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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2020

Eingangspforten Sempach, Fokus Luzerner Tor

Visualisierung von der Luzernerstrasse

Visualisierung von der Luzernerstrasse

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Salewski Nater Kretz AG

Architektur

Büro Dudler

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden lesen den Stadtkörper als kompakte Innenwelt, die von einem grünen Baum- und Wiesenband umgeben ist. Dieses umhüllt die Stadt, schafft einen informellen Distanzpuffer und bietet kleine Aufenthaltsorte und informelle Gärten an. Der Projektvorschlag versucht, die aussenräumliche Klärung vor der Stadtbefestigung voranzutreiben, die mit dem Abriss des alten Postgebäudes begonnen hat. Die freien Flächen rund um die Altstadt werden mit hainartig angeordneten Obstbaumpflanzungen besetzt. Vor dem Hexenturm werden die an der Hildesriederstrasse liegenden Gebäude vorschlagsweise mit Neubauten ersetzt, um diese Idee der Offenheit zu betonen.

Mit der Wahl von Obstbäumen ist eine naheliegende, selbstverständliche und auch historisch richtige Baumwahl getroffen worden. Die Obstbäume bieten Gewähr, dass die Durchsicht auf die Stadt gewährt und die räumliche Durchlässigkeit gross genug bleibt. Ein einfacher Rundweg macht den «grünen Ring» erlebbar, immer unter Wahrung der nötigen Distanz zur Stadtmauer. Die leicht mäandrierende Wegführung verspricht angenehme und abwechslungsreiche Blickpunkte, Begegnungen, Spaziergänge aus der Stadt und um die Stadt.

Die Konzeption setzt Teilräume und die einzelnen Elemente erfolgreich in einen Gesamtkontext. Wie in einem Massnahmenpaket werden die Themen benannt und deren Möglichkeiten ausgeführt. Alle Ideen, Vorschläge und Themen stehen in Relation zueinander und sind soweit ausgebildet, dass sie einerseits Spielraum für geeignete Interpretationen lassen aber auch nie zu aufdringlich werden. Sie respektieren immer den Gesamtkontext und wollen zu einer verständlichen, lesbaren Ganzheitlichkeit beitragen. Dabei wird auf dem Bestehenden aufgebaut. Sowohl Grundstückgrenzen als auch Wegsysteme leiten sich aus dem Bestand ab, sind aber neu interpretiert oder so angelegt, dass sie besser passen könnten. Selbst die Beleuchtung wird in ihrer Konzeption fortführend weiterentwickelt. Inszeniert wird dort, wo es Sinn macht. Mit den Vorgaben aus der Strassenbeleuchtung wird funktional gearbeitet. Die innere Situation im Städtli soll konsequent ergänzt werden. Die Aufenthaltsqualität wird mit einer Weiterführung der Begegnungszone vor die Stadttore gezogen. Insbesondere vor dem Luzerner Tor stellt die Jury bei allen Arbeiten des Wettbewerbes fest, dass diese Ideen noch Konfliktpotential in sich tragen und überarbeitet werden müssen.

Das Projekt der Kantonsstrasse wird im Grundsatz übernommen, gestalterisch aber stark gestrafft. Die Bushaltestelle steht als präzises Raumelement für ihre Brückenfunktion. Die gesetzten Übergänge und die spezifisch begrünten Inseln betonen dies explizit. Die Treppenanlage zum Pausenplatz soll die Beziehung ebenfalls aufnehmen. Der Jury geht diese Betonung aber zu weit, weil die Ausrichtung der Treppe den Aspekt der Sicherheit zu wenig berücksichtigt. Die begrünte Mittelinsel sowie die Insel in der Schulhauskurve gewähren eine klare und sichere Verkehrsführung auf der Luzernerstrasse und schaffen Raum in der Strassenmitte für den in der Kurve ins Städtli links abbiegenden Velo- und Autoverkehr sowie für schützende Mittelinseln bei den Fussgängerübergängen auf der Luzernerstrasse. Überzeugend ist auch die konsequente Anordnung der nicht überholbaren und somit sicheren Fahrbahnhaltestellen mit Mittelinsel und Fussgängerquerungen an beiden Enden. Auf der Luzernerstrasse wird der Verkehr im Mischverkehr geführt. Gut gelöst auf der Rainerstrasse ist der bergwärts fahrende Veloverkehr mit einem abgesetzten Radstreifen bzw. kombinierten Fuss- und Veloweg. Damit wird die Strassenfläche der Rainerstrasse reduziert, was zu tieferen Geschwindigkeiten für die abwärts fahrenden Autos beitragen kann. Der vorgelagerte Velostreifen um die Schulhauskurve steht allerdings im Konflikt mit den Schleppkurven von Lastwagen und Bussen.

Das Aufheben des Fussgängerstreifens auf der Rainerstrasse beim Guldoldingerweg inkl. Verlegung dieses stark frequentierten Schulweges in Richtung Städtli eliminiert zwar einerseits die Problematik der knappen Sichtverhältnisse auf den Fussgängerübergang. Andererseits genügt die alternative Führung der Schulkinder durch die Begegnungszone bei der unübersichtlichen Situation vor dem Luzerner Tor den Anforderungen einer ausreichenden Schulwegsicherheit nicht. Die Neuausrichtung der Schulhaustreppe direkt auf den Fussgängerstreifen Luzernerstrasse birgt neues Gefährdungspotential.

Mit dem Projektvorschlag aneignender Einfachheit werden die Fahrbahnen der Strassenkurve präzis mit einer Verkehrsinsel geteilt. Der darauf gesetzte Wegweiser fokussiert und sammelt die vielen Informationen auf einen Ort. Damit drückt die Konzeption ein weiteres Mal aus, dass sie es auf eine Einfachheit, Klarheit und auf die Entrümpelung der Aussenräumlichkeit abgesehen hat. Mit diesem Wegführen von übergestalteten und auch überfüllten Räumen lenkt die Konzeption den Blick auf das Wesentliche. Die Kontur der alten Stadtbefestigung, die Aufenthaltsräume und auch die Übersichtlichkeit und Sicherheit profitieren davon.

Das Beurteilungsgremium würdigt die konzeptionelle Klarheit des Vorschlages und seine wohltuende Einfachheit und Selbstverständlichkeit. Der vorgeschlagene Projektansatz ist gut ergänz- und etappierbar und dürfte über einen langen Zeitraum stabil und immer selbsterklärend bleiben. Die Konzeption erlaubt, wenn auch mit Anpassungen, eine gute Machbarkeit bzw. Umsetzbarkeit. Sie lässt vieles zu und kann auf wichtige Aspekte eingehen, die eine nachhaltige Weiterentwicklung fordern wird.

Visualisierung von der Rainerstrasse bei Dämmerung

Visualisierung von der Rainerstrasse bei Dämmerung

Luzerner-Tor

Luzerner-Tor

Gesamtidee Eingangspforten

Gesamtidee Eingangspforten

Gesamtkonzept

Gesamtkonzept