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Offener Wettbewerb | 08/2021

Neuerrichtung Badearena Krems (AT)

Rendering

Rendering

2. Rang

Pichler & Traupmann Architekten

Architektur

Ingenieurbüro Ing. Karl Pfeiffer

TGA-Fachplanung

Vivid Vision

Visualisierung

Harald Schmidt

Modellbau

Erläuterungstext

Krems an die Donau – ein Brückenschlag als Erlebnisraum

„Schau! Einen derart tollen Ausblick von einer Sauna in die Wachau gibt es wohl sonst nirgends …“,

So könnte ein bewundernder Ausruf letztlich auf dem Dach der überarbeiteten Bade-Arena in Krems lauten.
Auf die berechtigte Kritik der Jury in der ersten Wettbewerbsstufe wurde kompromisslos eingegangen und der ´unique selling point´ eingelöst. Die Umgruppierung der Funktionsbereiche hat dabei nicht nur zu einer Steigerung der Qualitäten grundlegend geführt, sondern vielmehr noch eine wirtschaftlich schlüssige Verschachtelung der systembedingten Volumina geführt. Die Verlegung der Saunalandschaft auf das Dach sollte genau NICHT das Gesamtvolumen bzw. auch die Gebäudehöhe vergrößern, sondern wurde unter Ausnutzung der für die verschiedenen Bereiche funktional vorgegebenen Mindestraumhöhen in ein Gesamtgefüge integriert. Zudem wurde durch das Freiwerden des Saunabereiches der WB-Stufe 1 auf Liegewiesenniveau die Möglichkeit der Unterbringung aller technischen und betriebswirtschaftlichen Teile geschaffen, sodass auf ein bautechnisch kompliziert herzustellendes Tiefgeschoß mit einer kleinen Ausnahme für die Schwimmbadtechnik verzichtet werden kann. Damit sind auch die eingeforderten wirtschaftlichen Optimierungen eingelöst worden.

Städtebaulich vertieft das Projekt seine – als sehr positiv gesehene – Grundkonzeption eines Brückenschlags schlechthin:
Es wird in seiner schlanken Kompaktheit gestärkt als linearer Erlebnisraum zwischen der Strandbadstraße und der Doktor-Franz-Riel-Promenade entlang des Donauufers. In all seinen Ebenen wird die Beziehung zwischen der Stadt und der Donau erlebbar gemacht, sei es in der aktiven Begehung und Benutzung der verschiedenen Abschnitte, sei es einfach in seinen visuellen Anknüpfungen an die beiden wesentlichen Pole dieses urban-landschaftlichen Gefüges. Darüber hinaus ist auch die Option der direkten fußläufigen Anbindung an die Stadt mithilfe einer Brücke über die Bundesstraße B3 konzipiert, die an den stadtseitigen Fuß- und Radweg anknüpft und sich in die Kreisverkehrskonzeption mit der Bahnunterführung Richtung Stadtzentrum einschleifen lässt. Die Details dieser Anbindungen wären im Zusammenhang mit der weiterführenden Verkehrsplanung zu erarbeiten. Allenfalls wäre mit einer Wendelrampe auch eine fahrradmäßige Anbindung zu erstellen.

Die horizontal und vertikal geschichteten Funktionsbereiche lassen eine gute Entflechtung der komplexen Wegeführungen zu und bieten zugleich eine leicht zu nehmende, quasi selbsterklärende Passage zwischen dem Donauufer und dem Vorplatz der Badearena, von wo aus man die verschiedenen Anbindemöglichkeiten (Fußgängerbrücke, Fahrradabstellplatz, Bushaltestelle, Parkplatz) an das Stadtzentrum nehmen kann.
Die Abkoppelung der badebezogenen Bereiche erfolgt mit subtilen baulich artikulierten Maßnahmen, sodass eine Vermischung der Funktionen verhindert wird.
Das öffentlich – ohne Ticket – betretbare Aussichtsrestaurant ist damit bestens an das öffentliche Wegenetz angebunden.

„Der Campari schmeckt hier auf der Donaustrandterrasse besser als sonstwo – und so einfach trifft man sich hier!“, ruft man den Flaneuren auf der Doktor-Franz-Riel-Promenade zu.

