbau wurde schnell gefasst, Pfarrer Berlepsch: „Als Christen glauben wir nicht an Zufälle. Allerdings glauben wir auch nicht, dass dieser katastrophalen Vernichtung von einmalig gewachsenem Kulturgut ein höherer Sinn innewohnt. Umso mehr ist uns bewusst, dass wir dem Wiederaufbau unserer Kirchenburganlage einen nachhaltigen Sinn geben sollten.“ Und genau dies ist in außerordentlicher Weise gelungen. Das Gebäude wurde äußerlich rekonstruiert, das Wahrzeichen Walldorfs damit ortsbildprägend beibehalten, jedoch im Innenraum konzeptionell völlig neu gedacht. Die durch den Brand offengelegten Spuren der etlichen Überformungen und Umbauten der Kirchenburg wurden bewusst sichtbar gemacht, mal subtiler, mal deutlicher wie beispielsweise in der Fenstergestaltung, in den archäologischen Spuren der Fußbodenteilung, in der alten Form der neuen Kanzel, in den Konturen der Emporen im Deckenspiegel oder auch in den wiederverwendeten Brandbalken in Altar, Taufe und Pult. Es ist ein spielerischer und leichter Raum entstanden, nicht mahnend und Respekt einflößend. Er ist hell und bunt, einfach, aber detailreich, neu, aber voller Geschichte. Es ist bewundernswert, wie es den Beteiligten aus Kirche, Gemeinde, Architektur und Kunst gelungen ist, die zitierten Worte von Pfarrer Berlepsch mit Leben zu füllen.