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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2023

Erweiterung Wohngebiet Plankerheide in Krefeld

Der ökologische Boulevard

Der ökologische Boulevard

Anerkennung

Preisgeld: 21.800 EUR

BeL SozietĂ€t fĂŒr Architektur

Stadtplanung / StÀdtebau

bauchplan ).(

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / StÀdtebau

ISAPLAN Ingenieur GmbH

Verkehrsplanung

ErlÀuterungstext

Klimagerecht
Das Projekt grĂŒndet auf Klimaschutz, es ĂŒbersetzt Parameter des klimagerechten Bauens in Form. Strukturgebend sind die Frischluftbewegungen, das Wasserregime und ein minimalinvasiver Eingriff in die vormalige Wiesenlandschaft. Die gesamte Bebauung legt sich als eine zusammenhĂ€ngende Figur in den Landschaftsraum, sie kommuniziert reagierend mit diesem.
Die Bewegungs- und FreirĂ€ume stellen Luftschneisen dar, die kĂŒhle Luft aus den Feldern wird im Gebiet weitergeleitet. Die grĂŒne, aus Geraden und Kreissegmenten gebildete Hauptstruktur eines Boulevards bildet eine erste Ordnung, davon gehen grĂŒne Landschaftstaschen ab. Die Hauptstruktur legt sich entlang der vorhandenen Landschaftselemente pendelnd in das Gebiet und stellt den minimalen Eingriff dar. Unsere ErschließungsflĂ€che betrĂ€gt nur 6% der BaulandflĂ€che, statt der geplanten 15%, die gesparten FlĂ€chen werden bei uns zu GrĂŒnflĂ€chen gewidmet. Am Boulevard stehen sich nach außen öffnende Baukörper. Die Körper sind am Boulevard höher, zur Landschaft hin niedriger. Nach SĂŒden sind die Baukörper zusammengesetzt, sie werden aus unterschiedlichen Wohntypen gebildet. Die Regeln der Feuerwehrrettungswege und der GebĂ€udeklassen werden in die Form des StĂ€dtebaus ĂŒbertragen, um Versiegelung und ErschließungsflĂ€che zu vermeiden.

GrĂŒner Boulevard
Der grĂŒne Boulevard ist das RĂŒckgrat Plankerheides, es beginnt jeweils mit einem urbanen Auftakt, groß im nördlichen Teil, kleiner an der Kölner Straße. Der Boulevard öffnet sich ins Gebiet hinein, beginnt 17 m breit, mit einer Baumreihe, öffnet sich konisch zum Blick auf Landschaftselemente, in der Mitte ist er 27 m breit, besitzt 3 Baumreihen und dient der EntwĂ€sserung und Versickerung. Die RĂŒckhaltebecken/-mulden (RetentionsflĂ€chen) entlang des Boulevards dienen unter anderem der punktuellen, verlangsamten Versickerung, als auch der temporĂ€ren Speicherung von Wasser mit klimaanpassenden Effekten. Das Wasser bleibt so im Quartier. Der Boulevard wird durch die BĂ€ume verschattet. Er bĂŒndelt alle Wege und MobilitĂ€tsformen, er ist multikodiert und minimal versiegelt. In regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden werden kleine PlĂ€tzchen mit unterschiedlichen Formen von Wasser und Spiel gebildet. Der private Verkehr wird zu Beginn durch die großen MobilitĂ€tsbauten aufgefangen, nach circa 50 m im Gebiet sind nur noch öffentlicher Verkehr und Lieferverkehr, RĂ€der und Zufußgehende miteinander vorhanden. Jeder der neuen Bewohnenden erreicht seinen MobilitĂ€tshub nach 250 bis 300 m. Auf dem Boulevard finden sich 4 Bushaltestellen, Parkbuchten fĂŒr die Lieferdienste und barrierefreie ParkplĂ€tze.

Ausblicke und Wege ins Offene
Die Baufelder von Plankerheide sind entsprechend der Kooperativen Baulandentwicklung als zusammengefasste Baukörper zu verstehen. Es gibt nördlich des Boulevards kleinere - in einer Transformation vom SolitĂ€r zum Blogfragment - im SĂŒden des Boulevards grĂ¶ĂŸere Baukörper, die zur Landschaft geöffnete Blöcke darstellen. Alle verbindet, dass sie in die angrenzende offene Landschaft oder den Landschaftsfriedhof blicken. Ebenso eint sie, dass sie immer von außen ĂŒber die breiten ZwischenrĂ€ume, die Landschaftstaschen erschlossen werden. Die geöffneten Blöcke besitzen im Inneren große, grĂŒne, am Rand privat, in der Mitte gemeinschaftlich genutzte Gartenhöfe. Die Blöcke sind aus verschiedenen Haustypen zusammengesetzt: Am Boulevard als Kopf dient ein vier oder vier plus Staffelgeschoss hohes Mehrfamilienhaus, das in dreigeschossige Reihen oder zweigeschossige ReihenhĂ€user oder GartenhofhĂ€user mĂŒndet. EinfamilienhĂ€user und ReihenhĂ€user sind somit ausdrĂŒcklich Teil eines rĂ€umlichen Zusammenhanges, eines großen Ganzen.
Die Landschaftstauschen beginnen als Erschließung der Alle und die Feuerwehr, hier 20 m, die letzten 50 Meter vor dem Landschaftssaum sind dann nur noch versickerungsoffen und 12 m breit. Der Blick fokussiert auf kleine Elemente entlang des Bestandradweges.

