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Offener Wettbewerb | 12/2022

Siedlung „Am Wienerfeld West“ in Wien (AT)

Am Wienerfeld West

Am Wienerfeld West

1. Rang / Zuschlag / Zur Weiterbearbeitung empfohlen

WUP architektur

Architektur

FCP Fritsch, Chiari & Partner ZT GmbH

Bauingenieurwesen

DnD Landschaftsplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Wettbewerbsprojekt zielt auf die Umsetzung eines ökologisch und sozial nachhaltigen Leuchtturmprojekts ab.
Grundlage für die neue Siedlung „Am Wienerfeld West“ sind kompakte, vorgefertigte Wohnhäuser in Holz-Hybrid-Bauweise. Dabei werden im Wesentlichen nur zwei Haustypen auf den Bauplätzen angeordnet und miteinander kombiniert.

Die Wohnungen reagieren auf sich ändernde Lebensumstände und sind somit langfristig gut nutzbar. Durch Zimmer mit zwei Zugängen und Schiebewänden entstehen zusätzliche Nutzungsbereiche innerhalb der Wohnung.
Die funktionierende Nachbarschaften gewährleisten ein wertvolles Wohnumfeld und fördern gemeinschaftliches Handeln (Tauschen, Teilen, gegenseitige Nachbarschaftshilfe, Kinderbetreuung, Fahrgemeinschaften, etc.). Die Flexibilität und Vielfältigkeit der Wohnungen fördern die Diversität der Bewohner:innen und schaffen ein respektvolles und integratives Miteinander.

Die ökologische Nachhaltigkeit umfasst neben dem Einsatz von nachhaltigen Materialien eine kurze Bauzeit, Kreislaufwirtschaft und einfache Rückbaubarkeit, den geringen Einsatz von grauer Energie, wenig versiegelte Flächen, Erdkerne und die Schaffung von Mikroklimata.

AUSSTRAHLUNG INS QUARTIER
Ein Quartierszentrum mit Gemeinschaftsraum und Kinderspielraum wird im nördlichen Bereich der Baufelder platziert.
Als Pendant im südlichen Bereich - an städtebaulich markanten Stellen - sind öffentliche-/Nicht- Wohnnutzungen angedacht.
Der Freiraum schafft eine breite wohnungsbezogene Mittelzone die sehr natürlich, mäandrierend das gesamte Quartier in Nord-Süd Richtung durchzieht.

Die Bestandsbäume werden erhalten. Kleinkinderspiel und Aufenthaltsflächen sind in die Mittelzone eingewoben. Pergolen, die aus den Holzbalken der Abbruchgebäude konstruiert werden beinhalten auch gemeinschaftlich nutzbare Räume wie Waschküchen, Gerätehütten und Gartenlauben.

VERKEHRSBERUHIGUNG / MOBILITÄT
Eine Verbreiterung der Vorgartenzone in der Franz-Schreker-Gasse/ Verschmälerung der Fahrgassenbreite - analog zur Parallelstraße, der Berthold-Viertel-Gasse - wird angestrebt.

PRIVATE FREIFLÄCHEN
Qualitative, private Freiräume werden in allen Geschossen angeordnet: Private Gärten mit Gartenlaube im Erdgeschoss, Balkon und Gartenterrasse im Obergeschoss und im Dachgeschoss gibt es Dachterrassen.
Wohnen beginnt nicht erst bei der eigenen Wohnungstür, sondern beim sozialen Umfeld.

Der Erschließungsbereich der einzelnen Wohnhäuser wird daher als „Gemeinschaftsbassena“ ausgebildet. Die „Gemeinschaftsbassena“ fungiert als übergreifende Kommunikationszone und fördert kleinteilige Nachbarschaften. Die Erschließung selbst wird somit zum Ort der Interaktion und Begegnung. Hier findet sich Platz für eine große Gemeinschaftstafel und Beete fürs Garteln. Feste werden hier veranstaltet und zufällige Begegnungen sind selbstverständlich.

Drei bis vier Wohneinheiten pro Geschoss sind dabei die ideale Voraussetzung für funktionierende Stockwerksgemeinschaften, zwölf Wohnungen an der Bassena bilden sehr gute Hausgemeinschaften.

GRÜNE BRÜCKEN
Gartenseitig werden den Häusern „grüne Brücken“ vorgelagert. Diese baurechtlich als Nebengebäude interpretierten Bauteile dienen den Bewohner:innen des Erdgeschosses als Gartenlauben, den Bewohnern des Ersten Stocks als großzügige Freiflächen, die wie Gärten genutzt werden können.

GEMEINSCHAFTSPERGOLEN
In der Mittelzone ist eine Gemeinschaftspergola geplant, die unterschiedliche Nutzungen für die Allgemeinheit beinhaltet (Waschküchen, Spielzonen, Sitzbereiche, Gartengeräte, etc.). Errichtet wird sie größtenteils aus recycelten Materialien der Bestandsgebäude: Dachbalken, Ziegel, Fenster, Türen, etc. Dies bedeutet Kreislaufwirtschaft in der besten Form und hat auch einen wichtigen emotionalen Wert: die Bestandsgebäude leben somit in einer neuen Form weiter.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt überzeugt durch seine ganzheitliche, klare und integrale Durcharbeitung. Die Baukörper werden in zwei- und dreigeschossige Kuben aufgelöst, in die ein offener Raum eingeschoben ist. Damit entsteht eine selbstverständliche und attraktive Gliederung der Gebäudemassen.

In den Einzelbaukörpern werden die Wohnungen um diesen offenen Raum, die „Gemeinschaftsbasena“ organisiert. Der Vorschlag dieses Elements als Ort der Interaktion für die Stockwerksgemeinschaften, wo zufällige Begegnungen die Bildung einer Hausgemeinschaft mit 12 Wohneinheiten unterstützen ist überzeugend formuliert und wird sehr positiv gesehen.

Die Bassena ist teils offen, teils verglast und orientiert sich zu den Erschließungsstraßen In der Aneignung durch die Bewohnerinnen kann jedes Haus seine ganz spezifische Adresse gestalten.

Der Freiraum ist mittels Querwegen und mittiger Grünzone mit langen Pflanzstreifen gegliedert, sodass eine Vielfalt von Raumangeboten geschaffen wird - ausgehend von einem Kinderspielbereich und Selbsterntebeeten im Norden nach Süden. Spielbänder und Pergolen mit diversen Funktionen erweitern diese gemeinschaftliche Zone im Freien.

Jeder Wohnung ist eine sogen. grüne Brücke vorgelagert, die im Erdgeschoss als Laube, im 1. OG als Terrassenfläche dient und von der warmen Gebäudekubatur entkoppelt ist. Alle wohnungszugeordneten Freibereiche können ohne Einschnitte in die thermische Hülle einfach und qualitätvoll umgesetzt werden.

Funktionen, soziales Konzept, Modulare Bauweise, Tragstruktur und Brandschutzkonzept wurden integral und kohärent gemeinsam entwickelt. Außenwände und Innenwände sind als Holzskelettwände ausgeführt, die Decken als Holzhybriddecken. Auf diese Weise wird ausreichend Speichermasse geschaffen und die Decke kann als Flächentemperierungssystem sommers wie winters verwendet werden. Der STB wird auf die Bereiche reduziert, in denen er seine Stärken ausspielen kann.

Die Wirtschaftlichkeitsparameter des Projektes liegen in einem sehr guten Bereich.

Zusätzlich wird auch auf den Rückbau der bestehenden Gebäude eingegangen und die Wiederverwendung von recycelten Materialien angedacht.