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Städtebaulicher Investorenwettbewerb | 08/2023

Grundstücksentwicklung Münsterstraße 59 in Lüdinghausen

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

Spital-Frenking + Schwarz Architekten | Stadtplaner | BDA – PartG mbB, Lüdinghausen

Stadtplanung / Städtebau

LH Immobilien + Management GmbH

Investor*in

Erläuterungstext

Ein Zeichen für Lüdinghausen – stadträumlich, ökologisch, sozial:

Zwei klare Baukörper gliedern den Raum. Ein Solitär markiert den Abschluss und den Auftakt der Innenstadt und zeichnet mit seinen zwei Satteldächer eine für Lüdinghausen typische Silhouette in Richtung „Sendener Straße“. Eine Zeile bildet den Rücken für den Solitär und vermittelt sowohl zur flächigen Gewerbehalle der Händlerkette „JYSK“ als auch zur Punktbebauung der Münsterstraße. Beide Körper werden über eine Glasfuge von der ruhigen Münsterstraße aus erschlossen.

Die Baukörper umfassen insgesamt 26 Wohnungen und eine Gewerbeeinheit. Geplant ist ein Anteil von 100 % gefördertem Wohnraum. Alle Einheiten sind barrierefrei, 10 Wohnungen sind uneingeschränkt barrierefrei, also rollstuhlgerecht. Das Wohnungsangebot richtet sich an Sozialhilfeempfänger, alleinerziehende Elternteile mit 1-2 Kinder, Senioren mit Wohnberechtigung (geringe Rentenbezüge), alleinstehende Menschen, die Begleitung und Hilfestellung im Alltag benötigen.
Für das prominent liegende Erdgeschoss des Solitärs wird ein öffentliches Gewerbe mit maximal möglichen Lüdinghausen Bezug vorgesehen – ein Aushängeschild für die Stadt. So wäre z.B. ein Einzelhandel mit Produkten von regionalen Herstellern (z.B. regionale Mosterei) vorstellbar.
Unter dem Komplex befindet sich eine Tiefgarage, die alle notwendigen Stellplätze für Fahrräder und PKWs umfasst.

Baumaterialien, Konstruktion und Grundrisskonzeption sind nach den Prinzipien des Qualitätssiegels für nachhaltige Gebäude (QNG) geplant. Eine Zertifizierung durch den Verein „Nachhaltiger Wohnungsbau“ sowie der energetische Standard KfW 40 werden angestrebt.
Die Konstruktion besteht aus einer, von der DGNB zertifizierten, Holz-Hybridbauweise mit Vormauerschale der Firma Brünninghoff. Alle verbauten Materialen werden auf den Impact im Lebenszyklus geprüft – die graue Energie wird möglichst geringgehalten und die Recyclierbarkeit sichergestellt.
Die Strom- und Wärmeversorgung wird über eine Solaranlage auf dem Dach der Zeile in Kombination mit einer Erdwärmepumpe mit Wärmerückgewinnung gedeckt. So wird der Komplex weitestgehend autark betrieben werden können.
Durch die Organisation der Wohnungen kann auf eine energie- und wartungsintensive Lüftungsanalage verzichtet werden. Alle Wohnungen können entweder über eine Loggia oder einen Laubengang quergelüftet werden.


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlägt ein Doppelgiebelhaus zur Markierung des nördlichen 'Einfahrtstors' zur Innenstadt Lüdinghausens vor. Den Hintergrund dieses vorgeschobenen Gebäudes bildet ein länglicher, parallel gestellter zweiter Baukörper als Flachdachriegel. Beide Baukörper sind viergeschossig und werden durch eine Glasfuge verbunden, die die vertikale Erschließung beinhaltet.
Die verbleibenden, das Doppelgiebelhaus flankierenden Außenräume sind baumbestanden und unversiegelt, dies bewertet das Preisgericht grundsätzlich positiv - gleichwohl schmälert dies die effiziente Ausnutzung des Grundstückes.

Die Signetwirkung des Gebäudes wird innerhalb des Preisgerichtes kontrovers diskutiert. Das Anliegen der Verfasser, die Giebelform als Wahrzeichen zu übermitteln, wird erkannt. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die beiden Giebel vor dem eher neutralen Riegel des Laubenganghauses als glaubwürdiger Auftakt der Altstadt wahrgenommen werden.
Zudem schwächt die Auflösung des Raumprogramms in zwei Baukörper das Potential des Standorts. Auch wird kritisch hinterfragt, ob der Riegel aufgrund seiner Länge und seiner Höhe nicht zu dominant wirkt, um als neutraler Hintergrund zu wirken.

Die seitlichen Balkone am Doppelgiebelhaus werden in diesem Zusammenhang ebenfalls kritisch gesehen. Positiv bewertet das Preisgericht, dass die Situierung des Entwurfes auf dem Grundstück eine Offenheit für zukünftige städtebauliche Entwicklungen im südlich angrenzenden Stadtraum aufweist. Die innere Organisation der beiden Baukörper ist klar gegliedert.
Das Doppelgiebelhaus weist im Erdgeschoss an der richtigen Stelle eine gewerbliche Nutzung auf, die angebotene Fläche schränkt jedoch die wirtschaftliche Nutzbarkeit ein. Ansonsten ergeben sich in beiden Gebäuden gut geschnittene sowie gut belichtete und belüftete Wohnungen, die im Flachdachriegel mit einem nördlich angeordneten Laubengang erschlossen werden.

Alle Wohnungen sind von der Ausrichtung der Himmelsrichtungen gut orientiert.
Die Berücksichtigung der Aspekte von Nachhaltigkeit und Ökologie sowie die konzeptionelle Abstimmung von Baukonstruktion und Materialwahl bewertet das Preisgericht ebenfalls positiv.
Es werden nachvollziehbare Standards und Zertifizierungen bei Baumaterialien und energetischen Zielen gesetzt.

Die Leitlinie 'Ökologisch' für den Entwurf bildet sich sehr klar ab und wird z.B. durch den Gedanken einer Nutzung im Erdgeschoss zum Erwerb regionaler Produkte weiter gestützt.
Mit 51% Versiegelung für rd. 2.000 qm Nutzfläche weist der Entwurf ein schlechtes Verhältnis auf. Die städtische Zielsetzung einer bilanziellen Klimaneutralität wird mit diesem Entwurf deutlich unterstützt.
Die Verfasser bieten eine klare städtebauliche Lösung für das exponierte Grundstück an, die von Maßstab und Typologie der Altstadtbebauung inspiriert ist, der Gelenkfunktion des Projekts am Eingang zur Altstadt aber nicht voll gerecht wird.

Nach Verlesung der Beurteilungstexte erfolgt eine eingehende Diskussion über die Rangfolge und die Verleihung der ausgelobten Preise für die in der Engeren Wahl verbliebenen Beiträge.
Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Fassadenschnitt + Teilansicht

Fassadenschnitt + Teilansicht