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Einladungswettbewerb | 02/2020

Rösslimatt Baufeld B+C, Luzern

1. Rang / 1. Preis / Zur Weiterbearbeitung empfohlen

Preisgeld: 45.000 CHF

Demuth Hagenmüller & Lamprecht Architekten

Architektur

Alessandra Villa Architektur

Architektur

WaltGalmarini AG

Bauingenieurwesen

Aicher, De Martin, Zweng AG

TGA-Fachplanung

Boess SYTEK AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden schlagen als Auftakt für das Quartier Rösslimatt einen neuen Stadtbaustein vor, der die Baufelder B und C in einem differenzierten und vielschichtigen Gebäude zusammenfasst. Ein steinerner Sockel bildet die Basis des Gebäudes. Die darüber liegenden, transparenten Bürogeschosse werden von einem Kleid aus Glas und Metall umhüllt und stellen so die Verbindung zwischen innen und aussen her. An den Stirnseiten und über der zweigeschossigen Passage springt die Glasfassade zurück und schafft grosszügige, vertikal begrünte Balkonzonen für die Mitarbeitenden.

Zum Platz und zum Park werden Arkaden ausgebildet von denen die dort angesiedelten publikumsorientierte Nutzungen wie Cafés und Verkaufsläden profitieren. An den Längsseiten sind weitere Gewerbeflächen für Einzelmieter vorgesehen. Der Eingang zur Lobby des Hauptmieters an der Bürgenstrasse bietet die Möglichkeit einer repräsentativen Adressbildung. Die Tiefgarage im ersten Untergeschoss ist von der Bürgenstrasse erschlossen, die Anlieferung erfolgt von der Gütergasse aus in der Gasse zwischen den Baufeldern B und C. Rund um das Gebäude und im Durchgang befinden sich Veloabstellmöglichkeiten und eine Station für Velo-Sharing, entlang der Bürgenstrasse sind Besucherparkplätze und Stellplätze für Car-Sharing angeordnet. Der zweigeschossige Durchgang auf Stadtebene trennt den Baubereich B und C. In den darüber liegenden Geschossen befinden sich in dieser Schicht Schaltzonen mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten, die je nach Flächenbedarf dem einen oder anderen Gebäudeteil zugeschlagen werden können.

Im ersten Obergeschoss über der Lobby liegen die Sondernutzungen des Hauptmieters. Der nach Südosten gelegene Konferenzbereich mit Bar, Restaurant und Küche lässt sich auch in kleinere Einheiten unterteilen und hat einen direkten Zugang zur Balkonschicht Richtung Park. Die geplante Raumhöhe steht der angestrebten Flexibilität aber entgegen. In den weiteren Geschossen liegen die Arbeitsflächen entlang der Aussenfassaden. Das Stützenraster von 8.10 x 8.10 m lässt eine flexible Anordnung der Arbeitsplätze in unterschiedlichen Gruppengrössen zu. Eingestreut werden unterschiedliche Rückzugsboxen für Telefon-, Fokus- und kleinere Meetingarbeitsplätze. An den Stirnseiten des Gebäudes befindet sich auf jedem Geschoss eine Lounge oder Coffee Points. Diese Anordnung steigert den Nutzwert der Balkonschichten. Im Attikageschoss befinden sich ebenfalls Arbeitsplätze. Die Coffee Points profitieren hier vom direkten Zugang zu den grossen, teilweise überdachten Dachterrassen. Das organisatorische Zentrum des Gebäudes bildet das vom Erdgeschoss bis zur Attika durchgehende Atrium. Es verbindet die Ebenen und bietet mit den umlaufenden Galerien und Ausweitungen Zonen für Erholung und informelle Treffen. Durch Glaswände ist der Innenhof von den Arbeitsflächen akustisch getrennt. Ob die wenigen Öffnungen im Dach genügend natürliches Licht bis in die unteren Geschosse zulassen und so die inneren Arbeitsplätze ausreichend belichten ist zu prüfen. Die Townhall hat grosses Potential bezüglich Lage und Grösse. Das Weglassen der Freitreppe im Erdgeschoss würde die Nutzbarkeit erhöhen.

Das Erdgeschoss mit Natursteinverkleidung erzeugt das Bild eines tragfähigen Sockels für die feingliedrigen, gläsernen Geschosse darüber. Mit der raumhohen Verglasung im ersten Obergeschoss werden die dahinterliegenden Funktionen nach aussen getragen. Da dort Arbeitsräume angeordnet sind, ist diese hohe Transparenz noch zu überprüfen. In den weiteren Geschossen stehen öffenbare Aluminiumfenster auf einer Brüstung, wodurch die unterschiedliche Nutzung der Geschosse an der Hülle ablesbar wird. Die Aluminiumverkleidung der Brüstungen widerspricht jedoch dem Ausdruck des gläsernen Körpers. Als verbindendes Element wird der Glasfassade ein grossmaschiges Gitter aus vertikalen und horizontalen Aluminiumprofilen vorgehängt. Mit dem stufenweise vergrösserten Abstand zur Fassade entsteht eine horizontale Betonung des Gebäudes. In der Weiterbearbeitung ist zu prüfen, ob die Anforderungen an ein 2'000-Watt-Areal mit dieser Glasfassade eingehalten werden können.

Die statische Struktur aus vorfabrizierten Betonstützen mit Sichtbetonflachdecken und drei aussteifenden Kernen gewährleistet eine hohe Nutzungsflexibilität. Das erste Untergeschoss mit Einstellhalle entspricht dem Fussabdruck des Gebäudes und ermöglicht eine effiziente Lastabtragung. Das zweite Untergeschoss führt aber in diesem Baugrund zu erheblichen Mehrkosten und ist zudem nur mit sehr grossem Aufwand und Risiko zu erstellen. Es wird dringend empfohlen in der Weiterbearbeitung auf das zweite Untergeschoss zu verzichten. Die Haustechnikerschliessung mit allen Medien erfolgt über die drei Kerne zu Anschlusspunkten oder Ringleitungen auf jedem Geschoss. Die Feinverteilung erfolgt mieterseitig nach Bedarf.

Das Projekt «The Future Is Un / Written» überzeugte die Jury durch seine offene, klare und fein differenzierte Haltung zur Stadt, einerseits über den Ausdruck der Fassade und andererseits durch die Adressbildung und Anordnung der Nutzungen. Das Bürogebäude bietet mit seiner Erdgeschosseinteilung gute Voraussetzungen für publikumsorientierte Nutzungen und trägt dadurch zur Belebung des Stadtraums bei. Im Innern wird neben einer grossen Flächeneffizienz und Nutzungsflexibilität eine identitätsstiftende, attraktive Arbeitswelt geschaffen, die durch klug angeordnete, die Arbeitsplätze nicht störende Kommunikationszonen bereichert wird. Die begrünten Balkonschichten sind nicht nur ein Mehrwert für die Mit arbeitenden, sondern sind Teil des leichten Fassadenausdrucks, der in diesem städtischen Umfeld erfrischend wahrgenommen wird.