modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 10/2023

Umbau der Katholischen Kirche zum Gemeindezentrum in Durchhausen

Innenperspektive

Innenperspektive

2. Preis

Preisgeld: 6.000 EUR

Frank Heinz, Freier Architekt BDA

Architektur

Erläuterungstext

Entwurfsidee – eingestellter Kubus mit Gemeinderäumen
Die neuen Gemeinderäume werden als zurückhaltend gestaltetes hölzernes Volumen in den vorhandenen Kirchenraum eingefügt. Der neue Kubus hält bewusst Abstand von den Seitenwänden und vom Dach. Dadurch kommt dem Bestand mit seinen prägenden Elementen der angemessene Respekt zu. Die ursprünglichen Proportionen des Kirchenraumes bleiben weiter erlebbar. In den Fugen zwischen Alt und Neu entstehen interessante Blickbezüge und mystische Lichteffekte.

Die beiden Haupteingänge mit der dazwischenliegenden Kapelle incl. Feuerzungen-fenster und darüberliegender Galerie bleiben ebenso erhalten wie die beiden Seitenschiffe mit den Bildfenstern des Kreuzweges. Das Heilig Geist Fenster aus dem heutigen Pfarrhaus bekommt eine neue Position als Lichtobjekt in der Blickachse des linken Seitenschiffes. Der verkleinerte Gottesdienstraum bildet einen angemessenen Rahmen für Gottesdienste mit bis zu 200 Teilnehmern.

Raumkonzept – einfach und flexibel
Der Gemeindesaal, die beiden Gruppenräume und der Pastoralraum nutzen auf 2 Geschosse verteilt das Volumen des bisherigen Chorbereiches. All diese Räume erhalten große Fenster zum südlich angrenzenden neuen Gemeindegarten. Abgerückt davon bilden die Sakristei im Erdgeschoss sowie Archiv und Toiletten im Obergeschoss eine neue Altarwand für den Gottesdienstraum. Dazwischen verbindet ein 2-geschossiges Foyer mit Treppe und Aufzug alle Gemeinderäume miteinander. Außerdem ergänzt es die beiden Seitenschiffe zu einem durchgehenden Kreuzweg.

Durch Schiebetüren und eine flexible Trennwand sind im Erdgeschoss verschiedenste Raumkonfigurationen aus Gemeindesaal mit angrenzender Küche, Gruppenraum, Foyer und Kirchenraum möglich. Die Gemeinde kann ihr neues Zentrum so jederzeit flexibel ihren Bedürfnissen anpassen. In den Seitenschiffen sichern eine rollstuhl-gerechte Rampe und bequeme Treppen die barrierefreie Verbindung zwischen dem Gottesdienstraum und den Gemeinderäumen.

Konstruktion und Materialien – einfaches Volumen aus heimischen Hölzern
Die neuen Gemeinderäume werden aus Brettsperrholzelementen in heimischer Weißtanne konstruiert. Da das neue Volumen in den vorhandenen Kirchenraum eingestellt wird, müssen seine Außenbauteile nur thermische Anforderungen erfüllen. Auf Abdichtungslagen der obersten Decke kann somit verzichtet werden. Neue Fenster und Außentüren werden als Holz-Aluminium-Elemente in Weißtanne mit außenliegenden Senkrechtmarkisen als Sonnenschutz ausgeführt.

Für alle sichtbaren Oberflächen werden Weißtannebretter in liegender Struktur verwendet. Zum Kirchenraum hin zeigen sich die Oberflächen sägerau, nach innen gehobelt und geschliffen. In allen Gemeinderäumen werden Akustikdecken aus Weißtannelamellen eingebaut. Alle übrigen Einbauten wie Türen und Einbauschränke werden ebenfalls aus Weißtanne erstellt. Die Gemeinderäume erhalten Dielenböden aus weißlich geseifter Eiche.

Die Innenoberflächen des Kirchenraumes werden durch einen einheitlich hellen Anstrich zurückgeführt auf ihren bauzeitlich archaischen Zustand. Alle später hinzugefügten dekorativen Ausmalungen werden dabei überdeckt. Der vorhandene Bodenbelag des Gottesdienstraumes bleibt soweit als möglich erhalten. Durch das gleichberechtigte Zusammenwirken von Alt und Neu entsteht ein stimmiges Ganzes.

