modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Planungswettbewerb | 12/2015

Wohnen und Arbeiten am Bleichweg in Bruchsal

Visualisierung

Visualisierung

3. Preis

archis Architekten + Ingenieure GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Das zu beplanende Areal hat eine Schlüsselstellung für eine beispielhafte innerstädtische Nachverdichtung in attraktiver Lage nahe den Barockschloss-Anlagen Bruchsals. Der vorliegende Entwurf schafft eine angemessene hochwertige Wohnadresse mit qualitätvollem Wohnumfeld.
Der Bleichweg ist einer der ältesten Wege in der barocken Stadtanlage und stellte seinerzeit eine wichtige Verbindung her von der städtischen Bebauung durch Gartenanlagen zum Schlossbereich. Die auch heute noch bedeutsame Wegeführung wird aufgegriffen und verstärkt. Damit entsteht eine attraktive Verbindung von der Kaiserstrasse, tangential zum neuen Quartier, durch den offenen Vorbereich der Johann-Peter-Hebel-Schule und die nördliche Grünzone bis zu den Schlossgärten. Wo der Bleichweg gekreuzt wird, entsteht ein kleiner baumbestandener Platz, der gemeinsam mit der nordseitigen Aufweitung dieser internen Straße den Impuls gibt zu einer künftigen qualitätvollen Entwicklung der südlich angrenzenden Areale, welche derzeit noch untergenutzt und unattraktiv sind. Ebenso kann sich die stadträumliche Idee des geplanten Quartiers in den benachbarten Hofgrundstücken
bei der Ausweisung künftiger Baufelder fortsetzen. Es wird eine offene und differenzierte Blockrand-Ergänzung vorgeschlagen, die sich selbstverständlich in die bestehenden städtebaulichen Strukturen einfügt. Klare und dennoch abwechslungsreich gegliederte Raumkanten werden mit bewusst städtischen Bauformen, der Innenstadtlage angemessen, ausgebildet.
Es gibt drei Baukörper, die in ihrem Höhenprofil gestaffelt sind mit 4 Geschossen an der Wilderichstraße und 3 Geschossen am Bleichweg, jeweils mit zurückgesetztem Dachgeschoss, entsprechend ihrer Lage im Hofquartier.
Wesentlicher Gedanke: Der Niveau-Versatz von Wilderichstraße zu Bleichweg wird genutzt, um den gesamten Hofbereich gleichsam als ein begrüntes Hof-Plateau zu gestalten. Darunter liegen die Stellplätze in 2 Geschossen und der südliche Randbereich zum Bleichweg erhält eine ergänzende Nutzung unter diesem Plateau. Platzfolgen und -aufweitungen als Merkmal für öffentliche Bereiche und Tor- bzw. Treppenanlagen, welche private Hofflächen kenntlich machen, sind wesentliche städtebauliche Elemente. Zentrales Element ist ein räumlich klar gefasster, großzügig dimensionierter privater Innenhof
von hoher Aufenthaltsqualität. Ein Treffpunkt unter der stattlichen Baumgruppe und ein Kinderspielplatz werden von der Hofgemeinschaft gerne angenommen.

Verkehr und Erschließung
Entgegen dem Ansatz der Auslobung, die öffentlichen Stellplätze mit dem Durchstich bei Möbel Fuchs von der Kaiserstraße zum Bleichweg zu erschließen, wird vorgeschlagen, die öffentliche Tiefgarage von der Wilderichstraße anzufahren. Diese TG mit 49 Kfz-Plätzen ist komplett entflochten von den privaten Stellplätzen, sie liegt in etwa auf dem Niveau des bisherigen Parkplatzes unterhalb der Wilderichstraße und ist somit bequem anfahrbar.
Die 55 privaten TG-Plätze für die Wohnungen liegen eine Etage darunter und werden mit einer Rampe vom östlichen Teil des Bleichwegs erschlossen.
Damit wird der südliche Planungsbereich nur sehr untergeordnet mit Fahrverkehr belastet und insbesondes der baumbestandene westliche Bereich am Bleichweg gewinnt an Aufenthaltsqualität und Attraktivität für Fußgänger. Ebenso wird für diese die Nord-Süd-Verbindung an der Westgrenze als Teil des übergeordneten Fußwegenetzes deutlich aufgewertet durch Beläge und eine begleitende Baumreihe. Der Innenhofbereich hingegen hat privaten Charakter und erhält daher nur eine auf die Wohnhäuser bezogene Durchwegung, abgegrenzt durch Tor und Treppen. Für Fahrräder, Kinderwagen oder -Anhänger stehen neben den dezentralen Räumen an den Hauseingängen ergänzend große Flächen unter dem Hofplateau zur Verfügung, zugänglich vom Bleichweg.
Es ist ausreichend Fläche für 110 Räder vorgesehen. Für Feuerwehr oder Krankentransporte sowie Müllfahrzeuge sind alle Strassenseiten der Wohnhäuser anfahrbar.

