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Studienauftrag im selektiven Verfahren | 03/2023

Natur- und Erholungsraum Schänzli in Muttenz (CH)

Visualisierung

Visualisierung

Teilnahme

Westpol Landschaftsarchitekten GmbH

Architektur

Büro Witschi

Nachhaltigkeitskonzept

Basler & Hofmann AG

Wasserbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Kernidee der Projektverfasser:innen ist es, den Natur- und Erholungsraum Schänzli als eine Transformationslandschaft zu begreifen und zu entwickeln. Insbesondere der Vorschlag, die Geschichte des Ortes schrittweise weiterzuschreiben und mit einer kontrollierten Sukzession zu arbeiten, stösst auf positive Resonanz. Das Projekt beeindruckt mit seinem künstlerischen Ansatz und mit einer starken visuellen Identität.

Die räumliche und thematische Komposition setzt sich aus drei Hauptelementen zusammen: einem Flussraum, einem Grüngürtel und einer Lichtung. Diese klare und konsequent erarbeitete Gliederung ist gelungen und verleiht dem Projekt eine räumlich gute Lesbarkeit. Der Flussraum wird grosszügig verbreitert und bietet dadurch vielfältige Räume für Natur und Mensch. Leider ist die gewünschte Reduktion von Nutzungen und Nutzungsintensität gegen Süden hin nicht erkennbar. Auch die Positionierung des südlichen Strands in unmittelbarer Nähe zum geschützten Landschaftsraum ist nicht optimal. Der Grüngürtel überzeugt durch seine räumlich starke Struktur und eine durchdachte Ausdifferenzierung von Osten nach Westen hin. Die Lichtung setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen: die begrünte ehemalige Pferderennbahn, eine Landschaft mit künstlichen Schüttkegeln, welche mit Gräsern, Hochstaudenfluren und Kleingehölzen bewachsenen sind, sowie dem «Schänzli-Forum» mit dazugehöriger Allmendfläche. Unklar bleibt, für wen und für welche Art der Nutzungen die Schüttkegellandschaft konzipiert ist. Fragezeichen kamen in der Diskussion auch in Bezug auf die Bewerkstelligung des Unterhalts dieser «Hügel»-Landschaft auf. Positiv herauszuheben ist, dass auf die Themen Ökologie, Biodiversität und Revitalisierung auf den verschiedenen Ebenen des Projekts und in allen Räumen, sowohl im revitalisierten wie auch im gestalteten Landschaftsraum, eingegangen wird. Der Vorschlag, diese Themen mit dem künstlerischen Projekt «Sekretariat StadtNatur» als integraler Bestandteil des Gesamtprojekts auch im Betrieb explizit weiterzuverfolgen, wird als wertvoller Impuls aufgenommen. Es wird vorgeschlagen, dass beim Bau der Pavillonstruktur für das «Sekretariat StadtNatur» Reuse-Elemente vom «Richterturm» zum Einsatz kommen. Auch zur Gestaltung landschaftlich-topografischer Elemente wird in Sinne des Materialkreislaufs ein Re- und Upcycling von anfallendem Bodenmaterial vorgeschlagen. Diese Auseinandersetzung mit einem nachhaltigen Umgang der vorhandenen Ressourcen wurde sehr gut aufgenommen.

Die Vorgaben zum Gewässerraum werden durchgehend eingehalten. Er bleibt frei von neuen Bauten oder Wegen und der bestehende «Richterturm» liegt ausserhalb des Gewässerraums. Die Hochwasserstände sind hinreichend dargestellt und die Überflutung findet in den gewünschten Gebieten statt. Unzureichend ist jedoch die Sohlsicherung an der nördlichen Grenze des Perimeters. Bedauert wird zudem, dass das Potenzial zur Aufwertung des Gewässers im vorhandenen Raum zu wenig ausgeschöpft wird.
Grundsätzlich gelingt dem Projekt eine gute landschaftliche Vernetzung mit dem umliegenden Flussraum. Die Erschliessung und die Besucher*innenlenkung an den Eingängen im Norden wie auch im Süden vermögen aber nicht vollends zu überzeugen. Während für den «Langsamverkehr auf Rollen» ein betonierter Uferweg vorgesehen ist, werden alle anderen Wege als unterschiedliche unversiegelte Flächen ausgebildet. Das Thema der Inklusion wird damit nicht zufriedenstellend gelöst. Das vorgeschlagene Nutzungsangebot im Gesamtkonzept ist sehr vielschichtig. Die Idee eines Schänzli-Forums als Hotspot für Infrastruktur und als Ort für unterschiedliche Nutzungen, gefällt. In wirtschaftlicher Hinsicht birgt das Projekt aber aufgrund der gebauten Strukturen wie dem Steg sowie den Bauten «Waaghaus» und «Richterturm» potenzielle Kostentreiber. So bedingt die Grösse des Areals einen relativ grossen Holzsteg, was mit entsprechenden Kosten einher gehen dürfte. Ob die Berechtigung für ein solchen Investition gegeben ist, wird unterschiedlich diskutiert. Auch die beiden Gebäude – das «Waaghaus» und «Sekretariat Stadtnatur/Richterturm» – erfordern verhältnismässig grosse Investitionen. Sie werden zudem als zu gross dimensionierte Infrastrukturen für diesen Ort beurteilt.

Gesamthaft bietet das sorgfältig erarbeitete Projekt ein klar verständliches und gut gegliedertes Konzept sowie ein überzeugendes übergeordnetes Narrativ «Transformationslandschaft». Es enthält verschiedene interessante Vorschläge und spannende Impulse, vermag in verschiedenen Aspekten aber nicht ganz zu überzeugen. Zudem beinhaltet es Vorschläge, die als überdimensionierte Eingriffe und zu grosse Investition bewertet werden.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitt

Schnitt

Modellfoto

Modellfoto