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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2023

Erweiterung Kindertagesstätte Beuren

Blick in den Innenhof

Blick in den Innenhof

2. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Grundsätzliche Angaben zur gestalterischen Konzeption
- eingeschossige Erweiterung der Kita als Ringschluss zwischen Bestand und Erweiterung
- Umlaufendes Erschließungsprinzip eröffnet langfristige Reaktionen auf Veränderungen und zeitgemäße
pädagogische Konzepte
- gleichmäßiges modulares Wechselprinzip aus Gruppenräumen mit zwischengeschalteten Nebenräumen
schafft klare Strukturen und das Potential von Nutzungsvarianz
- Gruppenräume bilden sich auch im äußeren Erscheinungsbild rhythmisch und durch die
Satteldachüberhöhungen ab
- großzügige Verglasungen zum Freibereich und zur Spielflurzone erlauben Verknüpfungen,
Raumerweiterungen, aber auch Abgrenzungen der Raumzonen
- der große, zusammenhängende Außenbereich wird gegliedert in einladenden Eingangsbereich nebst
großzügiger Überdachung (Veranda), in abgeschirmten Wirtschaftshof, in lebendigen Spiel- und zentralen Treffbereich, in themenbezogene Seitengärten und in sanften Hügelgarten - durch die geschützte Lage insbesondere als U3-Bereich geeignet
- Besonderheit des introvertierten Patios als Kreativhof generiert
- spätere Erweiterungen sind -auch in Abhängigkeit zum Erfordernis weiterer Freiräume für mehr Kinder-
auf zwei Wegen möglich:
A) horizontale Erweiterung durch Heranrücken an die Straße - je nach Platzbedarf ein- oder zweigeschossig
mit Erschließung des Flachdachbereichs als Freiraumfläche
B) vertikale Erweiterung auf der jetzt entwickelten Ostseite mittels Einfügen von Decken, Wandaufsätzen
und Versatz der Satteldächer um ein Geschoss

Erläuterung funktionaler Zusammenhänge und Abläufe
- Kita sinnbildlich als Einheit vollendet durch den Spielflurbereich, der umlaufend und damit unendlich wird
- Anlage der Gruppenräume an den Außenring schafft eine direkte Verknüpfung mit dem Außenbereich
(auch als Fluchtwege)
- neben der umlaufenden inneren Erschließung erlauben weite Raumöffnungen variable Raumaneignungen
- großzügige Flurdimensionierungen im Ringschluss befördern die flexible Raumbelegung in allen vier
Himmelsrichtungen sowie das Konzept der Bewegungsförderung in der Kita
- Multifunktion der Nebenräume gegeben durch Querteilung zugunsten beidseitiger Erreichbarkeit (auch
Fluchtweg) und Variabilität; natürliche Belichtung durch atelierartiges großzügiges Oberlicht mit
Verschattungs-/Verdunklungseinrichtung
- effektives Zenitlicht auch bei optionaler Aufstockung per Patioausbildung gegeben; alternative
Anbindung auch durch konstruktives System per Längsteilung möglich
- einladende Eingangszone mit (witterungs)geschütztem Vorbereich (Veranda)
- im Innern unmittelbar anschließender Bistro- und Küchenbereich als Treffpunkt, Ankunftsbereich und
Begegnungsbereich mit Eltern/Gästen
- Ringflur hat westlich und nördlich direkte Anbindungen nach außen (Gartenzugänge, Fluchtwege)
- Patio ist neues Element eines geschützten Innenhofes bspw. als Kreativhof oder Ruhehof in der warmen
Jahreszeit
- direkter Bezug für Zugänglichkeit, Belichtung und Blickbeziehungen von allen vier Seiten

Erläuterung Barrierefreiheit
- sichere barrierefreie Gestaltung als einfache eingeschossige Anlage mit ebenengleichen Ein- und Ausgängen sowie Berücksichtigung der erforderlichen Bewegungsflächen und Kennzeichnungen in allen Bereichen zugunsten einer inclusiven Nutzungskonzeption

Erläuterung vorbeugender Brandschutz
- unmittelbare Ausgänge ins Freie gewährleisten neben Mündungen der Flure und zentralem Ein-/Ausgang einfaches Rettungswegekonzept
- Nutzungsbereiche werden nach Erfordernis bspw. auch bei flächenmäßiger horizontaler und/oder vertikaler Erweiterung brandschützend über entsprechend qualifizierte Bauteile getrennt bzw. im Brandfall schließende Türen gewährleistet