Die Nutzungen
Im Wesentlichen werden dem Standort angemessen hochwertige Wohnungen in der vorgegebenen Größensortierung geplant. In den Flächen, die am Bleichweg liegen, werden zusätzlich Laden- oder nichtstörende Dienstleistungs-Nutzungen vorgeschlagen. Ergänzt wird dies in der südlichen Randfläche des übergrünten Hof-Plateaus durch das Angebot einer Kindertagesstätte. An dieser attraktiven Stelle ist alternativ oder ergänzend auch nach Bedarf ein Quartierszentrum (Sozialstation, Generationen-Treff oder Ähnliches) möglich. Diesen Nutzungen ist eine eigene durch eine Mauer eingefasste Aussenfläche für vielfältige Aktivitäten zugeordnet.

Die Wohnungen
Sie sind angeordnet in klaren, wirtschaftlich zu errichtenden Einheiten. Die Architektur ist klassisch zurückhaltend, dennoch zeitgemäß und sie hat die Wertigkeit, welche die einzelnen Wohnungen auch auszeichnet. Besonderer Wert ist gelegt auf günstige Ausrichtung zu den Himmelsrichtungen und zu den
grünen Freibereichen. Es sind Zwei- und maximal Dreispänner-Treppenhäuser geplant, so dass überschaubare Hausgemeinschaften mit ganz unterschiedlich großen Wohnungen entstehen. Die Treppenhäuser sind natürlich belichtet, hell und durch Lufträume ausgesprochen großzügig
angelegt. Die insgesamt 55 Wohneinheiten bieten ein vielfältiges Angebot an Größen in attraktiver Lage. Die Wohnräume einer Vielzahl von Wohnungen binden vom Straßenraum zum Innenhof durch. Die Küchen sind natürlich belichtet und von der Lage und Ausrichtung innerhalb der Wohnung so angelegt, dass je nach Kundenwunsch sowohl abtrennbare als auch als offene Küchen herstellbar sind. Die Bäder sind zum weitaus größten Teil mit Tageslicht versehen. Zur Wahrung der nachbarlichen Privatsphäre sind die großen und gut nutzbaren Loggien und Terrassen mit einem entsprechenden Abstand zueinander versehen. Die Penthouse-Wohnungen haben großzügig bemessene Dachgärten. Den im EG angeordneten Wohnungen ist eine privat nutzbare und schwellenlos erreichbare Gartenfläche zugeordnet. Sämtliche Wohneinheiten sind über einen Aufzug sowohl von der Straße als auch von der Tiefgarage barrierefrei zugänglich. Überdachte Fahrrad-Stellplätze sind in den Erdgeschossbereichen direkt zugänglich angeordnet.
Dies gilt auch für die Räume, in denen die Müllcontainer direkt ausfahrbar zur Entsorgung stehen. Durch eine auf wenige tragende Innenwände/Stützen reduzierte Tragstruktur und die geringe Zahl an Installationsschächten (übereinander liegende Sanitärräume) ergibt sich ein hohes Maß an Flexibilität und möglicher Einflussnahme der Kundschaft auf die weitere Grundrissausgestaltung.