Wirtschaftlichkeit – Eingriffe in Bestand minimieren, Regenerative Energien
Aus konstruktiven und wirtschaftlichen Gründen bleibt der Rohbau der Kirche nahezu unverändert. Lediglich für Fenster und Türen erfolgen wenige gezielte Eingriffe in die Außenwände. Ein Tieferlegen des Bodenniveaus im Chorbereich erscheint aufgrund wohl erforderlicher Unterfangungen der Außenwände als unverhältnismäßig. Deswegen wird der Bodenversprung zwischen Gottesdienstraum und Gemeinderäumen bewusst in Kauf genommen. Die Verbindungselemente zwischen den Niveaus dienen auch der Installationsführung und schaffen mit langen hölzernen Sitzbänken im Gottesdienstraum zusätzliche räumliche und funktionale Qualitäten.

Die eingestellten Gemeinderäume erhalten eine hochwärmedämmende Gebäudehülle. Zusammen mit der Kompaktheit des Baukörpers ergibt sich ein sehr geringer Wärmebedarf. Alle Raumzonen werden ihrer Funktion entsprechend beheizt. Die neuen Gemeinderäume erhalten Fußbodenheizung. Der Wärmeeintrag in den Gottesdienstraum erfolgt über Konvektoren unter den seitlichen Bänken, entlang der neuen Altarwand und im Galeriebereich. Dies ermöglicht den Einsatz aller Wärmeerzeugerstrategien und bietet für die Räume ein Maximum an Flexibilität. Der Heizenergiebedarf wird regenerativ gedeckt - soweit umsetzbar über eine Sole-Wasser-Wärme-pumpe. Eine neue PV-Anlage auf dem Kirchendach kann den Großteil des benötigten Stroms erzeugen. Die Trinkwassererwärmung erfolgt aus Hygienegründen dezentral, z.B. durch Elektro-Durchlauferhitzer. Auf den Einsatz von Lüftungsanlagen wird mit Ausnahme innenliegender Räume und der Küche weitgehend verzichtet. Die Beleuchtung des Gebäudes erfolgt flächendeckend in energiesparender LED-Technologie.



Beurteilung durch das Preisgericht

Grundsätzlich erfüllt die Arbeit die Intension der Gemeinde mit einem einfachen und praktikablen Konzept. Ein klares, im Innenraum eingefügtes Volumen, ordnet das Gemeindezentrum im südlichen Bereich der Kirche einem neu gestalteten Außenraum zu, der auch für Außengottesdienste nutzbar ist. Die ehemalige Sakristei wird zum Küchenbereich, der zentral alle Räume versorgen kann. Das Volumen trennt klar die neuen wärmegedämmten Räume zu dem, im Bestand unveränderten, Kirchenraum. Im Einzelnen jedoch scheint die klare Trennung nicht gegeben zu sein. Der Gemeinderaum und der Gruppenraum im Erdgeschoss grenzen direkt an die vorhandene Außenwand.

Die Zuordnung zum Platz der Gemeinde vor der Gemeindehalle wird in Frage gestellt. Der Eingang zum Gemeindezentrum und der südlich gelegene Platz überzeugen nicht als Fortsetzung der geplanten Neugestaltung der Dorfmitte. Die Grundfläche des Gemeindezentrums bleibt auf der Höhe des Altarraums. Dadurch wird die Anbindung an den Außenraum etwas besser, der Innenraum der Kirche wird jedoch durch die aufwendigen Treppen und Rampenanlagen und das Podest eher beeinträchtigt.

Strukturell erscheint das Gemeindezentrum gut organisiert. Eine zentrale Erschließung mit Aufzug ordnet alle Funktionen. Der Gemeinderaum und die Gruppenräume sind durch, neu eingefügte, große Fensteröffnungen nach Süden hervorragend belichtet und belüftet. Dieser Eingriff wirkt zugleich in den Kirchenraum. Die gleiche Struktur bildet die Altarwand, die zentrale neue Struktur für den alten Kirchenraum, der ansonsten bleibt wie er war. Hier werden mehrere Varianten für die Ordnung der liturgischen Orte vorgeschlagen, was der Gemeinde jedoch nicht entspricht und technisch mit den vorhandenen liturgischen Gegenständen nicht durchführbar erscheint.

Die Adresse der Kirche für die Gemeinde bleibt unverändert präsent. Der Vorplatz der Kirche wird neugestaltet und mit einer, etwas aufwendigen Rampe, barrierefrei erschlossen. Insgesamt stellt die Arbeit einen einfachen und überzeugenden Beitrag dar.
Grundriss EG

Grundriss EG

Längsschnitt

Längsschnitt

Ansicht und Querschnitte

Ansicht und Querschnitte

Außenperspektive Gemeinderäume

Außenperspektive Gemeinderäume