Dichte und Bewegung am Stadtplatz
Der Grundend Platz stellt das soziale und infrastrukturelle Zentrum von Plankerheide dar. Der öffentliche und der private Verkehr wird neu synergetisch geordnet. Plakerheide erhĂ€lt nun einen Bahnhof, der das barrierefreie Umsteigen zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln sicher ermöglicht. Der Zugang von Bus, Straßenbahn und zur K-Bahn wird gebĂŒndelt, wir schlagen eine BrĂŒcke ĂŒber die Gleise vor, die im Mobility Hub beginnt. Der Mobilityhub ĂŒberbaut den vorhandenen Parkplatz, im Erdgeschoss sind vielfĂ€ltige MobilitĂ€tsangebote, dann wird in den Geschossen geparkt und auf dem Dach gegĂ€rtnert. Nach SĂŒden belebt Gewerbe wie eine BĂ€ckerei und en Kiosk den Platz. GegenĂŒber befindet sich der Bildungscampus, der seinen Kopf mit dem Familienzentrum zum Platz hin erhĂ€lt. Der einheitliche Bodenbelag zieht die unterschiedlichen öffentlichen Nutzungen zusammen und lĂ€dt sie auf die FlĂ€che ein, mit den zweiseitigen BestandsbĂ€umen hat der grĂŒne Boulevard hier seinen Auftakt. An der Westseite markieren Townhouses hinter BĂ€umen die Raumkante, die im Erdgeschoss ĂŒber eine Gewerbeeinheit verfĂŒgen.

Leben am Kölner Platz
Vom Kölner Platz gehen strahlenförmig grĂŒne Wege ins Gebiet. Hier ist der Maßstab im Vergleich zum Grundend Platz etwas kleiner, etwas nachbarschaftlicher, denn ĂŒber den öffentlichen Erdgeschossen wird gewohnt. Die stufenweise Entwicklung des zusĂ€tzlichen GrundstĂŒcks ist einfach möglich, es erweitert sich um alle erforderlichen Bestandteile und ergĂ€nzt die unterschiedlichen Wohntypen um das Alterswohnen in Park am nördlichen GrundstĂŒck. Wir schlagen hier zur StĂ€rkung des SozialgefĂŒges am Kopf des Platzes eine Kita vor.
Der konische Boulevard beginnt hier schmal und richtet sich öffnend zur Lichtung am Ende des Friedhofs aus. Am Sonnenplatz lĂ€sst eine Nachbarschaftsloggia den Blick nach SĂŒden in die Landschaft frei.

Lichtungskehre
Einen besonderen Punkt nimmt die Lichtungskehre in der Mitte des Boulevards ein. Der Boulevard schwingt hier elegant durchs GrĂŒne, man blickt leicht erhöht durch BĂ€ume hindurch hinaus in die Landschaft, die hier den Raum prĂ€gt. Die Bustrasse und der Radweg werden zum Körper, eine darunterliegende TrockenstĂŒtzmauer dient als Habitat fĂŒr Insekten und KleinsĂ€uger. Der vorhandene Baumbestand wird verdichtet, die AlleebĂ€ume des Boulevards wandern nach Außen und lassen eine Lichtung frei. Eine hölzerne Bushaltestelle wird zum Pavillon im Landschaftsraum.

Bildungscampus
Der Bildungscampus steht als großes landschaftliches GebĂ€ude an der SĂŒdkante des Grundend Platzes. Der Bildungscampus fasst die Unterschiedlichen Nutzungen klug zusammen um Kompaktheit (und wieder minimale Versiegelung) und eine öffentliche OberflĂ€che zu erreichen. Die GebĂ€udeteile mit Fassaden: Familienzentrum, Foyer der Turnhallen, Schule und Kindergarten werden zum Platz und zum Boulevard positioniert. Die Schulterrasse entlang des Boulevards ermöglicht VerknĂŒpfung der einzelnen GebĂ€udeteile ĂŒber den Freiraum, eine Freiklassennutzung und die ZugĂ€nglichkeit der SportflĂ€chen auf dem Dach der Turnhallen. Im Bildungscampus bildet sich zwischen Schule und Kindergarten ein grĂŒner besonnter Hof, der sich in die Reihe der Gartenhöfe gesellt.

