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Offener Wettbewerb | 11/2023

Genossenschaftliches Wohnprojekt Freimundo in München-Neufreimann

1. Preis

Preisgeld: 9.666 EUR

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Erläuterungstext

„Narnia! It's all in the wardrobe just like I told you“

At the heart of every home is a wardrobe to Narnia. Anyone who has had enough of living together leaves the collective world through the wardrobe. Behind it, your own world begins: untidy children's rooms, dreams by day and night, peace and quiet or your own music. The wardrobe makes flats small and large, connects them with the switchable rooms and allows the entire house to breathe. It is also a place to "be in between": in the bathroom, in the home office and stays the wardrobe at the same time. Because "it's all in the wardrobe, just like I told you."

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch seinen klaren und konsequenten Ausdruck. Der Teilblock fungiert dem städtebaulichen Konzept folgend als intakte Blockrandbebauung mit einem durchgehenden Fassadenkonzept. Die durchlaufende Traufkante ist umgesetzt. Das EG ist als Sockelzone durch die Wahl der größeren Fensterelemente und Geschosshöhe ablesbar und betont. Mit der großzügigen, gut proportionierten Öffnung im Ostriegel orientiert sich das Gebäude zum nachbarlichen Baufeld MU 1 (6), was positiv gesehen wird. Das städtebauliche Prinzip des Masterplans, die Ausbildung der nordöstlichen Blocküberhöhung als räumlicher Dialog mit dem diagonal gegenüberliegenden Hochpunkt, ist unbedingt zu stärken. Eine Kombination mit der Nutzung des Dachgartens z.B. als L- förmige Einhausung (= Windschutz) ist vorstellbar.
Der poetische Ansatz des mysteriösen Narnia Wandschranks‘ als durchlaufende Mittelzone, die zwischen dem gemeinschaftlichen und individuellen Wohnen funktional und räumlich vermittelt, wird von der Jury ausnahmslos gewürdigt. Hervorzuheben ist dabei die Flexibilität in den Wohnungstypen durch eine variierende Zuordnung von Individualräumen zur laubengangseitigen Wohnküche. Die fehlenden Wohnzimmer werden diskutiert, aber als flexibel anpassbar durch die Zuordnung eines Kombi- oder Individualraums (genutzt als Wohnzimmer) befunden. Die wandelbar konzipierten Wohnungen werden als Antwort auf sich ändernde und komplexe Lebenssituationen von der Jury verstanden. Das Konzept der Wohnküche als Begegnungsort bereichert das Zusammenleben, die Zuordnung zum Laubengang sichert die angestrebte nachbarschaftliche Kommunikation. Die Wohnungen werden prinzipiell als kompakt gelayoutet mit sehr guter Wohnqualität durch die zweiseitige Orientierung gesehen. Die Erschließung erfolgt über drei gleichmäßig verteilte Kerne mit Aufzug und Treppenhaus (in nur zwei Kernen) und einem umlaufenden, offenen Laubengang. Das Konzept wirkt übersichtlich mit kurzen Wegstrecken. Die drei Kerne werden über eingeschossige, gut proportionierte Durchgänge im Erdgeschoss erreicht. Sie liegen aus Sicht der Jury leicht auffindbar und gut zugänglich an der Nord- und Südfassade.

Die geforderten Nicht- Wohnnutzungen werden im Erdgeschoss umgesetzt. Die Anordnung und Ausrichtung wird positiv bewertet. Der angestrebten Aktivierung der Erdgeschosszone am Grünboulevard mit einem vielfältigen Nutzungsangebot ist Rechnung getragen. Das Höhenkonzept und die barrierefreie Erschließung sind nicht nachvollziehbar dargestellt und zu prüfen. Das gilt ebenso für die Anordnung der rollstuhlgerechten Wohnung und den Gästeappartements im Erdgeschoss des Ostriegels. Der optimale Schutz der Privatsphäre ist zu stärken. Der Comedor und HUB (mit Yoga und Toberaum) schließen südlich am Durchgang im Ostriegel an und bereichern diesen mit einer zusätzlichen Funktion als Gemeinschafts- und Kommunikationsfläche.

