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Offener Wettbewerb | 07/2023

Neubau einer Wohnanlage mit integriertem Kindergarten in Wien (AT)

Perspektive Gartenseite

Perspektive Gartenseite

1. Rang

Ganahl:Ifsits Architekten ZT-KEG

Architektur

rajek barosch landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau - Architektur

Der Entwurf zeichnet sich vor allem durch seine räumliche Gliederung mit einer offenen vielseitigen Baukörperstellung aus. Die Schaffung dreier neuer Wohnhäusern mit drei Adressen entspricht der Nachfrage nach individuellem Wohnen. Die präzise Situierung und das vorgeschlagene Volumen der einzelnen Häuser definieren einen offenen, mehrdeutig durchlässigen und entwicklungsfähigen Stadtraum. Die orthogonale Anordnung der drei neuen Baukörper führt die strukturierenden linearen Baufluchten des Bestandes weiter und vermeidet eine geschlossene Bebauungskante. Das generelle Abrücken der Häuser von der Baulinie schafft zudem eine Vorgartenzone entlang der Bernoullistraße. Die Gebäudehöhen orientieren sich an der anschließenden Bestandsstruktur. Durch die konzentrierte Bebauung und die Überbauung des Kindergartens wird der Bebauungsgrad möglichst geringgehalten. Zudem wird auf einen möglichst schonenden Umgang mit dem vorhandenen Baumbestand geachtet. Die offene Stellung der Baukörper und der avisierte Vorplatz stellen einen Kontext zum geplanten „Schrödingerplatz Neu“ her. Hier befindet sich der gut sichtbare Eingang zum Kindergarten.

Gebäudestruktur

Das Konzept beinhaltet einen zukunftsweisenden Vorschlag für 88 Wohnungen in einem vielfältigen Wohnungsmix. Durch die Aufteilung auf drei Häuser wird pro Haus ein Nachbarschaftscluster ermöglicht. Beim achtgeschossigen Gebäudepaar über dem Kindergarten werden die Wohnungen um einen über vier Geschoße reichenden Luftraum gruppiert. Jeweils sechs Wohnungen im Geschoß bilden eine überschaubare Stockwerksgemeinschaft. Diese Gliederung gewährleistet eine gute Orientierung mit ablesbarer Nachbarschaft. Damit ist die ungezwungene Begegnung genauso gegeben, wie individuelles Wohnen und Privatheit. Vier Wohnungen sind als Eckwohnungen mit zweiseitiger Belichtung geplant. Die Erschließung der beiden Häuser erfolgt jeweils über ein an der Nordfassade situiertes belichtetes Stiegenhaus mit Liftanalage. Hier befinden sich auch Abstellräume für Kinderwagen. Auf dem Dach des Kindergartens wird eine Gemeinschaftsterrasse mit Kleinkinderspielplatz für die Bewohner:innen geschaffen; auch die fünfgeschossige Erschließungshalle mündet hier. Über Gemeinschaftsräume (Waschsalon, Kinderspielraum) wird der Zugang zur Gemeinschaftsterrasse ermöglicht. Zusätzlich wird im 7. Obergeschoß jeweils eine Gemeinschaftsterrasse angeboten. Das freistehende südliche Punkthaus ist als als Vierspännertypus geplant. Die offene Aufgliederung der Baukörper sowie der gewählte Grundriss schaffen vier attraktive Eckwohnungen mit guter Besonnung wie Belüftung. Über ein natürlich belichtetes Stiegenhaus mit Liftanlage werden vier Wohnungen im Geschoß erschlossen. Gleichzeitig werden Innenecken und die damit einhergehenden störenden Einsichten vermieden. Im Erdgeschoß ist eine Gewerbefläche geplant, die vom Vorplatz erschlossen werden soll. Der Abstellplatz für die Kinderwägen ist über die Eingangshalle erreichbar. Hier befindet sich auch der Raum für die Haus-Betreuung und eine kleine Werkstatt für Fahrradreparaturen mit entsprechend möglichen Synergien. Im Anschluss an den südlichen Jugendspielplatz ist zudem ein Wasch-Café als Gemeinschaftseinrichtung vorgesehen. Allen Häusern gemeinsam ist die attraktive und außergewöhnlich gestaltete Eingangshalle. Durch die Kooperation mit einer Künstlerin wird der Bereich unverwechselbar, und die Identifikation der Bewoher: innennen mit „ihrem“ Haus gefördert. In der Eingangshalle befinden sich neben den Postkästen Anlieferboxen für Lieferdienste. Ein virtuelles Hausportal erleichtert Information und Kommunikation. Für die beiden nördlichen Punkthäuser ist ein Müllraum gemeinsam mit dem Kindergarten im erforderlichen Ausmaß vorgesehen. Das südliche Punkthaus erhält einen begrünten Müllplatz im Bereich der Garagenabfahrt. In allen Wohnungen sind zudem Einlagerungsräume im Keller geplant. Sämtliche Wohnungen erhalten einen vorgelagerten Freiraum in Form von Balkonen. Die privaten Freiräume bestehen aus einem Aufenthalts- und individuell gestaltbarem Pflanzbereich.