GrĂŒne SĂ€ume am Rand
Die RĂ€nder des Gebietes werden im Norden durch einen Biotopstreifen und im SĂŒden mit dem bestehenden Radweg verbunden. Hier finden sich atmosphĂ€risch unterschiedliche SpielplĂ€tze entsprechend der Lage in der Landschaft. Der Biotopsaum wird grĂŒn nachverdichtet, wĂ€hrend entlang des Radweges kleine Freiraumelemente wie BĂ€nke, Podeste und Spielzeuge den Raum minimal programmieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser:innen entscheiden sich fĂŒr eine markante stĂ€dtebauliche Idee: Das Quartier wird entlang einer zentralen, leicht mĂ€andrierenden Verbindungslinie aufgebaut, die den autonomen Shuttle als prĂ€gendes Element aufnimmt und als „rotes Band“ durch das Baugebiet leitet. Der Freiraum bildet mit der autonomen Verkehrstrasse das RĂŒckgrat des Quartiers. Die Angemessenheit des dominant herausgestellten roten Bandes wird kontrovers diskutiert. Baumgruppen und -reihen sĂ€umen diese Bereiche, kleine Platzbereiche lockern den Straßenraum auf. Der öffentliche Freiraum ist vergleichsweise gering dimensioniert.

Zum „roten Band“ hin wird verdichtet bebaut, zu den RĂ€ndern lockert die Bebauung auf. Entlang der zentralen Verbindungslinie werden – teilweise großmaßstĂ€bliche – Baukörperstrukturen aufgebaut, die eine fĂŒr Fischeln ungewohnte MaßstĂ€blichkeit aufweisen. Teilweise sehr lange GebĂ€udekörper und eine fĂŒnfgeschossige Bebauung sollen einen urbanen Charakter vermitteln. Klassische Typologien des Wohnungsbaus werden neu interpretiert und im Sinne eines Patchworks frei kombiniert. So bilden sich Reihen- und Teppichhausstrukturen, die mit Höfen kombiniert werden. Die Verfasser:innen verstehen das Baugebiet als Experimentierfeld fĂŒr Wohntypologien, die in ungewohnten Zusammensetzungen Baufelder mit einem eigenen, zum Teil auch eigenwilligen Charakter, definieren. FĂŒr das „Haus der Bildung“ wird ein innovativer Baustein mit einer vertikalen Nutzungsmischung vorgeschlagen, was als interessanter Beitrag anerkannt wird. Die QuartiersparkhĂ€user befinden sich richtigerweise an den QuartierseingĂ€ngen, im Gebiet selbst soll es keinen Autoverkehr geben. Der Parkplatz am Grundend wird ĂŒberbaut, was sehr gut ist. Der angrenzende, dicht bewachsene Freiraum wird im Gegenzug grĂ¶ĂŸtenteils freigehalten, was eine gute Lösung darstellt.

Der Entwurf stellt einen wertvollen Beitrag dar fĂŒr die Diskussion um zukunftsweisenden StĂ€dtebau, auf welchen Leitbildern er aufbaut und welche Schwerpunkte er in Bezug auf Typologien, Dichte, FreirĂ€ume und Erschließung legt. Eindeutig im Vordergrund steht die eigenstĂ€ndige Straßenpersönlichkeit der „autonomen Achse“, formgebend fĂŒr den StĂ€dtebau, quasi als Gegenmodell zur autogerechten Stadt. Mutige, auch unkonventionelle Zukunftsbilder eines visionĂ€ren StĂ€dtebaus und die Anforderungen an eine zeitnahe und auch politisch tragfĂ€hige Realisierbarkeit prallen in diesem Entwurf aufeinander. Sie sorgen fĂŒr einen lebhaften, auch polarisierenden Austausch im Preisgericht, die Angemessenheit der stĂ€dtebaulichen Entscheidungen und Setzungen wird kontrovers diskutiert.
Modellfoto

Modellfoto

Lageplan, M1:2000

Lageplan, M1:2000

Piktogramme

Piktogramme

Lageplan, M1:1000

Lageplan, M1:1000

Haus der Bildung, Grundendplatz, Grundend Bahnhof, Friedhof Eingang

Haus der Bildung, Grundendplatz, Grundend Bahnhof, Friedhof Eingang

Grundendplatz, M1:500

Grundendplatz, M1:500

Schnitt A-A

Schnitt A-A

Plankerheide Ost, M:1:500

Plankerheide Ost, M:1:500

Schnitt B-B

Schnitt B-B

Plankerheide-West, M1:500

Plankerheide-West, M1:500

Schnitt C-C

Schnitt C-C

ErlÀuterungen

ErlÀuterungen

aus dem Bus hinausschauen

aus dem Bus hinausschauen