Materialien und Konstruktion
- Holztafelbauweise auf Stahlbetonbodenplatte
- systemische Bauweise auf Konstruktionsrasterbasis von 0,25m bildet die Grundlage für eine flexibel
belegbare Raumstruktur - Gruppen- und Nebenraumachsen in 5,50 bzw. 4,50m Tragachsenmaß
- Querwände zur Außenwand bilden die tragende Hauptkonstruktion, so dass große Öffnungen zum Garten
als auch zum Flurbereich wahlweise zum Öffnen bzw. Abschirmen genutzt werden können
- Türen in den Querwänden gewährleisten mehrseitige Raumbeziehungen (ggf. auch Fluchtwege)
- nachwachsende, ökologische Baustoffen prägen auch in der Dämmstoffwahl und Fassadenbekleidung den
Erweiterungsbau
- textiler Sonnenschutz als Vertikalscreens, Terrassenmarkisen und Sonnensegeln schützen vor
Überhitzung und sorgen für Lichtdämpfung
- Halbschatten wird zusätzlich durch grüne Berankung an pergolaartigen Konstruktionen vor den
Gruppenräumen erzielt
- In Übergangs- und Winterzeiten erlauben die sonnenzugewandten Öffnungen passiven Nutzen von
Sonneneinstrahlung
- Verwendung nachwachsender, beständiger, ökologischer Materialien setzt sich im Innern fort (Holz,
Linoleum, textiler Sicht- und Sonnenschutz, Feinsteinzeug)
- Materialwahl und -fügung nach dem Prinzip des „urban Mining“ im Sinne eines Gebäudes als langfristiges
„Materiallager“ für Wiederverwendbarkeit in fernerer Zukunft

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser erweitern die Kindertagesstätte als eingeschossigen Baukörper, der durch ein großzügiges Vordach einen überzeugenden und einladenden Zugang artikuliert. Der Grundriss des Neubaus ist geschickt strukturiert. Durch Aufweitungen in den wesentlichen Bereichen ergeben sich schlüssige Raumfolgen und eine gute Nutzbarkeit im Inneren. Der großzügige Innenhof erlaubt eine hinreichende Belichtung und Bespielung. Trotz Ausrichtung der Gruppenräume zur Wohnbebauung ergeben sich durch die Rücksprünge zwar kleine, aber attraktive und konzentrierte und den Gruppen direkt zugeordnete Freibereiche. Allerdings wird bedauert, dass sich somit alle Gruppenräume von den großen Außenflächen abwenden. Eine Zuordnung des Bistros zum Vorplatz wäre von Vorteil, um diesen konzeptionell stärker einzubeziehen und seine Qualitäten für die Kindertagesstätte nutzen zu können. Der Zugangsbereich wirkt elegant und einladend. Die Material- und Konstruktionswahl ist angemessen. Die Dächer auf den Gruppenräumen machen deren Lage im Gebäude von außen ablesbar, wirken jedoch zu kleinteilig und aufwändig in der Erstellung.

Ökologische Maßnahmen stellen die konstruktive Bauweise im Holzbau, die begrünten Flachdächer und die Photovoltaik Anlage dar. Die Nordfassade weist einen hohen Verglasungsanteil auf. Dieser würde sich auf die Erstellungskosten für das Gebäude auswirken. Der leicht erhöhte Verkehrsflächenanteil wird durch eine hohe räumliche Qualität und Nutzbarkeit dieser Bereiche gerechtfertigt. Die kleinteilige Gliederung des Gebäudes (Vor- und Rücksprünge, Dachlandschaft) führt zu einer vergrößerten Hüllfläche und somit zu einem etwas ungünstigeren A/V-Verhältnis. In Bezug auf die sonstigen wirtschaftlichen Kennwerte liegt die Arbeit im durchschnittlichen Bereich. Die insgesamt klare Struktur des Neubaus wiederum würde zu einer wirtschaftlichen Erstellung beitragen. Erweiterungsmöglichkeiten werden auf dem freien Grundstücksteil in Richtung Straße gegeben oder durch Aufstockung vorgeschlagen.

Insgesamt wird die Arbeit als konsequenter und gut durchgearbeiteter Beitrag zur Aufgabe eingeschätzt, der hinsichtlich seiner Kleinteiligkeit und der von den zentralen Freiflächen abgewandten (Nord-)Lage aller Gruppenräume aber auch Kritik erfährt.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

Fassadendetail

Fassadendetail

Moddell

Moddell