Die städtebauliche Disposition der Gesamtanlage wird insofern nuanciert, als für die in Zukunft vorgesehene Sporthalle ein Bereich unmittelbar an die Tennisplätze angrenzend vorgesehen wird.
Hier kann sie auch in Interaktion mit diesen treten. Der Parkplatz wird zwischen diese zukünftige Halle und den unmittelbaren Zugang zur Badearena gelegt. Vor allem sollen hier die barrierefreien Parkplätze und die Familienparkplätze angeordnet sein, Puffer für weiteren Bedarf ist jedenfalls unmittelbar im Bereich der bestehenden Sporthalle vorhanden. Mit der Fußgängerbrücke sind auch die Stellplätze des geplanten Parkdecks jenseits der B3 gut erreichbar.

Jedenfalls soll vom Parkplatz aus der artikuliert längsgestreckte Baukörper in seiner Gesamtheit erfasst werden können, um den Gestus des Brückenschlags auch in seiner Symbolik wahrnehmen zu können.
Der Parkplatz ist leicht geneigt, sodass man von einer erhöhten Kante aus bereits einen guten Überblick über den Freibereich der Badearena erhält und zugleich einen moderaten, mit Rampen- und Freitreppen gestalteten Zugang zur Passage hat. Hier mündet auch die Fußgängerbrücke – allenfalls Fahrradbrücke - ein.

Der Haupteingang mit Ticketschalter wurde wie in der Phase 1 in der Mitte der Passage belassen. Geändert wurde dieser Bereich insofern, als nun auch die gesamte Verwaltung hier angeordnet ist und in direktem Zusammenhang mit dem Ticketing steht. Die Nebenräume, wie auch die des Restaurantbetriebes befinden sich im Geschoß darunter und sind unmittelbar mit Treppe und Lift zu erreichen.
Der Abgang zum Freibereich des Bades erfolgt entweder indoor (mit Treppe und barrierefreiem Lift) über die Umkleidezone oder outdoor über eine Treppe, die an der Außen-Umkleide/Kabinen-Zone vorbei auf das Gelände führt.

Auch für den Winterbetrieb ist dieser Ablauf angedacht, dass man hier an der Kasse bezahlt und über die Umkleiden den Eislaufplatz erreicht. Die Landschaftsplanung schlägt für den Winterbetrieb eine Eisparcour-Erlebnis-Zufahrt durch das Gelände, zwischen den Bäumen, auf den Eislaufplatz bei den Tennisplätzen vor – aus der möglicherweise als Nachteil gesehenen Distanz wird ein zusätzlicher Erlebniswert geschaffen.
Die Beachvolleyball-Sandplätze verbleiben in etwa in der bestehenden Position. Sie sind – am Badekiosk mit gedeckter Terrasse unterhalb der Passagenplattform vorbei – offen und einfach zu erreichen. Allenfalls könnten sie für einen allfälligen vom Bad unabhängigen Betrieb sogar unterhalb der Passage abgetrennt werden.

Die Hauptebene der Badehalle wurde in ihren Ausmaßen – sowohl flächenmäßig als auch volumenmäßig – optimiert. Die Sichtbarkeit der Beckenanlagen für den Bademeister wurde über eine Reorganisation der Zusatzfunktionen (Dampfbad, IR-Kabinen, …) erreicht.
Jedenfalls haben wir die Großzügigkeit der Anlage mit ihren Panoramablicken noch gestärkt.
Die – durchaus kostenmäßig kritisch zu sehenden und auch optimierbaren - weitangelegten Terrassenbereiche sehen wir als besondere Qualität und schlagen sie deshalb weiterhin vor:
Ob man nun an der Kante zum Donauufer liegt oder auf der anderen Seite den meditativen Blick auf die Silhouette des historischen Juwels „Stadt Krems“ richtet – was könnte es schöneres geben, als dass man dann sagt:
„Wozu die Stadt an die Donau bringen – hier sind wir bereits IN Krems AN der Donau!“