Kindergarten

Der Kindergarten im Norden des Bauplatzes ist zweigeschossig und parallel zur Bernoullistrasse angeordnet. Der Eingangsbereich befindet sich gut sichtbar gegenüber dem Freiraum des Schrödinger Platzes. Vorgelagert ist ein Vorplatz als öffentlicher Begegnungs- und Aufenthaltsraum. Neben der Möglichkeit zum Verweilen sind auch Abstellplätze für Scooter und Fahrräder geplant. Die Gruppenräume im Kindergarten sind zum südlichen Freiraum orientiert, der sich mit der anschließenden im Bestand befindlichen Grünfläche verschränkt. Die vier Gruppenräume im Erdgeschoß erhalten über die Garderoben einen direkten Zugang zum Freibereich, die fünf Gruppenräume im Obergeschoß sind über einläufige Treppen damit verbunden. Die innere Erschließung erfolgt zentral über eine längs gerichtete Halle und zwei einläufige Treppen. Der Hallenraum erweitert sich in beiden Geschoßen in einen Aufenthaltsraum in Form von Bistros. Die Gebäudeklasse erlaubt ein überhöhtes Erdgeschoß von 3,20 m und im Obergeschoß von 3,00 m.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich überzeugt das Projekt durch eine klare Positionierung der Punkthäuser. Einerseits sind diese als Solitäre überzeugend wirksam, bilden aber gleichzeitig ein stringentes Ensemble. Die Blickachse vom Schrödingerplatz wird durch zwei Baukörper mit der richtigen Distanz gehalten, trotzdem ist der Durchblick in den dahinterliegenden Grünraum möglich. Dieser geschützte Bereich bezieht auch jenen des Bundesländerhofes ein.

Der Vorplatz ist großzügig angelegt und schafft eine stimmige urbane Atmosphäre. Der Eingang in den Kindergarten und in das nordwestseitige Wohnhaus und über Eck in das südwestseitige Wohnhaus und in eine geplante Arztpraxis bilden einen sozialen Raum, wo Bewohner*innen und Passant*innen zufällig zusammentreffen können. Der Eingang in das nordostseitige Wohnhaus liegt an der Bernoullistraße, wodurch eine Entflechtung der Wege gegeben ist.

Der zweigeschoßige Kindergarten ist als Sockelzone für die zwei darüberliegenden Baukörper angelegt, was diesen städtebaulich die individuelle Höhe nimmt. Der Kindergarten ist im Norden zum bestehen Schulgebäude hin orientiert und im Süden in den halböffent-lichen Grünraum. Dieser ist fast zur Gänze den Kindergartenkindern vorbehalten. Die süd-seitige Beschattung ist gegeben, indem sowohl im Obergeschoß des Kindergartens wie in dem darüberliegenden Geschoß ein Balkon auch als Beschattungselement fungiert. Die Gruppenräume im ersten Obergeschoß verfügen über einen eigenen Stiegenabgang in den Garten. Am Dach des Kindergartens zwischen den beiden Baukörpern der Wohnhäuser liegt ein Gemeinschaftsgarten, der für die Bewohner*innen leicht zu erreichen ist.

Die Grundrisslösung der drei Wohnhäuser ist durch ein mittiges Atrium über alle Etagen mit Oberlicht als Zugang zu den Wohnungen ideal. Alle Stiegenhäuser liegen nordseitig und sind dadurch natürlich belichtet, ohne aufzuheizen. Für jedes Haus schafft ein Dachgarten zusätzliche Außenraumqualität.

Die Wohnungsgrundrisse sind durch die Bauweise flexibel, innerhalb einer durch die Statik bedingte Wohneinheit können die Aufenthaltsräume durch Änderung der Zwischenwände adaptiert werden. Der Großteil der Wohnungen ist über Eck organisiert, jede Wohnung verfügt über einen Balkon und bietet dieser Art hohe Lebensqualität.

Das Projekt ist um einen schonenden Umgang mit dem Baumbestand bemüht und versucht die Qualität des bestehenden Grünraumes des Bundesländerhofes zu erweitern. Die klare Zonierung schafft Aufenthaltsqualität in unterschiedlichen Bereichen. Empfohlen wird die Rampe zur Tiefgarage an die Nordostseite zu verlegen, um im Südwesten einen größeren Grünraum zu schaffen.

Die kompakte Bauweise dieses Projektes schont nicht nur die bestehende bauliche Struktur und deren Grünraum, sondern wirkt sich wohl auch auf die Bau- und Erhaltungskosten positiv aus.
Perspektive vom Schrödingerplatz

Perspektive vom Schrödingerplatz

Lageplan

Lageplan

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto