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Offener Wettbewerb | 09/2023

Neugestaltung Naschmarktparkplatz in Wien (AT)

Lageplan

Lageplan

Teilnahme

Octagon Architekturkollektiv

Stadtplanung / Städtebau

studiofutura

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

NASCHMARKT WIEN – Ein hybrider, klimaresilienter Organismus als Öffentlicher Stadtraum

Städtebauliches und freiräumliches Konzept
Leitidee des Entwurfs ist die Neuinterpretation des historischen Wientals und Naschmarkts zu einem hybriden, klimaresilienten und wandelbaren urbanen Zentrum, welches die Potenziale des Standorts integriert, neue Akzente setzt und den Naschmarkt mit den umgebenden Quartieren logisch neu verknüpft. Freiraum und bauliche Strukturen fungieren als resilientes Gesamtsystem mit ökologischen und sozialen Funktionen.

Bezug zu historischen Schichten des Naschmarkts
Die Struktur des Entwurfskonzepts wird aus den historischen Schichten des Naschmarkts entwickelt:
der ursprüngliche, bewegte Verlauf des Wienflusses, die Ausbildung einer (unvollendeten) Promenade zum Schloss Schönbrunn im Zuge der Begradigung und Überdeckelung sowie die
charakteristische Linearität der Marktzeilen. Das Entwurfskonzept referenziert diese historischen Schichten des Wientals und des Naschmarkt und formuliert zugleich eine eigenständige, identitätsstiftende Leitstruktur im öffentlichen Raum:
Zentrales Element ist ein bewegtes Freiraumband, welches die im Masterplan festgelegte Zonierung von Grünraum, Multifunktionsfläche und Naschmarkt-Éntrée selbstverständlich integriert und sich über die gesamte Länge des Naschmarkts hinweg als ein charakteristisches, mehrdimensionales Element im Stadtraum des Wientals erstreckt. Die verschiedenen Raumebenen werden innerhalb der Gesamtstruktur verknüpft: die Ebene des Wienflusses als Verbindung zum Wasser und Kaltluftstrom, die Ebene des Straßenniveaus als hauptsächliche Nutzungsebene des öffentlichen Raums, sowie die Ebene der Baumkronen, Pergolen und des Klima-Dachs, als schattenspendende Elemente.

Zonierung
Im westlichen Abschnitt hat das Band einen parkähnlichen Charakter, geprägt durch eine Topographie aus großen baumbestandenen Wiesenflächen und begrünten Böschungen, mit integrierten Holzplateaus welche die Funktionen des Mobiliars übernehmen.
Im Bereich der Flohmarktfläche weitet sich das Freiraumband zu einer ebenen multifunktionalen Fläche welche das Programm des Flohmarkts, des Radübungsplatzes sowie weitere Spiel- und Sportangebote aufnimmt. Die verknüpfende Funktion des Platzes wird durch eine über tiefergelegte die U-Bahn-Trasse gespannte Brücke gestärkt und die Rechte Wienzeile an den Platz angebunden.
Der Auftakt des Naschmarkts an der Kettenbrücke wird durch ein multifunktionales Energie- und Klima-Dach akzentuiert. Die raumbildende Struktur formuliert Éntréesituationen sowohl zur Kettenbrücke als auch zur Heumühlengasse und Köstlergasse aus, erlaubt eine nutzungsoffene Programmierung im Inneren und bildet zugleich eine Kante welche die Linie der Marktzeilen aufnimmt. Die Grenzen zwischen Landschaft, Möblierung und Bebauung verschmelzen am neuen Naschmarktplatz zu einem hybriden Organismus eines nutzungsoffenen, klimaresilienten öffentlichen Stadtraums. Der Neue Naschmarkt ist zugleich urbaner Park, soziale Infrastruktur, Grünstruktur und bauliche Struktur mit wichtiger Klima- und Biodiversitätsfunktion, in welche die bestehenden denkmalgeschützten Gebäudestrukturen selbstverständlich eingebettet sind.

Nutzungskonzept und Multifunktionalität
Das Konzept fokussiert auf einen als Gesamtstruktur wahrnehmbaren öffentlichen Raum, der zugleich attraktiver Aufenthaltsort und Treffpunkt der Nachbarschaft ist, als auch des gesamten Stadtgebiets. Die verschiedenen Bereiche gehen fliessend ineinander über und doch werden spezifischen Zonen und Orte ausgebildet.

Wienfluss-Park
Den Auftakt zum Neuen Naschmarktpark bildet am westlichen Portal des Wiengewölbes eine Treppe die über dem Wasser schwebt Die „Wienfluss-Treppe“ ermöglicht den Zustrom der Kaltluft aus dem Wienfluss in den Park und bildet zugleich einen Balkon mit Blick auf das Wasser, von dem aus man den Sonnenuntergang geniessen kann. Der anschließende Parkbereich bildet eine Landschaft aus großen baumbestandenen Wiesenhügeln und begrünten Böschungen, durch die sich canyonartig die Wegeverbindung von Ost nach West hindurchzieht. Programme wie Spielplatz und Sitzmöglichkeiten sind dabei in die Böschungen der Inseln eingelassen oder integrierten Holzplateaus aufgesetzt.
Die Verbindung zum Wienfluss und das Element des Wassers tauchen hier in vielfältigen Varianten auf und macht diesen erfahrbar: Lüftungsfugen zur Kühlung, aus welchen die kalte Luft aus dem Gewölbe auf die Platzfläche gelangt, sind an den Kanten der Hügel platziert. Das Klangmöbel bietet einen Treffpunkt mit diversen Aufenthaltsqualitäten: das großräumige Holzdeck bietet Raum für Sitzen, Lieben, Spielen. In das Klangmöbel sind eine Tribune und Bäume integriert, sodass man hier im Baumschatten verweilen kann. Durch schmale Schlitze, hört man der Klang des Wasserstroms und fühlt den Luftstrom – das Klangmöbel verbindet die untere Ebene des Wassers mit der neuen Ebene des Freiraums. Auch das Wasserspiel aus Fontänen vor der Falcostiege referenziert den unterirdischen Wienfluss und sorgt für ein angenehmes Mikroklima. Das Programm des Flohmarkts wird zu einem linearen, promenadenartigen Erlebnis, das sich von der Steggasse über die Kettenbrückengasse hinweg bis zum Marktamt aufspannt.

Naschmarktplatz / Flohmarkt
Auf der parallel zur U-Bahn-Station verlaufende multifunktionalen Platzfläche wird das Programm des Flohmarkts weitergeführt und mit weiteren temporären Spiel- und Sportangeboten überlagert sowie dem Radübungsplatz und möglichen kulturellen Nutzungen. Die lineare Struktur der Marktzeilen des Naschmarkts wird hier in Form von Pergolen als schattenspendende, bepflanzte Elemente fortgesetzt, die geschützte Orte schaffen. Eine flexibel Möilierung bietet diverse Nutzungen unter die Pergolen: sitzen, liegen z.B. wenn der Markt da stattfindet, aber auch kleine Tribüne um Veranstaltungen zu geniessen. Die Stützen der Pergolen sind auch Verteiler zwischen der Ebene des Wassers und dem multifunktionalen Freiraum. Als verbindende Elementen ziehen sie kühle Luft nach oben. Eine lineare Beleuchtung ist ebenfalls in die Pergolen integriert.
Zentrales Element des Neuen Naschmarktplatzes ist die Franzensbrücke über die U-Bahn-Trasse, welche die Rechte Wienzeile direkt an den Naschmarktplatz anbindet und die Franzensgasse bis zur Joanelligasse verbindet. Die hier entstehende Platzfläche über der Brücke wird als Erweiterungsfläche für das Freiluft-Kino und gastronomische Angebote verstanden. Als Pendant zur Würstelbude wird hier ein Kiosk platziert, mit Sitzgelegenheiten auf der Brücke. Weitere Funktionen wie öffentliches WC, Gerätelager für die Radübungsbahn etc. sind ebenfalls hier untergebracht.
Die Potentialfläche auf der Rechten Wienzeile wird begrünt und durch die Brücke ebenfalls eingebunden: über ein treppenartiges Holzdeck gelangt man auf die tieferliegende Kinowiese und die Falcostiege.

Éntrée Naschmarkt / Landparteienplatz / Bauernmarkt
Das Éntrée des Naschmarkts auf dem Landparteienplatz wird durch ein multifunktionales Energie- und Klima-Dach ausgebildet. Die raumbildende Struktur formuliert Éntréesituationen sowohl zur Kettenbrücke als auch zur Heumühlengasse und Köstlergasse aus und ist so als Landmark für den Naschmarkt aus verschiedenen Richtungen wahrnehmbar. Das Dach übernimmt die Funktion einer stadträumlichen „Klammer“, welche die Linie der Marktzeilen an den Kanten weiterführt und hier dauerhafte Funktionen integriert, zugleich aber vielfältig durchwegbar bleibt und eine nutzungsoffene Programmierung im Inneren ermöglicht. Durch die eigene Formsprache setzt sich das Klima-Dach vom denkmalgschützten Bestand ab und tritt nicht in Konkurrenz, sondern umfliesst diesen und bindet ihn in die Gesamtstruktur ein.

Die multifunktionale Klimastruktur erfüllt Funktionen der Energieproduktion, des Regenwassermanagements, des sommerlichen Wärmeschutzes sowie Witterungsschutz in den Übergangsjahreszeiten und macht dieser erlebbar. Die leicht gefaltete Holzstruktur wird zu polygonalen, trichterförmigen Elementen zusammengesetzt und mit transparenten oder semi-transparenten Solarmodulen bespannt. An den Tiefpunkten der Trichter wird das Regenwasser gesammelt, gefiltert und als Brauchwasser (Pflanzenbewässerung, WC´s) weitergenutzt, Überschüsse werden in den Wienfluss eingeleitet. Die Abwicklung des Regenwassermanagements auf der Ebenen der Dachstruktur ermöglicht die großflächige Nutzung des Landparteienplatzes als weiterhin teilversiegelte Fläche. Das auf der Dachhaut leicht gestaute Wasser kann auch zur Verdunstungskühle beitragen. Die Stützen des Klimadachs sind in den lastabtragenden Bereichen des Wiengewölbes platziert und nehmen ebenfalls die lineare Struktur der Naschmarkt-Zeilen auf. Die Stützen des Klimadachs fungieren an einigen präsenten Stellen als Treffpunkte und Aufenthaltsinseln bzw. Klimastationen. Hier sind die Stützen zu Sitzgelegenheiten erweitert, es gibt Ladestationen für Handys, Stromanschlüsse, sowie Displays welche Auskünfte zum Klimawandel und den Meßdaten zur Klimafunktion des Daches (bspw. Niederschlagsmengen, Stromproduktion, Messung Kaltluftströme) geben. Die Beleuchtung für abendliche Nutzungen unterhalb des Daches ist in das Dach selbst integriert, gleichzeitig erhellt es den umgebenden Stadtraum als schimmerndes Objekt.
Die dauerhaften Martktflächen zum Verkauf regionaler Produkte sind an den Kanten des Dachs in vier Boxen integriert, sodass die zentrale Platzfläche als „Herz“ des Naschmarkts nutzungsflexibel bleibt. Außerhalb der Marktzeiten des Bauernmarkts können hier Tanzveranstaltungen oder Kochevents stattfinden. Weitere festinstallierte Programme wie eine öffentliche Küche, eine Klima-Technik- und Meßstation, Trafos und Ladestationen für E-Bikes sind in die Kanten der Boxen integriert. Der temporäre Bauernmarkt wird entlang der linearen Marktzeilenstruktur organisiert und zieht sich bis zum Wienzeilen-Balkon.