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht aus Sicht des Preisgerichts durch sein architektonisches und städtebauliches Konzept.
Dabei werden einerseits das erkennbare Architekturstatement der Teilnehmerin und die damit verbundene Signifikanz des Objektes von den Fachpreisrichter*innen hervorgehoben, was von den Sachpreisrichtern auch als „WOW-Effekt“ bezeichnet wird. Aus architektonischer Sicht wird seitens der Fachpreisrichter*innen auch auf die gekonnte Höhenentwicklung des Wettbewerbsbeitrages hingewiesen, wodurch das Objekt – trotz klarer Längsausrichtung auf dem vorgegebenen Bauplatz – näher an die Donau herangeführt werden kann und stadtseitig ein großer, gut nutzbarer und attraktiver Vorplatz entsteht. Aus städtebaulicher Sicht wird darüber hinaus die Art und Weise, wie die Vorgabe „Krems an die Donau“ umgesetzt wird, hervorgehoben. Durch das vorgesehene architektonische Konzept gelingt es nämlich auf Niveau der Strandbadstraße eine großzügige und attraktive öffentliche Verbindungsebene zur Donaupromenade zu schaffen. Schlussendlich wird auch gewürdigt, dass durch die Situierung und die offene Ausgestaltung der Badehallen und der Saunaebenen in den obersten Geschossen der Blick auf die Donau und das Stift Göttweig bestmöglich genutzt wird.
Die klare Ausrichtung des Projektes auf die Architektur führt aber auch zu Abstrichen sowohl aus funktionaler Sicht der Nutzung und der Betriebsführung des Bades als auch aus ökonomischer Sicht.
So wird – aus funktionaler Sicht – allgemein die räumliche Trennung zwischen der Badehallenebene (= 3. Obergeschoss) und der Freibadebene kritisch gesehen. Im Detail wird darüber hinaus auch noch ein klarer Optimierungsbedarf im Bereich der Foyer- und Verwaltungsbereiche gesehen, die in der derzeitigen Ausgestaltung noch nicht ausreichend die Bedürfnisse des Bades abdecken. Auch entspricht z.B. die Lage der Rutsche und des Rutschenaufstieges nicht der Vorgabe, dass dieser gleichermaßen gut vom Hallenbad und vom Freibad aus genutzt werden kann. Aus Betriebsführungssicht wird schlussendlich auch auf den erhöhten Betreuungsaufwand durch die vielen Terrassen- und Glasflächen hingewiesen. Kritisch wird das Projekt aus ökonomischer Sicht beurteilt. So wird zwar die Kompaktheit der allseits umschlossenen Flächen und Kubaturen anerkannt, da dies üblicherweise auch zu optimierten Errichtungskosten führt. Durch das hohe Ausmaß an konstruktiven Terrassenflächen, den hoch über den Freiflächen liegenden Schwimmbecken und der vorgesehenen „freien“ Tragstruktur, wird die Einhaltung des Kostenziels aber als eher unwahrscheinlich eingestuft. Gleichzeitig sieht man diesbezüglich aber auch kein Optimierungspotenzial, da ein Weglassen von Terrassenflächen oder eine weniger filigrane Tragstruktur das architektonische Erscheinungsbild stark verändern würde. Abschließend führt auch zu Beurteilungsabstrichen, dass der eingereichte Wettbewerbsbeitrag – gemäß baurechtlicher Vorprüfung – im ungeregelten Bauland nicht realisierbar erscheint, da das Objekt die angrenzende maßgebliche Bebauung um mehr als 1 ½ Geschosse überragt. Für eine Projektrealisierung müsste daher ein Teilbebauungsplan erlassen werden, was erfahrungsgemäß einen längeren Zeitrahmen benötigt, und damit die Einhaltung des Terminzieles unmöglich macht.
Die Abwägung zwischen den architektonischen Qualitäten einerseits und den ökonomischen Risiken bezüglich einer Nichteinhaltung der Kosten- und Terminziele ergab schlussendlich, dass der eingereichte Wettbewerbsbeitrag nicht als Siegerprojekt gekürt wird, sondern den zweiten 2. Qualitätsrang erreicht. Diese Festlegung erfolgt mit Stimmenmehrheit, wobei sich das Abstimmungsergebnis wie folgt darstellt.
Rendering

Rendering

Rendering

Rendering

Lageplan

Lageplan

Lageplan Winter

Lageplan Winter

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Grundrisse

Grundrisse

Picto

Picto

Picto

Picto

Picto

Picto