Die effizient organisierte Tiefgarage erlaubt einen großen Teil des Innenhofs nicht zu unterbauen, was hinsichtlich Versickerungsmöglichkeit und vielfältiger Gestaltungsmöglichkeiten im Freiraum positiv beurteilt wird. Die südöstliche Fassadenecke ist mit der TG-Zufahrt belegt. Hier ist wegen der Adressbildung eine gute Gestaltung zu wählen. Es ist ein durchlaufendes Gestaltungskonzept in der Fassade, dem Grundriss und im Bauvolumen erkennbar, was dem Gebäude eine klare Identität gibt. Der Fassadenausdruck und die 8 statt 7 Vollgeschosse (wie im Gestaltungsleitfaden vorgeschlagen) werden ausgesprochen kontrovers diskutiert. Die stringente Fassadengestaltung wird von einigen Jurymitgliedern als monoton empfunden, von anderen wird jedoch die starke Ausdruckskraft des Konzeptes geschätzt. In der weiteren Ausarbeitung soll deshalb untersucht werden, ob die Fassade durch Varianz innerhalb der modularen Struktur ergänzt werden kann und damit eine Vielfalt in der Einheit gefunden wird. Es wird zudem die Gefahr gesehen, dass die hohe bauliche Dichte des Masterplans in Kombination mit minimierten Geschosshöhen bei 8 Vollgeschossen kein qualitätvolles Stadtbild erzeugt. Die lichte Raumhöhe soll deshalb maximiert werden, die zulässige Traufhöhe von 25 m ist dafür auszunutzen. Damit kann sowohl einer Großzügigkeit in der Fassadengestaltung als auch für einer angenehme Wohnsituation mit wohl proportionierte Innenräumen besser Rechnung getragen werden. Die Struktur des innenhofseitigen Laubengangs eröffnet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Sie dient der Erschließung, ergänzt um private Freisitze und Eingangsnischen und nimmt durchlaufend Pflanzelemente als Teil der Fassadenkonstruktion auf. Die Auflösung der Innenhoffassade in Stützen und Bänderungen wird positiv wahrgenommen. Es ist zu überlegen, ob auch im Nordriegel private Freiflächen an der Innenhofseite liegen können; die vorgesehenen Eingangsnischen in Kombination mit einem privaten Freisitz erscheinen zu klein. Das Gestaltungsprinzip des Innenhofs der wilden Natur wird als zielführend im Sinne der Nachhaltigkeit und Klimaanpassung gesehen. Der Innenhof ist größtenteils nicht unterbaut und weist großzügige Retentionsflächen auf. Damit wird Wasser nach Regenereignissen sichtbar und erlebbar. Die Grüne Gasse als lebendiger Begegnungsraum wird im Übergang zum Innenhof konzeptionell berücksichtigt. Die Öffnung und Schließung des Tors im östlichen Durchgang sollte überprüft und eine klare Haltung gefunden werden. Es ist zu vermeiden, die Nachbarschaft in den privaten Hof zu ziehen.

Die Holzhybridbauweise besteht aus einem Skelettbau mit Tragstützen, Erschließungskernen und Untergeschoss aus Stahlbeton sowie Decken aus Holzverbundelementen und wird hinsichtlich der Materialwahl positiv bewertet. Die konstruktiven Detailpunkte sind weiter auszuarbeiten. Die vorgefertigten Fassadenelemente scheinen effizient besonders hinsichtlich der Kosten. Die gefliesten Fassadenmoduloberflächen sind baukonstruktionstechnisch zu überprüfen.

Brandschutz: 2 der 3 notwendigen Treppen sind zwar grundsätzlich in einem Treppenraum ausgebildet, jedoch stehen diese in offener Verbindung zu Stichfluren. Je nachdem wie die tatsächliche Einteilung der Nutzungseinheiten und somit die bauliche Trennung erfolgt, sind weitere Maßnahmen erforderlich. Es sollen teilweise Einheiten bis 400 m2 gebildet werden können. Dies soll durch Untermietverträge und organisatorische Regelungen gelöst werden. Grundsätzlich ist das denkbar, solange für alle Schaltmöglichkeiten jedem Nutzer der Zugang zu 2 Rettungswegen möglich ist.

Wirtschaftlichkeit: Die geplante Kombination aus Stahlbetonskelett mit HBV-Decken ist aufwändig im Hinblick auf die Gewerke-Schnittstellen Rohbau und Zimmerer. Aufgrund des geringen Rasters erscheint die gewählte HBV-Decke als unwirtschaftlich und kann ohne weiteres durch eine reine Holzbaudecke ersetzt werden. Die angedachte Bekleidung mit Fliesen birgt bauphysikalische und technische Schwierigkeiten und wird als kostenintensiv in der Herstellung bewertet. Im Hinblick auf die Flächen- und Raumkennwerte ist der Entwurf sehr wirtschaftlich.

Nachhaltigkeit: Viel Grün und Retentionsflächen im Innenhof haben einen positiven Einfluss auf das Mikroklima. Querlüftung und Belichtung der Wohnbereiche ist durchwegs gut gelöst. Die Fassadenkonstruktion in Holzrahmenbauweise mit außenseitiger verklebter Keramikfliese ist bauphysikalisch und im Hinblick auf die Ökobilanz zu hinterfragen.