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Einstufiger Studienauftrag im selektiven Verfahren | 04/2023

Entwicklung Bahnhofareal Horgen Oberdorf (CH)

Teilnahme

Ernst Niklaus Fausch Partner AG

Architektur

vetschpartner Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

Neukom Engineering AG

TGA-Fachplanung

Planwerkstatt Rüegg AG

TGA-Fachplanung

zehnder & kälin AG akustik und bauphysik

Akustikplanung, Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

Gesamtkonzept / Städtebau
Das städtebauliche Konzept ist zu zwei in Proportion und Gestaltung sehr ähnlichen Baukörpern überarbeitet worden, die auf einem durchlaufenden, zweigeschossigen Sockel platziert sind. In unmittelbarer Nähe zum benachbarten Silo-Projekt gesetzt, reiht sich der Projektvorschlag mit einer angenehm angemessenen Gebäudehöhe in den baulichen Kontext ein. Das Erdgeschoss wird durch zwei platzseitig verglaste Volumen zoniert, darüber bildet das über die gesamte Gebäudelänge durchgängige Dienstleistungsgeschoss einen raumhaltigen Sockel. Die beiden darüber platzierten länglichen Volumen der Wohnbauten spannen mittig einen mit Bäumen begrünten Zwischenraum auf. Die grosszügige Lücke ist als Stadtgarten für die Wohnnutzung konzipiert und stellt die räumliche Durchlässigkeit und Durchsicht zur hangseitigen Bebauung her.

Die Lücke des Stadtgartens findet im Erdgeschoss ihre Entsprechung als mittig liegender, grosszügiger Hauptzugang zum Perron, der fliessend in den davor gelagerten Bahnhofplatz übergeht. Dieser findet an der Hangkante mit einer langen Bank und einer Baumreihe seinen stimmigen Abschluss.

Der städtebauliche Ansatz wirkt gesamthaft pragmatisch und gewissermassen auch plausibel, zumal die gewünschte Durchsicht für die bergseitige Bebauung wesentlich verbessert worden ist und die Volumen zwischen der Grossmassstäblichkeit des ehemaligen Industrieareals und der Feinkörnigkeit der seeseitigen Bebauung zu vermitteln suchen. Mit der symmetrischen Anordnung der beiden Baukörper über dem Sockel, ihrer volumetrisch und gestalterisch zwillingshaften Ähnlichkeit und dem mittig angelegten Stadtgarten mit darunterliegendem Hauptzugang zur Bahn vermag der neue Baukörper in seiner Setzung und der eher schematischen Komposition nicht restlos zu überzeugen.

Die Passerelle wird neu in ihrer ursprünglich von der SBB konzipierten Form beibehalten und als additives, unabhängiges Element in die neue Bahnhofsbebauung integriert. Grundsätzlich wird dieser pragmatische Ansatz begrüsst. Die Anbindung an den öffentlichen Raum und den Bahnhofplatz ist jedoch durch die versteckte, perronseitige Lage des Treppenaufgangs nur ungenügend gelöst und wird durch die lange Wegführung über Rampen zusätzlich erschwert: für nicht Ortskundige ist die Auffindbarkeit hinter den Gewerbeflächen des Erdgeschosses kaum gewährleistet, trotz der grosszügigen und übersichtlich gestalteten Durchgänge zum Perron.

Architektur
Das Erdgeschoss wird durch die Stützen des Tragwerks und die beiden Gewerbeflächen gegliedert und generiert eine gute Verteilung der Passantenströme entlang der geschickt platzierten Retailflächen am Hauptdurchgang zum Perron.

Die Adressbildung erfolgt sowohl für die Wohnungen als auch für das Dienstleistungsgeschoss über zwei platzseitig orientierte Treppenhäuser. Der gemeinsamen Nutzung der vertikalen Erschliessung wird zwar ein wirtschaftlicher Einsatz der Mittel attestiert, das vertikale Versetzen der südöstlichen Erschliessung wird jedoch – auch feuerpolizeilich – als kritisch beurteilt.

Das erste Obergeschoss wird als grosszügige, durchgehende und frei einteilbare Dienstleistungsfläche konzipiert.

Die darüberliegenden Wohnungen werden über einen gleisseitigen Laubengang erschlossen, dessen Zugänge über Nischen und Ausweitungen differenziert werden und auch eine private Aussenraumnutzung ergänzend zum seeseitigen Balkon möglich machen. Den grosszügigen Wohnungen gelingen diagonale Raumbezüge, die See- und Gleisseite vielschichtig zueinander in Beziehung setzen. Der eher hohe Fensteranteil wirkt sich günstig auf die Tageslichtsituation aus.

Im Attikageschoss wird zugunsten von kollektiv genutzten Dachgärten nur je eine Wohnung vorgeschlagen. Durch die unterschiedliche Orientierung lassen sich privater und gemeinsamer Aussenraum gut trennen. Die gemeinsam genutzten Flächen sind weitläufig, wenig gefasst und lassen eine vertiefte Ausgestaltung vermissen.

Die Tragstruktur aus biegesteifen Rahmen rhythmisiert das Gebäude und bleibt auch im Innern ablesbar, was die Raumeinteilung flexibel und unabhängig macht. Eine etwas überraschende Vielfalt von Materialien trifft auf das Skelett der Stahlstruktur: Holzbau, Verkleidungen aus Faserzement in den Wohngeschossen und Verkleidungen aus Metall im Gewerbegeschoss – sie gliedern das Gebäude in der Horizontalen und differenzieren es je nach Nutzung. Am markantesten tritt die vorgeschlagene Fassadenbegrünung am vorgehängten Rankgerüst der Wohnbauten in Erscheinung: sie hat mit ihrer Anmutung als grüner Filter aber durchaus glaubhaft das Potenzial für ein neuartiges und eigenständiges Erscheinungsbild im Quartier.

Generell positiv gewürdigt wird die vertiefte Auseinandersetzung der Verfassenden mit dem Thema der Nachhaltigkeit.

Freiraum
Im engen Spielraum der Möglichkeiten verleiht eine einfache Schnittlösung mit Perron, Platzfläche aus Ortsbeton, Baumreihe und durchgehender Panoramabank dem Ort eine angemessene Grosszügigkeit und Öffentlichkeit. Verständlich ist das Ansinnen der grünen Fassade zum See hin, diese wird sich jedoch in der gezeigten Form mit sehr kleinen Pfanztrögen nicht in der gewünschten Form realisieren lassen. Ebenso wünschenswert ist auch die Begrünung des mittigen Fensters, die Abstandsvorschriften der SBB werden jedoch das dargestellte «Baumbouquet» zu verhindern respektive zu verkleinern wissen.