Potentialfläche Rechte Wienzeile /Preßgasse
Die Erweiterungsfläche des Bauernmarkts zwischen Kettenbrückengasse und Preßgasse ist ebenfalls im Duktus der Marktzeilenstruktur organisiert. Der Bauernmarkt zieht sich hier vom Klima-Dach bis zum Wienzeilen-Balkon mit Blick Richtung Osten über die U-Bahn-Trasse. Begleitend sind auch hier Rasenflächen, Baumpflanzungen und Pergolen entlang der Rechten Wienzeile vorgesehen.

Mobilität / Freiraumkonzept
Der Neue Naschmarkt vernetzt das Areal mit seiner Umgebung indem attraktive Verbindungen für Fußgänger*innen geschaffen werden. Unterschiedliche Raumqualitäten ermöglichen einerseits die Funktion als Transitraum mit einem Hauptweg, gleichzeitig werden Wegeverbindungen in die Nachbarschaft über ein spielerisches Wegenetz hergestellt sowie zahlreiche Möglichkeiten für aktive Nutzungen wie Sport und Spiel, oder konsumfreie Treff– und Verweilpunkte integriert
Durch die Strukturierung des Wienfluss-Parks in Grünzonen und Wege sowie die neu ausgebildeten Éntrées werden klar ablesbare Eingänge für Fußgänger*innen geschaffen. Die Kettenbrückengasse wird als Shared Space ausgewiesen, sodass die beiden Seiten stärker als eine Einheit wahrgenommen werden. Die Zufahrten zum Flohmarkt und Bauernmarkt von der Rechten und Linken Wienzeile bleiben erhalten, die Ladezonen integriert. Die übergeordnete Radlangwegestrecke wird eingebunden und von der Rechten auf die Linke Wienzeile umgelenkt.

Nachhaltigkeit, Klimawandelanpassung, Kreislaufwirtschaft
Das Nachhaltigkeitskonzept beinhaltet ökologische und soziale Aspekte von Nachhaltigkeit: einen großzügigen öffentlichen Freiraum als identitätsstiftende Leitstruktur und Landmark für Wien. Das begehbare Klima-Dach dient als digitalisierte Schnittstelle zur Schaffung eines klimaresilienten Ortes, mit den ablesbaren Messungen und Sensorik dient es zum Verständnis klimatischer Prozesse und wird gleichzeitig Zeitzeuge klimatischer Veränderungsprozesse.
Der Baumbestand wird erhalten und (dort wo möglich) großzügig ergänzt. Ein Großteil der Flächen wird entsiegelt und als Wiese, Pflanzfläche oder Rasensteinpflaster ausgeführt. Auf den Pflanzflächen sind Gehölze mit geringem Pflegeaufwand und hohem Biodiversitätsgrad vorgesehen, Stauden und Gräser verändert ihre Farbigkeit über die Jahreszeiten. Der Wienfluss-Park als Ort des Artenschutzes wird nachts nicht oder nur sehr gering beleuchtet. Die Hauptwege und Platzflächen sind in Dränasphalt vorgesehen. Positive mikroklimatische Effekte werden durch die Nutzung des Luftstroms des Wienflusses erzielt, sowie mit der Verdunstung Regenwasser auf Grünflächen, den Wasserspielen und der Einspeisung Regenwasser über Dachstruktur.
Mit der Stromproduktion des Klima-Dach wird die lokale Energieversorgung sichergestellt.
Konzepterläuterung

Konzepterläuterung

Lageplan Ausschnitt Naschmarktpark

Lageplan Ausschnitt Naschmarktpark

Lageplan Ausschnitt Naschmarktpark 02

Lageplan Ausschnitt Naschmarktpark 02

Lageplan Ausschnitt Landparteienplatz

Lageplan Ausschnitt Landparteienplatz

Klima-Dach

Klima-Dach

Modellfotos

Modellfotos