Konstruktion / Gestaltung
Die Massivbauweise in Stahlbeton / Kalksandsteinmauerwerk mit angemessenen Spannweiten ermöglicht eine wirtschaftliche Umsetzung. Eine nachhaltige Wärmedämmung auf mineralischer Basis sowie hochwärmedämmende Fensterelemente sorgen für einen sehr günstigen Energiehaushalt mit geringen Folgekosten. Dies wird in gleicher Weise umgesetzt durch die hochwertige Fassadengestaltung mit großzügigen Fensterelementen. Die Brüstungen und Absturzsicherungen an den raumhohen Fenster-Türen sind aus Verbund-Sicherheitsglas. Alle Fenster erhalten einen äusseren Sonnenschutz aus Lamellenraffstores, die mit unsichtbaren Kästen in die Fassade integriert sind.
Zu den Strassenräumen gibt es eine vorgesetzte Klinker-Verkleidung, zu den Innenhofseiten und am zurückgesetzten Dachgeschoss einen hell eingefärbten mineralischen Edelputz. Die großzügigen Loggien und Terrassen werden mit dauerhaften Holzbelägen versehen. Die Gebäude sind mit dem gemeinsamen Motiv von Sockeln und Friesen einheitlich in der Höhenentwicklung gegliedert. Die Dachflächen werden durchgehend extensiv begrünt.

Aussenanlagen
Der Verbindungsweg von der Wilderichstraße zum Bleichweg und die Vorbereiche des Bleichwegs werden mit in Natursteinpflaster eingefassten Werksteinplatten belegt. Eine Baumreihe von Linden und Baumpakete von Zierkirschen schaffen Akzente. Der Innenhof wird im Bereich der Tiefgarage ca. 60 cm erdüberdeckt, so dass Büsche und Hecken neben den Rasen- und Gartenflächen wachsen können.
Es gibt sowohl den Wohnungen zugeordnete privat nutzbare Garten- und Terrassenflächen als auch Mietergärten bzw. Flächen für ein den Bewohnern vorbehaltenes Quartier-Gardening. Die Planung der beiden Tiefgaragengeschosse ermöglicht im Innenhof großkronige Bäume wie z.B. Sommerlinden mit Bodenanschluss und einer entsprechend hohen Lebenserwartung

Gebäudetechnik und Energie
Die Anforderung Effizienz-Haus nach KfW-Standard und die neueste EnEV-Norm wird erfüllt. Geplant ist eine zentrale Nahwärme-Versorgungsanlage mit Wärmepumpe und Öko-Gas als Primärenergie. Ergänzt wird dies durch eigengenutzte Photovoltaik-Panels auf den Flächdächern zur Reduzierung des Bedarfs an Elektro-Energie. Vorgesehen sind Flächenheizungen im Niedertemperaturbetrieb (Fussbodenheizung, über Wärmepumpe im Sommer auch als Kühl-Medium einzusetzen). Da keine aussergewöhnliche Schallbelastung vorliegt, wird ein einfacher Dauerlüftungsbetrieb vorgeschlagen über Fensterprofillüfter und mehrstufiges zentrales Abluftsystem in den Bädern.
Auf Wunsch von einzelnen Wohnungserwerbern kann alternativ auch ein mechanisches Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung einsetzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen für das Wettbewerbsgebiet eine unterbrochene Blockrandstruktur vor. Der 4-geschossige, wenig gegliederte Baukörper an der Wilderichstraße springt gegenüber der unmittelbaren Nachbarbebauung etwas zurück und nimmt die Flucht der Solitäre an der Westseite des Grundstücks auf. Im rückwärtigen Bereich löst sich die Blockstruktur zugunsten zweier Einzelbaukörper etwas auf. Deren Größe und Nähe zur Bestandsbebauung hinterlässt dennoch ein Gefühl der Enge.

Das begrünte Hof-Plateau antwortet geschickt auf den Niveau-Versatz zwischen Bleichweg und Wilderichstraße und erleichtert die Erschließung der 2-geschossig angelegten Garage. Der auf dem Niveau der Wilderichstraße liegende Hof bietet ein hohes Maß an Privatheit. Die Überlagerung der Zufahrt zur öffentlichen Tiefgarage mit der fußläufigen Durchquerung wird kritisch gesehen. Die Aufweitungen und kleinteiligen Platzfolgen werden begrüßt. Die Bebauung bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnungsgrößen an. Die Entrees, Treppenräume und Zimmergrößen erscheinen für hochwertigen Wohnungsbau teilweise etwas knapp.
Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

Visualisierung

Plan 01

Plan 01

Plan 02

Plan 02

Plan 03

Plan 03

Plan 04

Plan 04

Plan 05

Plan 05